Dinslaken. Carsten Thunke gibt seine Videothek in Dinslaken nach 20 Jahren auf. Es lohnt sich nicht mehr. Einen Nachfolger hat er nicht finden können.

„Once upon a Time in … Hollywood“, „König der Löwen“ und „Toy Story 4“ – sie alle gibt es noch in der „World of Video“ – doch den neuen Star Wars „Der Aufstieg Skywalkers“, den werden sich Fans des Genre nicht mehr in der Videothek von Carsten Thunke ausleihen können.

Schweren Herzens schließt Carsten Thunke nach rund 20 Jahren seine Videothek zum 31. Januar – die letzte in Dinslaken.

Menschen werden bequemer

„Die letzte am Niederrhein, so viel ich weiß“, fügt Thunke hinzu. Bereits im April des vergangenen Jahres hat er nach einem Nachfolger gesucht – doch niemand wollte den Laden übernehmen. Zu schwierig sei die Situation auf dem Verleihmarkt. „Videotheken sind ein aussterbendes Geschäft“, sagt Carsten Thunke.

Streaming-Dienste wie Netfix oder Amazon Prime bieten ihre Dienste 24 Stunden rund um die Uhr an, da muss sich niemand von der Couch herunterbemühen, um einen Film auszuleihen. „Die Menschen, vor allem die Jüngeren, sind heute bequemer geworden. Die möchten eine Rund-um-Versorgung, ohne sich irgendwie bemühen zu müssen“, sagt Thunke. Das Geld spiele dabei weniger eine Rolle, das habe er in der all der Zeit an Überziehungen gemerkt.

Treue Stammkunden gibt es noch – doch das reicht nicht

Natürlich habe er noch seine treuen Stammkunden, sagt Thunke, ja sogar Neukunden habe er regelmäßig hinzugewinnen können. Was oft an Schließungen von Videotheken in der Umgebung lag, doch inzwischen zahlt der Videotheken-Besitzer drauf. Und das muss nicht sein. „Es ist jetzt der Punkt erreicht, wo es sich nicht mehr lohnt“, so Thunke, der seinen Laden eigentlich nur aus Liebhaberei betreibt. „Ich liebe Filme, habe die meisten, die hier stehen, selber gesehen, aber in einem anderen Job zu arbeiten und nur Geld reinzustecken, das geht nicht mehr.“

Auch interessant

Gut kann er sich noch an die ersten Jahre erinnern, als es noch VHS-Kassetten gab. Dann kamen die DVD’s. Damals wurden die gesamten Bestände an Videokassetten verkauft – heute sind es die Silberlinge, die er bis zum 31. Januar seinen Kunden zum Verkauf anbietet. Alles muss raus. Er ist sicher, dass er noch viele Scheiben verkaufen kann, denn „sonst müsste ich sie alle in meinem Keller unterbringen, das geht nicht“. Doch seine Kunden wollen ja gerade keine Streaming-Dienste in Anspruch nehmen, wollen die DVD’s noch in die Hand nehmen können, sie fühlen und sich in der Videothek beraten lassen. Das wird es jetzt nicht mehr geben.

Spartenfilme liefen nicht

Blockbuster – das sind die Filme, die Thunke noch bis Dezember geliefert bekam. Drei bis sechs Monate nachdem der Film im Kino anlief, je nach Herstellerfirma ging es mal langsamer, mal schneller. Gleichzeitig allerdings wurden die DVD’s im Handel angeboten – auch da gingen Kunden verloren.

Spartenfilme, alte Filmklassiker – die liefen bei ihm kaum, im Verkauf schon mal, aber als Ausleihe eher nicht. Nicht einmal Heinz Erhardt. Dessen „Drei Mann in einem Boot“ steht im Regal, aber „da hat schon seit Jahren niemand mehr nachgefragt“. „Alles was älter als zwei Jahre ist, geht im Verleih nicht mehr“, sagt Thunke und schränkt ein. „Na ja, vielleicht noch Filme wie Schindlers Liste, wenn das Thema gerade in der Schule durchgenommen wird.“

Schließung stimmt traurig

Wehmut erfüllt ihn, wenn er sich in seinem Laden umschaut. Im hinteren Teil sind bereits einige Regale abgebaut, die Stangen lehnen noch an den Wänden. „Ich habe viel Herzensblut hier hineingesteckt. Es tut wirklich weh, nach 20 Jahren alles aufzugeben, was man geliebt hat“, sagt er und Traurigkeit schwingt in seiner Stimme mit. „So richtig werde ich es sicherlich erst am 31. Januar realisieren, dann wenn ich zum letzten Mal in der Videothek stehe.“

Urlaub habe er sich genommen, um das Geschäft abzuwickeln. Elf Stunden stehe er dafür täglich im Laden. „Es war schon eine schöne Zeit, ich habe viele unterschiedliche Menschen kennengelernt, es sind Freundschaften entstanden. Man hat die Kinder von Kunden aufwachsen sehen – und nun“, Carsten Thunke streicht sich mit der Hand über die Augen. Es tut halt weh, ein Abschied von einem Teil seines Lebens.

Natürlich können noch Filme ausgeliehen werden, doch bis zum 31. Januar läuft auch der Abverkauf der Filme.