Wesel. 110 Jahre Lichtspiele in Wesel: Im Comet-Cinecenter will Theaterleiter Jens Kamysek die Nische zwischen Multiplex und Programmkino besetzen.

Wenn ab Mitte Dezember der neueste Teil der Star-Wars-Saga in Deutschland anläuft: „Der Aufstieg Skywalkers“, wird der Film auch im Comet-Cinecenter in Wesel zu sehen sein. „Sofort natürlich“, bestätigt Jens Kamysek. Die Frage mag den Theaterleiter irritieren, doch das Lichtspielhaus im Keller der Dudel-Passage leidet schon viel zu lange unter dem chronischen Leerstand in der überdachten Einkaufsmeile.

Voll retro geht es im Comet-Kino zu.
Voll retro geht es im Comet-Kino zu. © Ingo Plaschke/FUNKE Foto Services

Das Sorgenkind der Innenstadt wurde 1984 eröffnet, kostetet damals 25 Millionen Mark, zu den ersten Mietern gehörte das Comet-Kino. Damals galt die Dudelpassage als schick und schön, längst gilt sie als überholt und abgehängt. In der Lokalpresse war zu lesen, die Dudelpassage erfindet sich gerade neu – abwarten.

Vor 110 Jahren eröffneten die Lichtspiele in Wesel

Doch wie gesagt, wer die neuesten Hollywoodstreifen sehen möchte, braucht nicht ins 23,7 Kilometer entfernte Kinodrom nach Bocholt zu fahren. Nebenbei bemerkt: Das dortige Multiplex-Kino mit neun Sälen gibt es nun auch schon seit 21 Jahren.

Im Comet in Wesel sind es sieben Vorführräume, zwei davon mit 3D-Technik ausgestattet. Die alten Filmprojektoren im Foyer sind hübsche Deko, alle Leinwandbilder kommen digital von der Festplatte oder via Internet. Ganz anders als vor genau 110 Jahren, als Lichtspiele in Wesel zu einem Volksvergnügen wurden. 1909 wurden in der Stadt erstmals Kinematographen aufgestellt, sprich Apparate zur Wiedergabe von bewegten Bildern.

Wiedereröffnung als Kulturspielhaus

Die hiesige Kino-Geschichte kann nicht ohne das Haus an der Wilhelmstraße erzählt werden. Am 15. April 1951 wurde es als Kino unter dem Namen Scala Lichtspiele eröffnet. Es soll eine von drei Einrichtungen dieser Art in Wesel gewesen sein, und die schönste davon.

1986 wurde das Scala vom Comet-Betreiber übernommen, am 30. Dezember 2005 geschlossen. Nach einigem Rein und Raus, vom Teppichladen bis zur Kneipe, wurde es ab 2013/2014 als Kulturspielhaus wiedereröffnet. Aus cineastischer Sicht ein Segen: das alljährliche Niederrhein Filmfestival dort, wieder im März 2020.

Multiplex und Programmkino am Niederrhein

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Zurück ins Comet-Cinecenter, das mit seinem farbenfrohen Interieur den Ch arme der 80er Jahre versprüht, also eigentlich voll retro ist. Hier arbeitete sich Jens Kamysek von der studentischen Hilfskraft zum Theaterleiter hoch. Arbeitsbeginn: am frühen Mittag. Schichtende: in der frühen Nacht. Der 42-jährige Kommunikationswissenschaftler wohnt in Essen, pendelt täglich an den Niederrhein – und versucht eine Nische zwischen Multiplex und Programmkino zu besetzen.

Nachmittags laufen Filme für die Familie, ansonsten Action, Horror, Komödien... Im „Kino um 3“, eine Zusammenarbeit mit dem Seniorenbeirat der Stadt, werden ausgesuchte Filme gezeigt. Und, auch das voll retro: Zwischen Werbung und Film wird im Saal Eis verkauft. Was also bitte ist das Comet? Antwort von Jens Kamysek: „Ich sage mal, ein Kultiplex.“

>>> Hier geht es zum Kinoprogramm im Comet-Center

Das sind die Kinos am Niederrhein: