An Rhein und Ruhr. Das Geleucht auf der Halde Rheinpreußen in Moers ist Aussichtspunkt und Denkmal zugleich. Tourenideen gibt’s im neuen Buch „Wanderbare Halden“.

Durch den Baerler Busch, am Ufer des Waldsees entlang, kann man die rote Landmarke auf der Halde Rheinpreußen schon von Weitem erahnen. Oben angekommen, bildet das Geleucht den Höhepunkt des Hügels. Es ist ruhig an diesem sonnigen Vormittag. Grillen zirpen, Vogelgezwitscher und ein leises Dröhnen von der Beeckerwerther Brücke. Es gibt viel zu sehen: den Rhein, Industriebauten und Qualm, der aus Fabriken aufsteigt, den Wald und die Menschen, die sich auf den Weg zum Gipfel dieses Freizeitparadieses am Niederrhein gemacht haben. Mit dem gerade erschienenen Halden-Wanderführer werden sich im Spätsommer wohl noch mehr Menschen auf den Weg nach Moers machen.

„Mountainbiker, Downhillfahrer, aber auch Leute mit E-Bike kommen hier hoch“, so Karl Brand, der sich selbst am liebsten als „Ansprechpartner für Besucher“ bezeichnet. Seit dem Jahr 2007 betreut er das Geleucht schon, also von Anfang an. Das Kunstwerk von Otto Piene gilt als „größtes Montankunstwerk der Welt“ und ragt 30 Meter in den Himmel. Das Bergematerial der Halde stammt aus den Schächten V und IX der Zeche Rheinpreußen, aus denen zwischen 1963 und 1990 knapp 42 Millionen Tonnen Gestein aufgeschüttet wurde.

Fahrradtourist: „Der Erhalt der Halden ist gut und auch wichtig“

Die rote Farbe der Riesengrubenlampe kommt nicht von ungefähr. Sie steht, so ist es auf der Homepage des Geleuchts zu lesen, für die „Kohle, die Wärme und Energie durch Feuer schafft und für die Grubenarbeit, mit ihren besonderen Bedingungen und Gefahren“.

Ein Wahrzeichen: Das Geleucht des Künstlers Otto Piene auf der Halde Rheinpreußen.
Ein Wahrzeichen: Das Geleucht des Künstlers Otto Piene auf der Halde Rheinpreußen. © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

„Schön, dass man Denkmäler erhält“, sagt Heinz Naber, der mit Ehefrau und Wohnmobil aus dem Münsterland hergekommen ist, um die Region mit dem Fahrrad zu erkunden. Die beiden sind das erste Mal auf der Halde Rheinpreußen unterwegs. „Der Erhalt der Halden ist gut und auch wichtig, um den nachfolgenden Generationen noch etwas von der Industriegeschichte zeigen zu können“, fügt er hinzu, bevor sich das Ehepaar wieder mit dem Fahrrad auf den Weg macht. Ihr nächstes Ziel: „Tiger und Turtle“, die riesige Fußgänger-„Achterbahn“ auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe im Duisburger Angerpark.

„Jeder, der hier hochkommt, ist erstmal fasziniert“

Sehr gut lässt sich die Faszination von Halde und Landmarke bei einer Wanderung um die Halde herum bis zum Gipfel erfahren. Eine genaue Beschreibung der Route gibt es in dem neuen Halden-Buch (siehe unten).

Karl Brand erklärt Touristen die Schönheit und die Bedeutung des
Karl Brand erklärt Touristen die Schönheit und die Bedeutung des "Geleuchts" auf der Halde "Rheinpreußen". © FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann

Auf die Frage, was das Besondere an der Halde sei, sagt Touristenführer Karl Brand: „Die Blicke und Ausblicke mit diesem wunderschönen Kunstwerk im Rücken“. Auch sein Kollege Karl-Heinz Domnick, der ihn seit einem Jahr unterstützt, sagt: „Jeder, der hier hochkommt, ist erstmal fasziniert.“ Er war selbst 34 Jahre unter Tage beschäftigt und hat dabei Tag für Tag eine Grubenlampe vor sich hergetragen. Als er gefragt wurde, ob er Karl Brand unterstützen wolle, zögerte er nicht lange. „Man trifft viele alte Kumpel, mit denen man mal zusammengearbeitet hat,“ sagt er und lacht.

Halde Rheinpreußen: Verbindung zwischen Geleucht und der Region mit dem Bergbau

Auch Brand betont die Verbindung zwischen dem Geleucht und der Region mit dem Bergbau. „Die ehemaligen Bergleute verbinden viel mit der Grubenlampe“. Doch nicht nur die Kunstwerke auf den Halden seien wichtig, auch die Halden insgesamt, so sagt er. „Alles ist miteinander verbunden.“

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Karl Brand und Karl-Heinz Domnick kümmern sich ehrenamtlich um das Geleucht, Brand gibt Führungen bei Tag und auch am Abend, wenn dann nicht nur die Bergmannslampe leuchtet, sondern auch der Hang der Halde mit rotem Licht bestrahlt wird.

Was den beiden dabei so viel Spaß macht? Der Kontakt mit den Gästen. „Ich begrüße hier den Tagesjüngsten sowie auch den Tagesältesten“, so Brand. Das Allerschönste sei jedoch zu beobachten, wie „Leute sich hier finden“ und in Kontakt miteinander kommen.

46 Halden im Besitz des RVR - Buch gibt Tipps zu 15 Wandertouren

  • Insgesamt 46 Halden befinden sich im Besitz des Regionalverbands Ruhr. Nicht nur durch die Renaturierung und Begrünung, sondern auch durch Kunstwerke und Installationen wurden viele von ihnen aufgewertet und gelten als Orientierungspunkte für das ganze Ruhrgebiet. Viele sind zu Naherholungsgebieten geworden, und auch Touristen werden durch die Kunstinstallationen auf den ehemaligen Aufschüttungsbergen angezogen.
  • Das Buch „Wanderbare Halden“ gibt einen Überblick über die schönsten Wandertouren im Revier rund um beziehungsweise auf Halden.
  • Insgesamt 15 Touren mit einer Dauer von 2,5 bis 4,5 Stunden rund um oder auf den bekanntesten Halden im Ruhrgebiet und am Niederrhein entlang listen die Autorinnen Nikola Hollmann und Andrea Slavik darin auf.
  • Das Buch ist im Essener Klartext-Verlag erschienen und zum Preis von 18,95 Euro erhältlich.