An Rhein und Ruhr. Im NRW-Landtag wird über das „Aufstehen der Mitte“ gesprochen. An diesen Orten gehen Zehntausende für die Demokratie auf die Straße.
Hunderttausende Menschen sind in Deutschland bereits in den vergangenen Tagen für Demokratie und gegen die AfD auf die Straße gegangen, Zehntausende werden es ihnen in den kommenden Tagen gleichtun. Von Schermbeck über Moers bis Düsseldorf sind am Wochenende – vor allem am 27. Januar, dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – an Rhein und Ruhr weitere Kundgebungen unterschiedlichster Gruppen und Organisationen angekündigt, bei denen Zeichen für Vielfalt gesetzt werden sollen.
Ministerpräsident Wüst: „Verteidigen Sie unsere Demokratie“
Lob dafür, dass die „Mitte der Gesellschaft“ aufstehe und gegen „Demokratiefeinde“ laut werde, äußerte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) im Rahmen einer Aktuellen Stunde im nordrhein-westfälischen Landtag am Mittwoch. Er appellierte an die Menschen im Land: „Zeigen Sie Zivilcourage. Verteidigen Sie unsere Demokratie auch im Alltag.“ Für Jochen Ott (SPD-Fraktionsvorsitzender) sei nun offensichtlich, dass „die Faschisten zurück sind in Deutschland. Die Demokratinnen und Demokraten sind aber mehr. Sie sind stärker.“
Klare Worte fand auch Verena Schäffer, Fraktionsvorsitzende der Grünen. „Die AfD ist eine Gefahr für unsere Demokratie, aber unsere Demokratie ist stark und sie ist wehrhaft.“ Als „parlamentarischen Arm“ der Rechtsextremen bezeichnete Henning Höne, Fraktionsvorsitzender der FDP, die Landtagsabgeordneten der AfD. Er dankte allen Menschen, die in den vergangenen Tagen, zum Teil zum ersten Mal in ihrem Leben, für eine Demonstration auf die Straße gegangen sind. „Jede Demokratie braucht Demokraten.“ Ott forderte aber auch ein, hinreichende Antworten auf das Erstarken der AfD zu finden. „Daran müssen alle demokratischen Parteien arbeiten.“
Der Redebeitrag des AfD-Abgeordneten Christian Loose, der von „staatlich gelenkten und organisierten Demonstrationen“ sprach, blieb nicht ohne Widerspruch. Er unterstellte den Kundgebungen der jüngsten Tage, Zeichen gegen die Demokratie zu sein.
30.000 statt 3000: Demo-Planung in Düsseldorf wird größer
In der Landeshauptstadt Düsseldorf nimmt die für den Samstag geplante Kundgebung unterdessen immer größere Züge an. Statt den zunächst 3000 bis 5000 angemeldeten Teilnehmern werden laut Mit-Organisator Oliver Ongaro („Düsseldorf stellt sich quer“) inzwischen 30.000 Menschen erwartet. „Man sieht, dass ein Ruck durch Deutschland und durch Düsseldorf geht. Überall rufen Sportvereine und Kirchenverbände zu Demos auf. Es scheint sich was zu bewegen“, erklärte Ongaro. Ihre Fans zur Teilnahme riefen Fußball-Zweitligist Fortuna, der Eishockey-Traditionsclub DEG, die Footballer von Rhein Fire und die Tischtennisstars der Borussia auf.
Im Organisationablauf gibt es eine Änderung: Statt zum Johannes-Rau-Platz führt die Demo ab 12 Uhr vom DGB-Haus (Friedrich-Ebert-Straße) über Oststraße, Berliner Allee und Rheinkniebrücke auf die Oberkasseler Rheinwiesen. Dort wird es dann auf einer Bühne Redebeiträge geben, unter anderem von Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).
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Das Bündnis „Moers ist bunt, nicht braun“ ruft ebenfalls für Samstag zu einer Kundgebung auf. Treffpunkt ist am Samstag, 27. Januar, um 11 Uhr der Synagogenbogen an der Oberwallstraße, anschließend führt die Demonstration zum Internationalen Kulturkreis.. „Es ist an der Zeit, Gesicht zu zeigen und unsere Demokratie zu verteidigen“, heißt es im entsprechenden Aufruf, der von zahlreichen Gruppen unterstützt wird.
Neukirchen-Vluyn möchte am Samstag „bunt“ sein
Ein Zeichen für die Demokratie soll auch in Neukirchen-Vluyn gesetzt werden. „NV ist bunt! Für Demokratie und gegen Rechts“ ist die Demonstration betitelt, zu der die Partei Bündnis 90/Die Grünen für Samstag, 27. Januar, um 14 Uhr einlädt. Ort der Demo ist der Vluyner Platz. Unterstützt wird der Aufruf von SPD, FDP, CDU, ÖDP, dem Neukirchener Erziehungsverein, der Awo, der Grafschafter Diakonie und den evangelischen Kirchengemeinden.
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Unter dem Motto „In Dinslaken schweigen wir nicht!“ wird in Dinslaken von einem breiten Bündnis aus Parteien, Gewerkschaften, Kirchen- und Moscheegemeinden sowie weiteren Gruppen dafür aufgerufen, „laut“ zu werden „für Demokratie, für Menschlichkeit, für ein solidarisches Miteinander“, wie es in der Ankündigung heißt. Die Demonstration startet am Samstag, 27. Januar, 16 Uhr, auf dem Neutorplatz und führt dann über die Neustraße, Duisburger Straße, Altmarkt und Rittertor, anschließend findet eine Kundgebung am Rathaus statt (Platz d’Agen). Nicht nur viele Dinslakenerinnen und Dinslaken werden bei der Demonstration erwartet, auch aus Hünxe und Voerde wird mit großem Zulauf gerechnet. Dort rufen Parteien und Verbände dazu auf, gemeinsam nach Dinslaken zu fahren.
In Schermbeck soll ebenfalls „Flagge gezeigt“ werden für Demokratie und gegen Rechts, Hass und Hetze. „Ich finde es ist wichtig, dass auch wir hier im kleinen Schermbeck Flagge zeigen angesichts der unerhörten Ereignisse, die sich in Deutschland hier vor kurzem abgespielt haben“, beschreibt Autorin Marlis Fengels ihre Motivation für die Anmeldung der Demo. Am Samstag, 27. Januar, geht es ab 14 Uhr auf dem Rathausplatz los.
Weitere Kundgebungen sollen unter anderem in Emmerich („Eine Stunde für die Demokratie“ am Sonntag, 4. Februar, 11 Uhr auf dem Geistmarkt) und Kamp-Lintfort ( „Kamp-Lintfort bleibt bunt – für Vielfalt und Demokratie“ am Samstag, 3. Februar, 11 Uhr, auf dem Prinzenplatz) folgen. (mit wapp)