Mülheim. Julius Rommelmann fährt als Ersatzmann zu den Olympischen Spielen. Nachvollziehen kann er die Entscheidung nicht. Welche Rolle er nun übernimmt.
Als wir Julius Rommelmann erreichen, sitzt der gerade auf dem Spinningrad. Am Stützpunkt in Ratzeburg bereitet sich der Mülheimer Ruderer gerade auf die Olympischen Spiele in Paris vor (26. Juli bis 11. August). In der französischen Hauptstadt wird er zwar mittendrin sein, aber doch nicht richtig dabei.
Rückblick: Vor drei Jahren fieberte der heute 27-Jährige noch mitten in der Nacht mit, als sein Bruder Jonathan Rommelmann im olympischen Finale von Tokio stand und im Zweier die Silbermedaille gewann.
Mülheimer Ruderer gehört zum fünfköpfigen Team des Doppelvierers
Seitdem hat sich „Rommelmann junior“ in internationalen Einsätzen mit beharrlich guten Leistungen selbst in den Fokus gerückt. Soweit, dass er als einer von fünf Startern für den deutschen Doppelvierer in Paris nominiert wurde.
Fünf Mann für einen Vierer? Richtig, da kann am Ende einer nur Ersatzmann sein. „Mir wurde eigentlich schon mitgeteilt, dass ich das sein werde“, spricht Rommelmann die bittere Wahrheit aus. Der Mülheimer darf zwar im Olympischen Dorf wohnen, wird aber nur zum Einsatz kommen, wenn sich aus dem Doppelvierer oder dem Doppelzweier jemand verletzt.
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Wirklich nachvollziehen kann der 27-Jährige die Entscheidung nicht. „Eine objektive Begründung konnte mir auch nicht genannt werden“, so Rommelmann. In zwei von drei Weltcups saß der RRGM-Ruderer im deutschen Boot. „Die Ergebnisse haben eigentlich für meine Leistung gesprochen. Vor allem in Luzern sind wir echt gute Rennen gefahren, obwohl da die ganze Top-Konkurrenz am Start war“, sagt der Mülheimer.
In welcher Zwickmühle sich Mülheims Olympia-Teilnehmer befindet
In Poznan kehrte der zuletzt länger verletzte Schlagmann Moritz Wolff ins deutsche Aufgebot zurück. „Mir war bewusst, dass in Poznan nochmal die andere Kombi ausprobiert wird. Nachdem sie aber nicht gut abgeschnitten haben, habe ich doch gehofft, dass man meine Leistung anerkennt“, gibt Rommelmann offen zu.
Jetzt befindet sich der Mülheimer in der klassischen Zwickmühle zwischen der eigenen Enttäuschung und der maximalen Unterstützung für die Teamkollegen. „Das ist immer die Krux des Ersatzmanns. „Man ist sich im Leistungssport natürlich immer erstmal selbst am nächsten, sonst würde man nicht so weit kommen. Deswegen ist das eine schwierige Situation, vor allem mental. Aber ich bin so gestrickt, dass, wenn es drauf ankommt, ich für die Jungs da bin und sie unterstützen werden, soweit es möglich ist.“ Es sei aber „definitiv keine einfache Geschichte.“
Warum Julius Rommelmann trotzdem positiv nach Paris blickt
Trotzdem werde Olympia eine tolle Erfahrung. Zumal Rommelmann trotzdem einen Einsatz haben wird: Das Rennen der Ersatzleute einen Tag vor dem Start der eigentlichen Ruderwettbewerbe. „Da sind auch klasse Athleten dabei“, blickt er mit Freude auf das Rennen im Einer voraus, auf das er sich seit vier Wochen vorbereitet.
Zwischen den Rennen seines Teams sind bis zu zwei Tage Pause, so dass Rommelmann guter Hoffnung ist, sich auch andere Sportarten angucken zu können. „Ich würde mir gerne ein Hockeyspiel angucken, Leichtathletik ist immer ein spannendes Thema und die Basketball-Herren sind glaube ich auch in der ersten Woche dran“, so Rommelmann.
Mülheimer lernte die Basketballer um Dennis Schröder bei der Einkleidung kennen
Die Korbjäger lernte der Mülheimer schon bei der Einkleidung kennen. „Das war schon cool, mal kurz mit Dennis Schröder oder den Wagner-Brüdern zu quatschen“, freut sich Rommelmann. Auch den für Rot-Weiss Köln spielenden Mülheimer Hockeyspieler Christopher Rühr traf er beim Anprobieren des offiziellen Outfits wieder. Ein kleiner Vorgeschmack auf das Olympische Dorf.
Und das ist nun für das Vierer-Team ohne Rommelmann drin? „Puuh, das ist schwer zu sagen“, findet Rommelmann, hat aber zwei klare Favoriten: „Die Niederländer und Polen sind immer ganz, ganz vorne dabei, teilweise auch echt mit Abstand. Die werden den Olympiasieg unter sich ausmachen.“ Für Bronze tippt er auf Italien oder Großbritannien. Dahinter sei alles offen. „Wenn alles passt, traue ich den Jungs einen Platz im A-Finale und vielleicht die Top fünf zu“, sagt Rommelmann. Eine Medaille wäre eine Überraschung. Zumal die Strecke in Paris wind- und wellenanfällig sei. „Aber am Ende gilt natürlich auch die Floskel: In einem Olympischen Finale ist alles möglich.“
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