Düsseldorf. Für die Demo gegen rechts in Düsseldorf am Samstag sind 30.000 Menschen angemeldet. Die Broilers werden auftreten, ein Musik-Truck ist unterwegs.
- Am Samstag (27. Januar) findet in Düsseldorf eine Großdemonstration gegen die AfD und Rechtsextremismus statt
- Die Veranstalter hoffen auf mehr als 30.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern
- Auf den Oberkasseler Rheinwiesen gibt es dann Redebeiträge von Stadt- und Landespolitikern und einen Auftritt der Punkrockband Broilers
Am kommenden Samstag (27. Januar) wird es viele Menschen trotz GDL-Streiks nach Düsseldorf ziehen. Denn zu der geplanten Demonstration gegen die AfD und Rechtsextremismus, zu der das Bündnis „Düsseldorf stellt sich quer“ (DSSQ), der Düsseldorfer Appell und Kirchenverbände aufgerufen haben, werden über 30.000 Menschen erwartet.
Auch Düsseldorfs bekannteste Sportclubs, darunter die Fortuna und die DEG, haben unter der Woche an ihre Anhängerschaft appelliert, um 12 Uhr zum DGB-Haus an die Friedrich-Ebert-Straße zu kommen, wo die XXL-Demonstration starten wird. Und der Aufruf scheint Wirkung zu zeigen: Denn statt den zunächst 3000 bis 5000 angemeldeten Teilnehmern werden am Samstag in der Landeshauptstadt laut Mit-Organisator Oliver Ongaro von DSSQ für die Kundgebung inzwischen 30.000 Menschen erwartet. „Man sieht, dass ein Ruck durch Deutschland und durch Düsseldorf geht. Überall rufen Sportvereine und Kirchenverbände zu Demos auf. Es scheint sich was zu bewegen“, so Ongaro.
Schweigeminute für Opfer des Holocaust geplant
Am Samstagmittag unmittelbar vor dem Start des Demonstrationszuges durch die Innenstadt planen die Organisatoren indes eine Schweigeminute für die Opfer des Nationalsozialismus. Der damalige Bundespräsident Roman Herzog hatte 1996 den 27. Januar zu einem Gedenktag erklärt. An diesem Datum hatten 1945 sowjetische Truppen die Überlebenden des deutschen Konzentrationslagers Auschwitz im besetzten Polen befreit.
Die Route des Protestzuges hat sich nach Angaben von Oliver Ongaro geändert. Statt zum Johannes-Rau-Platz führt die Demo vom DGB-Haus über Oststraße, Berliner Allee und Rheinkniebrücke auf die Oberkasseler Rheinwiesen. Die Rheinkniebrücke wird am Samstagmittag teilweise gesperrt, kündigt die Düsseldorfer Polizei an. Ab 14.30 findet dann auf den Rheinwiesen planmäßig die Abschlusskundgebung statt. Zu den Rednern gehören auch Oberbürgermeister Stephan Keller und Mona Neubauer, stellvertretende Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin des Landes NRW. Auch Bühnen-Auftritte aus dem Kulturbereich sind geplant, so etwa von Vertretern des Kulturzentrums Zakk in Flingern und der Deutschen Oper am Rhein. Hoher Besuch der jecken Art wird auf der Bühne ebenfalls erwartet: Prinz Uwe soll zu den Teilnehmern, den Jecken wie Karnevalsmuffeln, sprechen.
Für die gute Laune werden aber auch ganz besondere Gäste sorgen: Die Broilers, über deren Auftritt im Vorfeld schon gemunkelt wurde, geben auf der Abschlusskundgebung einige Songs zum besten. Die Punkrockband bestätigte am Donnerstagabend auf ihren Social-Media-Kanälen, dass sie am Samstag „ein paar Songs“ auf der Kundgebung spielen werden. Fast hätte sich zu der legendären Düsseldorfer Band noch eine andere gesellt: Auch die Toten Hosen waren angefragt, erzählt Ongaro. Dass deren Sänger Campino gerade im Urlaub sei, machte dieser Möglichkeit aber einen Strich durch die Rechnung.
Auch der Verein „Rock gegen Rechts Düsseldorf“, der seit 2013 das gleichnamige und kostenlose Musikfestival organisiert, wird sich nach eigenen Angaben an der Großdemo gegen die AfD und für Demokratie in der Landeshauptstadt beteiligen. Der Verein wird mit einem eigenen Lautsprecherwagen am Demonstrationszug teilnehmen. Unter anderem wird der Düsseldorfer Rapper JayJay auf dem Musik-Truck auftreten. Der Truck wird sich an dritter Stelle in den Demonstrationszug einreihen. Auf der mobilen Bühne soll es während der Demo Redebeiträge geben.
Anti-AfD-Demo: Polizei Düsseldorf bestätigt korrigierte Teilnehmerzahl
Ein Sprecher der Düsseldorfer Polizei ging auf NRZ-Nachfrage bereits am Dienstag davon aus, dass die Teilnehmerzahl bei der Demo am Samstag weit überschritten wird: „Nach den Demos in den anderen Städten müssen wir damit rechnen, dass deutlich mehr Teilnehmer als bisher angekündigt nach Düsseldorf kommen werden“, erklärt der Polizeisprecher. Am Mittwoch bestätigte Polizeisprecherin Anja Kynast, die neu-angemeldete Zahl von 30.000 Demoteilnehmern, verweist aber darauf, dass dies „nur der aktuelle Stand“ ist.
Die Düsseldorfer Polizei sieht sich nach eigenen Angaben jedenfalls für den Samstag gut gerüstet: „In Düsseldorf haben wir in regelmäßigen Abständen Tage, wo es mehrere besucherstarke Veranstaltungen gibt. Wir sind daher gut gewappnet.“ Wie viele Polizeibeamte am Samstag in der NRW-Landeshauptstadt im Einsatz sein werden, wollte der Polizeisprecher nicht verraten, betonte jedoch, „dass wir mit einer angemessenen Anzahl an Kräften im Einsatz“ sein werden.
650 Protestierende bei der ersten Anti-AfD-Demo
Das Treffen von Geldgebern, AfD-Funktionären und Führungsfiguren aus der extrem rechten Szene in Potsdam sorgte in den vergangenen Wochen für großes Entsetzen. Offen wurde bei dem Zusammentreffen darüber spekuliert, wie man nach einer Machtübernahme Menschen ohne deutschen Pass oder Deutsche mit Migrationsgeschichte zur „Re-Migration“ in ihre vermeintlichen Herkunftsländer zwingen könne.
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„Wir wollen und können nicht länger schweigen“, sagte DSSQ-Sprecher Oliver Ongaro bereits vor zwei Wochen zum Demo-Aufruf. Er findet, dass „uns gerade der gesellschaftliche Diskurs komplett verrutscht“, dass „die Politik sich treiben lässt“. Man müsse wieder Haltung bewahren und nicht die Politik der AfD machen. Darauf spricht Ongaro auf den Aufruf des NRW-Ministerpräsidenten Wüst an, der mit einer „Allianz der Mitte“ Migration eingrenzen will. Ongaro: „Deutschland ist ein Einwanderungsland und das werden wir auch bleiben. Wir müssen uns jetzt nur die Frage stellen: Wie machen wir das?“
Bereits am zweiten Januarsamstag (13. Januar) gab esin Düsseldorf eine Anti-AfD-Demo, bei der rund 650 Mitdemonstrierende dem Aufruf von Organisatorin Paula Mühl (Volt) gefolgt waren. Kirchen und diverse Bündnisse waren da noch nicht mit im Boot. „Es wird leider noch viele Demonstrationen geben müssen, denn das Thema geht jetzt erst einmal nicht weg“, betont DSSQ-Sprecher Ongaro. „Allein, weil demnächst mehrere Landtagswahlen anstehen.“ (cd/wapp/bes)