Moers. Die Liste von Ex-Kinos in Moers ist lang. Allein das Atlantic ist noch da. Warum Theaterleiter Joachim Schumacher auf Familienfilme setzt.
Es ist immer noch da, das Atlantic-Kinocenter an der Neustraße. Da, wo früher einmal das Kronen-Kino war. Trotz der Neueröffnung der „Hall of Fame“ im benachbarten Kamp-Lintfort, einem Lichtspielhaus der Moderne.
Spätestens als dort im Februar dieses Jahres die ersten Filme auf die Großbildleinwand geworfen wurden, machte in Moers mal wieder das unschöne Wort vom „Kinosterben“ die Runde. Aber bitte, neun Monate später wurde ausgerechnet im Atlantic-Kinocenter das renommierte „doxs!“-Filmfestival offiziell eröffnet. Auch ein medienwirksames Zeichen, nach dem Motto: „Wir leben noch!“.
Investitionen statt getrübte Stimmung
Und sogar Theaterleiter Joachim Schumacher blickt nicht mehr nur skeptisch in die Zukunft, so wie noch im vergangenen Jahr. Im Gegenteil, gerade erst hat er eine neue Stuhlreihe gekauft, um marode Sitze im Saal 1 zu ersetzen. Würde hier am Jahresende das Licht ausgehen, hätte er jetzt wohl kaum noch eine vierstellige Summe investiert, oder?
Die Situation schöner zu reden als sie ist, hilft natürlich nicht weiter. Das weiß auch der gebürtige Niedersachse, geschäftsführender Gesellschafter der Utopia Filmtheater GmbH mit Sitz in Delmenhorst. Dort betreibt er den Maxx-Filmpalast, in Witten das Burg-Theater.
Eröffnung des Moerser Atlantic in 1990
Und in Moers eben das Atlantic mit drei Sälen und knapp 300 Plätzen. Es wurde 1990 eröffnet, nachdem sich dort die Cine-Factory nicht etablieren konnte, trotz mehrmaliger Versuche, unter anderem als Programmkino.
Für das kleines Haus handelte der Filmtheaterkaufmann mit dem Eigentümer einen sehr fairen Mietvertrag aus – mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist.
Belastet die Hall of Fame in Kamp-Lintfort das Atlantic?
Um diesen Deal zu verstehen, muss der Blick wieder nach Kamp-Lintfort wandern. Wie entwickelt sich dort die „Hall of Fame“? Vielleicht zu Lasten des Atlantic?
Von jährlich 50.000 bis 60.000 Besuchern in Moers war mal in der Lokalpresse zu lesen. Die Zahl schien wirtschaftlich zu reichen, angesichts der vergleichsweise geringen Betriebskosten. Im Atlantic sind drei Mitarbeiter fest angestellt, hinzu kommen rund 20 Aushilfskräfte.
Das Publikum liebt Familienstreifen
Interessant ist der Blick auf das wöchentlich wechselnde Programm: Manche Hollywood-Produktion ist hier gar nicht zu sehen, weil das Publikum Actionstreifen nicht so sehr mag; und eher in den Multiplexhäusern in Duisburg, Krefeld oder Oberhausen guckt.
Familienfilme wie „Pets“ und „Toy Story“, so Joachim Schumacher, sind „Atlantic-Moers-Publikum-Filme“. Klar also, dass in dieser Woche neben der „Addams Family“ vor allem „Die Eiskönigin 2“ läuft, täglich drei Mal.
>>> Hier geht es zum Kinoprogramm im Moerser Atlantic Center
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