Moers. Als die „Hall of Fame“ in Kamp-Lintfort eröffnete, hat es die schlimmsten Befürchtung für das Atlantic in Moers gegeben. Doch das Kino lebt.

Noch vor einem Jahr gab es die schlimmsten Befürchtungen. Die Eröffnung des neuen, modernen Multiplex-Kinos im nahen Kamp-Lintfort werde das Moerser Atlantic nicht überleben, glaubten die meisten Beobachter, und auch Betreiber Joachim Schumacher zeigte sich skeptisch für die Zukunft seines Kinos an der Neustraße. Doch das Atlantic ist nicht untergegangen, Schumacher wagt sogar vorsichtige Investitionen.

Joachim Schumacher betreibt das Atlantic in Moers.
Joachim Schumacher betreibt das Atlantic in Moers. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald (theo)

Die „Hall auf Fame“ hat soeben den 100.000 Besucher binnen eines halben Jahres begrüßt. Angesichts dieses Erfolges – wie läuft es im Atlantic? Joachim Schumacher fasst die Lage seines Moerser Lichtspielhauses so zusammen: „Bombig ist es nicht, aber durchaus ganz nett.“

Zahlen nennt Schumacher nicht, aber er sagt: „Wir haben weniger Zuschauer, ja, das war ja nicht zu vermeiden. Aber es ist längst nicht so schlimm gekommen, wie viele es befürchtet haben.“ Schumacher selbst eingeschlossen, wobei er in einem Gespräch mit der NRZ im vergangenen Jahr mehrfach betont hatte, weitermachen zu wollen.

Damals erwies sich der Umstand, dass sein Mietvertrag Ende 2018 auslief, als Glücksfall. Die ursprünglich vorgesehene Verlängerung des Vertrages um fünf Jahre war angesichts der ungewissen Zukunft ein zu großes Risiko fürs Atlantic.

Das Atlantic konnte weitermachen

So schloss Schumacher mit dem Hauseigentümer, der ihn unbedingt halten wollte, einen unbefristeten Vertrag mit einer dreimonatigen Kündigungsfrist. Damit wurde das Risiko des schlimmsten Falls – jahrelange Miete für ein leeres Kino – überschaubar. Das Atlantic konnte weitermachen.

Und die Moerserinnen und Moerser scheinen ihrem Kino die Treue zu halten. Vor allem Familienfilme würden in der Grafenstadt „bombig“ besucht, berichtet Schuhmacher. Der amerikanische Animationsfilm „Pets“ beispielsweise sei sehr gut gelaufen, auch die „Toy Story“, die nächste Woche startet, sei ein typischer „Atlantic-Moers-Publikum-Film“, wie Schumacher es gut gelaunt formuliert.

Actionstreifen wie „Fast And Furios“, die in seinem Multiplex in Delmenhorst jede Menge Zuschauer ziehen, kommen dagegen in Moers weniger an. Quentin Tarantinos düsteres Drama „Once Upon A Time In Hollywood“ wird es erst gar nicht ins Atlantic schaffen.

In Moers gibt es engagierte Mitarbeiter

Schumacher kommt zudem zugute, dass sein Delmenhorster Multiplex-Theater mit Blick auf die Zuschauerzahlen zu den Top 30 in Deutschland gehört. Er hat deshalb bei den Filmverleihern einen guten Stand. Das hilft, wenn er populäre Filme auch im relativ kleinen Moerser Haus frühzeitig präsentieren will, was das Atlantic wiederum attraktiv für Filmfans macht.

Schumacher nennt im Übrigen noch einen Faktor, der dem Atlantic gegen die vermeintlich übermächtige Konkurrenz aus Kamp-Lintfort hilft: „Ich habe in Moers sehr engagierte Mitarbeiter“, sagt er. „Die kümmern sich, machen Veranstaltungen neben dem normalen Kinoprogramm. Sie haben Freiheit und Verantwortung, das nutzen sie.“

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Für das 1990 eröffnete Haus mit rund 300 Plätzen an der Neustraße sieht der Filmtheaterkaufmann mittlerweile zuversichtlicher in die Zukunft. Gerade erst hat eine eine neue Stuhlreihe gekauft, um marode Sitze im Großen Haus zu ersetzen, berichtet Joachim Schumacher. Die Kosten: vierstellig. Das Atlantic hat er vor elf Jahren übernommen. Gut möglich, dass der Vorhang noch lange nicht fällt. „Wenn es so weiter läuft wie jetzt“, sagt Schumacher, „gibt es keinen Grund zu schließen.“