Duisburg. Bilder, Skulpturen, Fotos: Auf dem Kunstmarkt der Cubus Kunsthalle in Duisburg gibt‘s Kunst zwischen 50 und 500 Euro zu kaufen.
Lässig steht er da, mit seiner Sonnenbrille, Schiebermütze und Bassgitarre. Allerdings, das fällt schnell auf, wirkt er auch etwas steif, ja, eigentlich sogar stocksteif. Kein Wunder, immerhin war „Dusty Hill“, so sein Name, mal ein Baumstamm. Roger Löcherbach hat aus dem Ahornholz die Musikerfigur geschnitzt, die jede Person begrüßt, die ab Freitag, 24. November, die Cubus Kunsthalle besucht und am Ende vielleicht auch das ein oder andere Kunstwerk mit nach Hause nimmt... Denn genau das ist die Idee des Kunstmarkts, wie Leiterin Dr. Claudia Schaefer betont: „Jeder, der hier durchgeht, kann die Werke sofort kaufen.“ Und das zu erschwinglichen Preisen. „Zwischen 50 und 500 Euro ist alles dabei.“ Zugegeben, der lässige Musiker ist etwas teurer, ebenso wie seine coole Kollegin „Catwoman“, die im nächsten Raum hockt. Aber das sind nur die Ausnahmen.
Anderes, wie die Aquarellzeichnungen von Mauga Houba-Hausherr, sind deutlich günstiger und brauchen zudem viel weniger Platz. Die Künstlerin hat die Landschaften während ihrer sechswöchigen Fahrt nach Norwegen vom Schiff aus gesehen und gemalt. Doch als ihr langsam die Materialien ausgingen, suchte sie nach Alternativen und fand... „Kotztüten“, erklärt sie, während sie ein Exemplar hervorzieht. Nee, sie selbst wird nicht seekrank, „deshalb konnte ich sie ja für meine Bilder benutzen.“ Und so finden sich nun auf den weißen Tüten zarte Farben und schnelle Striche wieder, die von der persönlichen Reise der Künstlerin erzählen. Dass die Inspiration jedoch nicht immer in der Ferne liegen muss, zeigt Künstlerin Stacey Blatt. Geboren in Los Angeles, zog sie erst nach New York und dann... nach Duisburg. Klar, wieso nicht.
Einfach gucken und staunen!
Immerhin findet sie hier, an ihrem Wunschwohnort, Ideen für ihre Werke. So wird auf einmal der Hafen an der Ruhr zum abstrakten Motiv für ihre Siebdrucke in Blau, Lila, Grün, Rot... Auch andere erkennen in ihrer Heimat immer wieder das Schöne, das Besondere, das Einzigartige. Thorsten Kasel ist einer von ihnen, wenn er viel Himmel und einen schmalen Horizont mit den jeweiligen Gebäuden malt. Da ist das Landesarchiv und da... „ist der Stadtwerketurm“, hilft Dr. Claudia Schaefer aus. Ja, manchmal braucht es einen Moment, bis ein einzelnes Kunstwerk seine volle Wirkkraft entfalten kann. Die stacheligen Objekte von Ulrike Waltemathe gehören ebenfalls dazu. Wie eine Mischung aus wunderschönen Wildblumen und seltsamen Unterwassertieren hängen sie an der Wand, ohne zu erklären, was sie sind oder sein wollen. Macht aber nix, einfach gucken und staunen reicht!
Ebenso wie bei den Korallen aus rotem Ton, die Andrea Fehr in Vasen mit schwarzem Sand gesteckt hat. Oder wie bei den schwarz-weißen „Species“, die Ralf Lüttmann aus Holz, Muscheln und Modelliermasse geformt hat. Die kleinen Objekte wirken wie aus einer anderen Welt, irgendwie schön und gleichzeitig beängstigend, aber definitiv faszinierend. Martin Schmitz setzt dagegen lieber auf klare Linien, kein Wunder, schließlich hat er Architektur studiert. „Zwingung“ nennt er sein Werk, „weil der Beton das Holz bezwingt“. Wie das geht? Nunja, „ich baue eine Schalungsform“, antwortet er, „und packe dort Stahl und Beton rein.“ Zehn Tage lang muss das Ganze trocknen, dann erst zeigt sich, ob etwas daraus geworden ist. „Das ist jedes Mal wie ein kleiner Weihnachtsmoment.“
Überraschung unterm Weihnachtsbaum
Wer unterm Tannenbaum ebenfalls für – positive – Überraschungen sorgen möchte, das betont Dr. Claudia Schaefer, „kann auf dem Kunstmarkt ein etwas originelleres Kunstwerk kaufen“. Und ganz nebenbei noch etwas Gutes tun. „Denn die Künstler haben in der Pandemie alle sehr gelitten und jetzt hören langsam auch noch die ganzen Förderungen auf, deshalb können sie jeden Euro gebrauchen.“ Aber keine Sorge, wer später die Ausstellung besucht, bekommt nicht irgendwann nur noch leere Wände zu sehen. „Die Künstler füllen die Lücken wieder auf.“ Manche stehen sogar selbst in der Ausstellung und arbeiten dort gleich weiter... Petra Müller beispielsweise fotografiert immer freitags und sonntags alljene, die selbst zum Kunstwerk werden möchten. Und wer Fotos von anderen Menschen, Situationen, Landschaften bevorzugt, wird in der oberen Etage fündig.
Einige sind alte Bekannte, wie Heinz Josef Klaßen, der in den 1970er Jahren mit melancholischem Blick durch die Kamera geschaut hat. „Das sieht ja aus wie bei Edward Hopper“, könnte manch einer beim Bild von der Imbissbude in Abendstimmung sagen. Andere dagegen sind neue Entdeckungen, wie Ray Meller, der zu seinen Fotos immer Geschichten erzählen kann. Das Paar auf der Straße beispielsweise, „denkt darüber nach, ob sie sich näher kommen sollen.“ Wenn es doch nur ein Zeichen gäbe... Moment! Das gibt‘s doch, dort drüben, direkt vor ihnen, steht ein Verkehrsschild, auf dem zwei Straßen zu einer werden. Seine Bilder beeindrucken, übrigens auch die anderen. „Das da“, Petra Müller zeigt auf das Foto von einem kleinen Jungen zwischen zwei Straßenbahnwaggongs, „ist meins!“ Also hoffentlich! Sie muss nur schnell genug sein, sonst kauft es vielleicht schon bald jemand anderes...