Dinslaken. . Aufgeheizte Stimmung bei der Versammlung zum Freibad Hiesfeld: 200 Bürger aus Dinslaken stellten Bürgermeister und Stadtwerke zur Rede.
Selten ist das Interesse an einer Jahreshauptversammlung so groß und selten die Stimmung so aufgeheizt: Etwa 200 Bürger wollten am Montagabend bei der Hauptversammlung des Freibadvereins Hiesfeld die Erklärungen der Stadtwerke und des Bürgermeisters Dr. Michael Heidinger zum drohenden endgültigen Aus für das Freibad Hiesfeld hören. Der Vorsitzende des Freibadvereins, Thomas Giezek, war so „überwältigt“ von dem Zuspruch, dass er glatt die Begrüßung vergaß.
Stadtwerke-Geschäftsführer: „Können das nicht tragen“
Dass die Stimmung deutlich über den 20 Grad lag, die das Thermometer am Eingang verkündete, bekam Stadtwerke-Geschäftsführer Josef Kremer direkt zu Beginn zu spüren. Wer er denn überhaupt sei, wollte ein
Mann im Publikum wissen. Stadtwerke, diese Auskunft genüge nicht. Verständlich erläuterte Kremer nicht nur seine Funktion sondern fasste auch die Gutachten zusammen, die zum Beschluss der Aufsichtsräte geführt haben, von der Sanierung des Bades Abstand zu nehmen: Die Bodenbeschaffenheit ist zu ungünstig und zu unberechenbar, um ein Schwimmbad darauf bauen zu können, das den aktuellen hygienischen Vorschriften entspreche. Grundwasser könne ins Becken laufen, die Überlaufrinne könnte sich aufgrund von Senkungen verschieben. Dann wäre nicht mehr an allen Stellen des Beckens dieselbe Wasserqualität gewährleistet – was aber Vorschrift sei.
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Weil niemand eine Gewährleistung übernehme, müssten die Stadtwerke allein das Risiko tragen. Die finanzielle Belastung sei aber dann durch eine daraus resultierende kurze Abschreibungszeit so hoch, dass die Stadtwerke Dinslaken „das nicht tragen können“, so Kremer. Die Bonität des Unternehmens würde ebenso leiden wie die Gewinnaussschüttung an die Stadt Dinslaken: Die Genehmigungsfähigkeit des städtischen Haushalts wäre letztendlich in Gefahr, auch das Wort „Haushaltssicherung“ fiel an diesem Abend.
Bürgermeister: „Dafür übernehme ich nicht die Verantwortung“
Er habe für den Bäderkompromiss „gekämpft“, betonte Bürgermeister Michael Heidinger, der selbst Mitglied des Freibadvereins ist. Für ein Bad aber, das knapp acht Millionen Euro koste und dem aus hygienischen Gründen nach eineinhalb Jahren möglicherweise die Betriebserlaubnis entzogen würde „dafür übernehme ich nicht die Verantwortung“. Er werde „keine acht Millionen Euro in den Sand setzen.“
Und nein, erklärte er einer Bürgerin auf deren Frage: „Ich habe keinen Plan B“. Da aber nun ein Teil des Bäderkompromisses hinfällig sei, Dinslaken aber die Wasserflächen benötige „sehe ich mich in der Pflicht, nach Alternativen zu suchen“, so Heidinger. Bis zur Ratssitzung am 26. März, in der das Thema auf der Tagesordnung stehe, werde das aber nicht klappen. Alternativvorschläge – wie ein Außenbecken am Dinamare – kommentierte Heidinger nicht.
Vorwürfe der Bürger
Nie sollte das Freibad wieder eröffnen, Villen sollen dort entstehen, warfen die Zuhörer Heidinger vor, der das von sich wies und versprach: Während seiner Amtszeit werde das nicht geschehen. Dem Schreiben der Architekten Krieger, die vom Bau an dieser Stelle abraten, werde zuviel Wert beigemessen, warfen die Zuhörer den Verantwortlichen vor, die Stadt möge sich doch andere Architekten, andere Gutachter suchen, forderten sie. Den Erläuterungen des anwesenden Gutachters wollte man aber auch nicht folgen: zu kompliziert, zu langatmig. Im ganzen, von Bergsenkungen betroffenen Ruhrgebiet würden Schwimmbäder gebaut, warum sollte das in Dinslaken ausgerechnet nicht funktionieren, wollte Thomas Giezek wissen.
Giezek: Neues Bürgerbegehren ist in Arbeit
Er habe von seinen Mitgliedern zuvor den Auftrag bekommen, rechtlich prüfen zu lassen, ob das Bürgerbegehren wieder scharfgestellt werden könnte. Alternativ „sind die ersten schon dabei, ein neues Bürgerbegehren aufzurufen“, so Giezek. Moderator Tim Perkovic bedankte sich am Ende für die „tolle Streitkultur“, mit höflichem Applaus für das Podium gab es einen versöhnlichen Abschluss. Auch wenn Thomas Giezek am Ende feststellte: „Viel schlauer sind wir jetzt nicht“.