Mülheim. Die Olympischen Spiele in Paris sind zu Ende. Die Mülheimer Hockeyspieler feierten einen Erfolg, ansonsten fiel die Bilanz ernüchternd aus.
Als Duco Telgenkamp den letzten Penalty für die niederländische Hockeynationalmannschaft verwandelte, war der deutsche Traum von Gold geplatzt. Nach einer 2:4 (1:1, 0:0)-Niederlage im olympischen Finale von Paris mussten sich die Mülheimer Lukas Windfeder und Moritz Ludwig sowie Ersatzspieler Malte Hellwig vom HTC Uhlenhorst Mülheim mit der Silbermedaille begnügen.
Als die deutsche Mannschaft sich nach dem Spiel noch einmal auf eine Ehrenrunde begaben klatschten sogar die niederländischen Fans Applaus. Heben konnte das die gesenkten Köpfe von Windfeder und Co. wohl nur minimal. In der regulären Spielzeit hatte Thies Prinz nach einer eigentlich schon verstoppten Ecke noch den 1:1-Ausgleich erzielt, doch im Shoot-Out erwies sich der niederländische Keeper Pirmin Blaak als beinahe unüberwindbar. Nur Justus Weigand erzielte den einzigen Treffer.
Stralkowski und Rabente bleiben letzte Olympiasieger aus Mülheim
Damit bleiben der heutige Uhlenhorster Trainer Thilo Stralkowski und der damalige Finaltorschütze Jan Philipp Rabente Mülheims letzte Olympiasieger. Das Duo gewann mit der Hockeynationalmannschaft die Goldmedaille in London 2012. Gegner waren ebenfalls die Niederländer. Rabente schoss beide Tore beim 2:1.
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Diesmal reichte es nicht zum zweiten ganz großen Wurf unter Bundestrainer André Henning, der sieben Jahre lang als Klubtrainer am Mülheimer Uhlenhorst aktiv war und die deutsche Mannschaft schon im Januar 2023 zum Weltmeistertitel führte. Mit der Silbermedaille hat der Coach das deutsche Team zumindest auf dem höchsten Weltniveau stabilisiert.
So erlebten die drei Mülheimer die Olympischen Spiele
- Malte Hellwig: Gänsehaut auf der Seine, Foto mit Nadal: Mülheimer lebt Olympia-Traum
- Moritz Ludwig: Mülheims Hockey-Youngster: Das unterscheidet Olympia von der WM
- Lukas Windfeder: Olympia 2024: Mülheimer will Gold – wie Familie und Freunde helfen
Was bleibt vom Olympischen Turnier aus Mülheimer Sicht? Youngster Moritz Ludwig absolvierte wie schon bei der Weltmeisterschaft alle Partien im Turnier und darf sich mit 22 Jahren bereits Weltmeister und Vize-Olympiasieger nennen. Mülheims Kapitän Lukas Windfeder verpasste die ersten beiden Spiele verletzungsbedingt, wurde ab dem dritten Gruppenspiel aber wieder festes Mitglied in der deutschen Hintermannschaft.
Und Malte Hellwig hätte sich nicht träumen lassen, überhaupt zum Einsatz zu kommen. Im Besitz einer sogenannten P-Akkreditierung musste der HTCU-Stürmer in einem Hotel außerhalb des Olympischen Dorfs wohnen und nur in die Mannschaft rotieren, falls sich ein anderer Spieler verletzt. Das war gleich in den ersten beiden Spielen der Fall, als Teo Hinrichs verletzt ausfiel. Auch im vierten Gruppenspiel kam Hellwig noch einmal zum Einsatz.
Am Montag werden die drei Mülheimer am heimischen Klub gebührend empfangen. Ab 18.30 Uhr bereitet der HTCU seinen Silbermedaillengewinnern einen großen Bahnhof. „Als gesamter Klub sind wir extrem stolz auf unsere drei Olympiateilnehmer, die drei Wochen lang in Paris super Leistungen vollbracht haben und mit der Silbermedaille nach Hause kommen“, sagt Uhlenhorst-Präsident Hanns-Peter Windfeder.
Die Ergebnisse in der Übersicht
- Deutschland – Frankreich 8:2
- Deutschland – Spanien 0:2
- Deutschland – Südafrika 5:1
- Deutschland – Niederlande 1:0
- Deutschland – Großbritannien 2:1
- Viertelfinale: Deutschland – Argentinien 3:2
- Halbfinale: Deutschland – Indien 3:2
- Endspiel: Deutschland – Niederlande 2:4 nach Penaltyschießen
Mülheimer Schiedsrichter leitet Spiel um die Bronzemedaille
Das Erreichen des Finales durch die deutsche Mannschaft hieß zumindest für einen Mülheimer, dass er nicht im Endspiel dabei sein wird: Schiedsrichter Benjamin Göntgen. Der Unparteiische, früher beim Kahlenberger HTC und mittlerweile für den RTHC Leverkusen pfeifend, gehört mittlerweile zu den besten Schiedsrichtern auf dem Globus, letztes Jahr wurde er vom Weltverband zum Schiedsrichter des Jahres gewählt.
Dass aber kein deutscher Referee ein Endspiel mit deutscher Beteiligung pfeifen darf, liegt auf der Hand. Stattdessen durfte Göntgen das Spiel um die Bronzemedaille zwischen Indien und Spanien (2:1) leiten - gemeinsam mit Coen van Bunge, der als Niederländer dasselbe Schicksal teilte. Auch im Halbfinale zwischen den Niederländern und Spanien (4:0) stand der Mülheimer auf dem Platz, genau wie zuvor in mehreren Gruppenspielen. Zweimal kam er darüber hinaus als Videoschiedsrichter zum Einsatz. Selbstverständlich war sein Olympia-Einsatz aber nicht.
Es war der 25. Januar 2023 bei der WM in Indien. Die Niederlande spielten gegen Südkorea im Viertelfinale, als ein abgefälschter Ball den deutschen Schiedsrichter Benjamin Göntgen mitten im Gesicht traf. Der Mülheimer wurde blutend vom Platz getragen und noch am selben Abend operiert. Weil der Wangenknochen gar nicht gebrochen war, stattdessen aber der Oberkiefer zertrümmert, musste Göntgen in Deutschland erneut unters Messer. Im Oktober musste er sich einer weiteren Operation unterziehen, nachdem er irreparable Nervenschäden davongetragen hatte. Seit Weihnachten 2023 ist er medikamentenfrei,.
Mülheimer Co-Trainer verpasst mit den „Danas“ den Kampf um die Medaillen
Und auch bei den Hockeydamen war ein Mülheimer vertreten: Als Spieler war Johannes Schmitz lange für den HTC Uhlenhorst in der Bundesliga unterwegs. Parallel startete aber früh seine Trainerkarriere. Als Assistent wurde er mit den Mülheimern Deutscher Meister. Beim Deutschen Hockeybund war er bereits für die U18 und die U21 tätig. Mit Letzterer wurde er 2021 Vizeweltmeister.
Bis Ende dieses Jahres hat der 36-Jährige die sportliche Verantwortung für den gesamten weiblichen Nachwuchsbereich inne und fungiert als Bindeglied zur Damennationalmannschaft, die er nun als Co-Trainer nach Paris begleitet. Ab dem 1. Januar wird er dann sogar hauptamtlicher Co-Trainer. Die Damen gewannen in der Gruppenphase drei von fünf Spielen, mussten sich nur dem Welt- und Europameister sowie Olympiasieger Niederlande und den Belgierinnen geschlagen geben. Im Viertelfinale war dann allerdings nach einem 1:2 gegen Argentinien Schluss.
- Deutschland – Japan 2:0
- Deutschland – Niederlande 1:2
- Deutschland – Frankreich 5:1
- Deutschland – China 4:2
- Deutschland – Belgien 0:2
- Viertelfinale: Deutschland – Argentinien 1:2
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Badminton-Duo aus Mülheim scheidet früh aus
Für Deutschlands beste Badmintonspielerin waren die Olympischen Spiele früh beendet. Die sechsfache Deutsche Meisterin Yvonne Li verlor beide Vorrundenspiele und hat es nicht in die K.o.-Runde geschafft. Nach Tokio 2021 vertrat die 26-Jährige Deutschland zum zweiten Mal in der weiblichen Einzelkonkurrenz.
Die Auslosung bescherte der Mülheimerin gleich ein Duell mit der chinesischen Titelverteidigerin Chen Yu Fei. Der Weltranglistenzweiten konnte sie immerhin einen Satz abnehmen, musste sich nach exakt einer Stunde mit 14:21, 21:17, 9:21 geschlagen geben. Auch gegen die Dänin Mia Blichfeldt gewann sie einen Durchgang, musste sich im entscheidenden dritten Satz aber mit 12:21 geschlagen geben.
- Yvonne Li – Chen Yu Fei 14:21, 21:17, 9:21
- Yvonne Li – Mich Blitchfeldt 14:21, 21:14, 12:21
Fabian Roth galt einst als Deutschlands größte Nachwuchshoffnung im Herreneinzel, nachdem er schon mit 17 Jahren Junioren-Europameister wurde. Der gebürtige Karlsruher besuchte das Badminton-Internat an der Mülheimer Südstraße, wo er heute wieder täglich trainiert, seitdem die Einzeldisziplinen im Deutschen Badmintonzentrum zu Hause sind. Zahlreiche Verletzungen warfen den heute 28-Jährigen immer wieder zurück.
2021 feierte er sein Comeback auf der internationalen Turnierszene und sprang nun auf den sprichwörtlich letzten Drücker noch auf den Zug in Richtung Paris auf. Er profitierte unter anderem davon, dass der Ukrainer Danylo Bosniuk, der mit dem 1. BV Mülheim gerade in die erste Bundesliga aufgestiegen ist, wegen des Verdachts auf Spielmanipulation bis zum 11. Oktober 2025 vom Weltverband suspendiert worden ist.
Roth traf zum Auftakt auf den an Position 13 gesetzten Inder und WM-Dritten von 2023, Prannoy Haseena Sunil Kumar – in der Badmintonszene nur „H.S. Prannoy“ genannt. Zwar führte er im ersten Satz noch mit 16:13, verlor diesen aber ebenso wie den zweiten, so dass am Ende ein 18:21, 12:21 auf der Anzeigetafel stand. Am Dienstagabend der ersten Woche hatte er beim 10:21, 10:12 gegen den Vietnamesen Le Duc Phat keine echte Chance. Damit schied auch der letzte deutsche Badmintonspieler aus den Olympischen Wettbewerben aus.
- Fabian Roth – H.S. Prannoy 18:21, 12:21
- Fabian Roth – Le Duc Phat 10:21, 10:21
Julius Rommelmann: Das schwere Los des Ersatzmannes in Paris
„Das hat es zwar schon gegeben, aber Alltäglich ist es natürlich nicht“, sagt Julius Rommelmann über die Tatsache, dass 2021 erst sein Bruder Jonathan zu den Olympischen Spielen fuhr (und mit der Silbermedaille heimkehrte) und jetzt er selbst an den Spielen teilnimmt. Weil der Ältere beim letzten Qualifikationsrennen hauchdünn das Nachsehen hatte, bleibt das ultimative Mülheimer Brüder-Erlebnis aus.
Ein besonderes Abenteuer soll es für Julius Rommelmann aber trotzdem werden, zumal sein Bruder ebenfalls in Paris mit dabei war. Allerdings ist der 27-Jährige nur als Ersatzmann für den Doppelvierer bzw. den Doppelzweier nominiert und kommt damit nur im Falle einer Verletzung zum Zug.
Einen Tag vor dem Start der Ruderwettbewerbe hatte er dennoch gleich zwei Einsätze: Im Time Trial belegte er den vierten Platz, 40 Minuten später ruderte er im Einer-Rennen der Ersatzleute auf Rang zwei. Der Sieg ging jeweils an Rumänien.
Mülheimer Bundestrainerin führt Deutschland-Achter ins Finale
Mit dem Namen Rommelmann ist auch ihr Name verbunden: Als Jonathan Rommelmann 2021 Olympia-Silber gewann, war Sabine Tschäge seine Trainerin. Die Mülheimerin wurde anschließend vom Deutschen Olympischen Sportbund sogar zur Trainerin des Jahres gekürt. Mittlerweile ist die frühere RRGM-Ruderin als Bundestrainerin für den männlichen Riemenbereich zuständig und hat dabei vor allem den Deutschland-Achter unter ihren Fittichen. Der holte zuletzt Silber in Tokio.
In Paris musste das bekannteste deutsche Boot allerdings den Umweg über den Hoffnungslauf nehmen, qualifizierte sich aber für den Endlauf- Hinter Großbritannien, den Niederlanden und den USA landete das größte deutsche Boot am Ende auf dem vierten Platz.
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