Bad Ragaz. Bei Borussia Dortmund brodelt es. Im Fokus steht Kaderplaner Sven Mislintat. Personelle Konsequenzen bleiben aber vorerst aus.
Man kann sich kaum lockerer geben als Sven Mislintat im Sonnenschein von Bad Ragaz. Gleich am ersten Tag in Borussia Dortmunds Trainingslager, am Donnerstag war das, wurde er von einem älteren Fan angehalten. Ein gemeinsames Foto mit den Kindern? Selbstverständlich. Mislintat ging hinter dem Absperrgitter in die Hocke, lächelte. Dann steckte er sich die Kopfhörer in die Ohren, startete die Musikapp auf seinem Smartphone, und radelte auf seinem Mountainbike davon.
Am Montag nun war mit großem Interesse erwartet worden, wie der 51-Jährige rund um den Sportplatz Ri-Au in den Ostschweizer Bergen auftreten würde. Er begrüßte andere BVB-Mitarbeiter genauso wie Fans, die Zugang zum gesonderten Bereich auf der Anlage haben, freundlich. Und auch die dort wartenden Journalisten. Als wäre nie etwas gewesen.
BVB: Noch ist man von der Konstellation überzeugt
Dabei knartscht es beim Fußball-Bundesligisten seit einigen Wochen gewaltig. Es geht dabei um Spannungen zwischen Sportdirektor Sebastian Kehl und Kaderplaner Mislintat und die Frage, ob sich tatsächlich jeder an die Rollen hält, die ihm bei der großen Umstrukturierung der Führungsetage des BVB im Frühjahr zugeteilt worden ist. Wie diese Redaktion bereits berichtet hat, stellt vor allem die Rückkehr Mislintats den Klub vor große Herausforderungen. Vorerst jedoch darf Mislintat im Job bleiben.
Noch ist man beim BVB nämlich davon überzeugt, dass das Führungstrio um Sport-Geschäftsführer Lars Ricken (48), Sportdirektor Kehl (44) und Rückkehrer Mislintat in dieser Konstellation den Verein in eine erfolgreiche Zukunft führen kann. Dass es Reibungspunkte insbesondere zwischen Kehl und Mislintat geben würde, sei einkalkuliert worden, hört man. Verschiedene Meinungen in Sachfragen nämlich fördere die Produktivität, führe zu besseren Ergebnissen. Und obwohl noch kein Pflichtspiel absolviert wird ist, verspüren viele rund um den Klub Optimismus, das Gefühl, dass in dieser Transferperiode gute Arbeit geleistet worden sei. Dank Kehl. Dank Mislintat.
Aber: Kann das auf Dauer gutgehen? Es gibt Gründe, daran zu zweifeln.
BVB: Trainer Nuri Sahin spielt auch eine wichtige Rolle
Mislintats Expertise, Talente zu sichten, wird nach wie vor hochgeschätzt. Andererseits wird dem Kamener, der bei Ajax Amsterdam und beim VfB Stuttgart in Führungspositionen gescheitert ist, ein ausgeprägtes Sendungsbewusstsein und großes Ego attestiert. Dieses allerdings muss er in seiner neuen Rolle, bei der er Ricken und Kehl klar unterstellt ist, bei der er Spielerakquise betreiben, aber keine Verhandlungen führen darf, zurückstellen. Schon nach wenigen Wochen im Job wird immer deutlicher, dass er sich schwertut, dieses Einstellungskriterium auch dauerhaft zu erfüllen.
Hinzu kommt, dass es im Klub weitere Verschiebungen gab. Nuri Sahin hat Edin Terzic als Trainer ersetzt. Terzic war ein enger Vertrauter von Mislintat, ohne den 41-Jährigen hat es Mislintat schwerer im Verein. Denn aus verschiedensten Richtungen wird von internen Sitzungen berichtet, in denen es zwischen Sahin und Mislintat, zwei meinungsstarke Persönlichkeiten, ordentlich gescheppert haben soll. Von einem Konflikt zwischen den beiden könne aber keinesfalls die Rede sein. Zugang zur Kabine gewährt ihm Sahin allerdings nicht. Nur Personen, die eng an der Mannschaft arbeiten, sowie die beiden Sportchefs Ricken und Kehl dürfen hinein.
BVB: Dortmund will Maximilian Beier holen
Dass diverse Spannungen nun an die Öffentlichkeit gelangt sind, will man beim BVB auch als Weckruf verstanden wissen. Als Appell an alle Beteiligten, sich doch bitte in ihren vorgesehenen Zuständigkeitsbereichen zu bewegen. Denn Unruhe kommt in Dortmund zur Unzeit auf, die Bastelei am Kader ist in den finalen Zügen.
In diesem soll Maximilian Beier bald stehen. Der 21-jährige Nationalspieler hat 16 Torbeteilidungen in der vergangenen Saison vorzuweisen. Die Dortmunder Bosse sehen ihn als perfekten Ersatz für den zu West Ham United wechselnden Niclas Füllkrug (31), weil Beier ein anderes Profil mitbringt, das dem BVB gut zu Gesicht stünde.
Der Offensivspieler, hört man, kann sich einen Wechsel zum BVB ob der sportlichen Perspektive sehr, sehr gut vorstellen können. Sein Gehalt würde deutlich über dem liegen, was er noch bei der TSG Hoffenheim bezieht. Ist der Füllkrug-Transfer abgeschlossen, möchte man die Verhandlungen mit Hoffenheim aufnehmen. Dortmunds Schmerzgrenze bei der Ablöse liegt bei etwas weniger als 30 Millionen Euro – praktisch die Summe, die man aus London für Füllkrug erhalten wird. Sollte auf der Abgabeseite nichts mehr passieren, wären die Transferaktivitäten damit abgeschlossen.
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