An Rhein und Ruhr. Anke Schöps und Rebecca Schirge sind Wanderprofis mit Gespür für besondere Routen. Sie geben Tipps fürs Wandern mit Nachwuchs und Hunden.

Eine Erlebnistour entlang der malerischen Niers zwischen Goch und Weeze oder eine Exkursion mit Panorama-Garantie rund um den Hengsteysee mitten im Ruhrgebiet: Die Autorinnen Anke Schöps und Rebecca Schirge sind große Wanderfreundinnen, schreiben seit Jahren über Touren nicht nur an Rhein und Ruhr. Für eine neue Broschüre mit dem Titel „NRW entdecken“ haben sie spannende Routen beigesteuert und Tipps fürs Wandern mit Hund und Nachwuchs parat.

Mama und Papa leben die Begeisterung fürs Wandern vor

„Meine Kinder haben wirklich Freude am Wandern“, berichtet Anke Schöps. „Mein Mann und ich leben diese Begeisterung aber auch vor.“ Am Niederrhein ist das Ehepaar aus Tönisvorst mit der sechsjährigen Tochter und dem zweijährigen Sohn, so oft es nur geht, zu Fuß in der Natur unterwegs. „Es wird am Wochenende dann ein Event, weil sie ihre Mama und Papa für sich haben, ohne Arbeits- und Alltagsstress.“ So auch auf der „Niers wieder!“ überschriebenen 14 Kilometer langen Route zwischen Goch und Weeze.

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Startpunkt für das vierköpfige Wanderteam der Familie Schöps war dort der Bahnhof in Goch. Von dort ist der Nierswanderweg schon in wenigen Minuten erreichbar. Direkt am Fluss entlang können sich Groß und Klein vom schmalen Pfad aus auf schöne Aussichten auf Wasser, Kuhweiden und Felder freuen. „Zum Laufen ist vielleicht ein asphaltierter Weg einfacher, aber Kinder langweilen sich dann schnell“, wirft Schöps ein.

Ein Grau in Grau schlägt womöglich etwas aufs junge Gemüt. „Die Kleinen haben es am liebsten, wenn der Pfad schmal ist, sich dort vielleicht auch Wurzeln einen Weg bahnen.“ So wird jeder Schritt zum kleinen Abenteuer, auch an der Niers entlang.

Als Zwischenstopp empfiehlt Anke Schöps den Gasthof Jan an de Fähr mit gutbürgerlicher Küche.

Ziehfähre über den Fluss – Kinder freuen sich über Highlights

Ein Highlight für Kinder: Eine mit Muskelkraft zu bedienende kleine Ziehfähre über den Fluss liegt auf dem Weg. Doch reichen nach Anke Schöps Erfahrung schon simplere Entdeckungen aus, um Kinderaugen zum Strahlen bringen. „Das fängt schon bei einem umgestürzten Baum am Wegesrand an, der erkundet werden kann.“

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Zum Ende der Niers-Tour warten einige Belohnungen auf die fleißigen Wanderer. „Der Abenteuerspielplatz im Fährpark mit vielen Geräten, Schaukeln und Klettertürmen ist ideal für größere Kinder“, führt Schöps an. Nur wenige hundert Meter entfernt befindet sich der Tierpark Weeze. Dort liegt auch das nach ihrer Einschätzung „zauberhafte“ Familiencafé Eselsohr. Die letzten Meter bis zum Bahnhof seien dann schnell geschafft.

„Für vor allem kleinere Kinder sind die 14 Kilometer eine sehr sportliche Tour“, wirft Anke Schöps ein. „Bevor man sich an so eine Tour wagt, würde ich mit meinen Kindern kürzere Wege ausprobieren, um zu schauen, wie sie zurechtkommen.“

Eine grobe Faustformel, welche Entfernung dem eigenen Kind zuzumuten ist, hat die Autorin parat. „Lebensalter mal dem Faktor 1,5“, sagt die Niederrheinerin. Geländegängige Kinderwagen, ein Bollerwagen oder eine Rucksack-Kraxe seien für die Wanderung darum perfekt, meint die zweifache Mutter.

Die Tour entlang der Niers hat Groß und Klein gefallen.
Die Tour entlang der Niers hat Groß und Klein gefallen. © mobil.nrw | Anke und Thorsten Schoeps

„Unsere Tochter hat einen Wanderrucksack und Wanderschuhe. Tatsächlich gibt es ein wachsendes Angebot an solchen Schuhen auch schon für Kinder.“ Diese spezielle Ausrüstung muss es aber für die Tour entlang der Niers nicht unbedingt sein. „Vernünftiges Schuhwerk reicht da schon aus.“

Von Vorteil sei es, den Nachwuchs schon vorab in die Planung der Touren einzubinden. „Man kann ihnen auch verschiedene Optionen geben und sie dann entscheiden lassen.“ Um die Vorfreude zu befeuern, können die Kleinen den Großen helfen, etwa indem sie ihre eigenen Wanderrucksäcke packen. „Wenn sie alt genug sind, können sie auch selbst Butterbrote schmieren.“

Während die Tour entlang der Niers so gut wie keine Steigungen aufweist, kann sie eine andere Ecke des Niederrheins für Hügelfreunde empfehlen. Denn am vergangenen Sonntag ging es für Anke Schöps und ihre Tochter in die Sonsbecker Schweiz. Zum Einsatz kam hier, eine mobile Hängematte. „Es war ein magischer Moment, dort oben den Sonnenuntergang zu erleben.“

Rebecca Schirge ist gerne zusammen mit Hund Fino auf Touren unterwegs.
Rebecca Schirge ist gerne zusammen mit Hund Fino auf Touren unterwegs. © mobil.nrw | mobil.nrw

Rebecca Schirge ist, wenig verwunderlich, ebenfalls gerne in der Natur unterwegs. Vor ihrer Haustür, sie lebt in Bielefeld, liegt der Teutoburger Wald. Für die Wanderbroschüre beschreibt sie aber eine Route entlang des Hengsteysee, die auch für Vierbeiner geeignet ist. Startpunkt ist der Herdecker Bahnhof, von dem aus nach wenigen Gehminuten die Altstadt mit historischen Fachwerkhäusern erreicht ist.

„Auf den Hundetyp kommt es an“, berichtet Schirge darauf angesprochen, worauf Frauchen und Herrchen achten sollten. Denn nicht jeder Vierbeiner wandere gerne weite Strecken. Vor allem sehr junge oder alte Hunde sollten nicht überlastet werden, empfiehlt die Autorin.

Broschüre ist kostenlos erhältlich

Die Startpunkte aller neun Wandertouren in der Broschüre „NRW entdecken“ lassen sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln (mit Bus und/oder Bahn) erreichen. Herausgegeben wird die Broschüre von „mobil.nrw“, einer Gemeinschaftskampagne des NRW-Verkehrsministeriums sowie der Verkehrsunternehmen, Zweckverbände, Verkehrsverbünde und -​gemeinschaften in Nordrhein-​Westfalen.

„NRW entdecken“ ist erhältlich als kostenlose Print-​Ausgabe in den Kundencentern der Verkehrsunternehmen, in Tourist-​Informationen, bei Wandervereinen und in vielen touristischen Zielen im Land. Außerdem finden Wanderfans alle Touren und Infos auch als E-​Paper und GPX-​Dateien unter www.mobil.nrw/entdecken und bei der Wanderplattform „komoot“.

Ihr Fino ist mit 14 Jahren etwa nicht mehr der Jüngste. „Früher ist er bei Radtouren gerne neben dem Rad hergerannt.“ Das für Hundeverhältnisse gehobene Alter mache sich jedoch bemerkbar. „Aber wenn wir zu Fuß unterwegs sind, dann ist er immer noch sehr agil“, erzählt die Bielefelderin und muss lächeln.

Das lässt sich auch ihrem Bericht der Route entlang des Hengsteysee entnehmen. Fino sei nämlich „eine Bergziege im Hundepelz“, verrät dort Rebecca Schirge. Auf dem Weg hoch in Richtung des Kaiser-Wilhelm-Denkmals und der Ruine der Hohensyburg sei ihre Fellnase über sich schlängelnde Wurzelpfade bergauf immer schneller geworden, während sich ihr Tempo merklich verlangsamte. Von wegen also Hunde-Opa.

Die historische Altstadt von Herdecke war für Rebecca Schirge und Fino der Ausgangspunkt der Route entlang des Hengsteysee.
Die historische Altstadt von Herdecke war für Rebecca Schirge und Fino der Ausgangspunkt der Route entlang des Hengsteysee. © mobil.nrw | mobil.nrw

Je nach Hunderasse reagiert ein Hund auch besonders empfindlich auf Hitze, gibt Rebecca Schirge zusätzlich zu bedenken. „Mein Hund mag kühleres Wetter lieber.“ Nähert sich das Thermometer der 20-Grad-Marke oder übersteigt diese sogar, schwinde die Bewegungsfreude bei Fino deutlich. „Da merkt man die Herkunft der Border Collies als Hütehunde aus Schottland.“

Schirges rät, auf enge (Kletter-)Passagen mit Absturzgefahr zu verzichten. Generell sollten genug Pausen an schattigen Plätzen mit Quellen oder Flüssen gemacht werden – so eine Möglichkeit zur Abkühlung sei gerade in den Sommermonaten ideal. Die Begleiter auf vier Pfoten freuen sich zudem über Snacks und ausreichend Wasser. Ein kleines Notfallset, zum Beispiel mit einer Zeckenkarte, sollte ebenfalls zur Ausrüstung gehören.

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Herrchen und Frauchen müssen zudem die Leinenpflicht beachten. Bei Wanderungen böte es sich an, lieber ein Hundegeschirr als ein Halsband zu nutzen, empfiehlt die Expertin.

Im VRR fahren Vierbeiner kostenlos in Bussen und Bahnen mit

Eine bundesweit einheitliche Regelung bezüglich der Mitnahme von Hunden im ÖPNV gibt es übrigens nicht, einige Regionen ermöglichen aber generell eine kostenlose Mitnahme von Vierbeinern. Das gilt zum Beispiel für den Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR), den Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) sowie den Westfalentarif.

Aber: Hunde dürfen nur unter Aufsicht und kurz angeleint in Bussen und Bahnen mitreisen. Auf den Sitzplätzen dürfen sie sich nicht aufhalten. „Für Vierbeiner, die Mitreisende gefährden können, gilt zudem Maulkorbpflicht“, ruft Schirges in Erinnerung. Ansonsten steht dem Wandervergnügen nichts im Wege, außer vielleicht das wechselhafte Aprilwetter.