Duisburg. Nicht wie die Mona Lisa im Pariser Louvre, aber mit Porträts in der Duisburger Cubus Kunsthalle. Lieber Betrachterin sein oder betrachtet werden?
Als Mona Lisa porträtiert wurde, hatte sie da eine Ahnung, dass sie Jahrhunderte lang von fremden Menschen angestarrt werden würde? Wohl kaum. Ob ihr der Gedanke gefallen hätte? Fraglich. Ich weiß nicht, ob mir der Gedanke gefällt. Auch nicht, wenn es für einen deutlich kürzeren Zeitraum ist.
Die Fotografinnen Ina Buskens und Petra Müller veranstalten gerade eine Porträt-Ausstellung in der Cubus Kunsthalle in Duisburg. Sie bieten den Besuchenden an, sie zu fotografieren – die Porträts werden dann fortlaufend in die Ausstellung integriert und nach Ablauf der Veranstaltung an die Models übergeben. Perfekt, denk ich mir – ich häng mich dann mal in eine Ausstellung.
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Verhalt dich wie du bist
Am Tag des Fototermins versuche ich so sehr ich selbst zu sein wie möglich. Jeans, Top, Birkenstocks und ein bisschen Wimperntusche… aber stopp mal, wieso sollte ich auch jemand anderes sein? Ich frage mich, was Leute dazu bewegt sich porträtieren zu lassen. Ich finde den Gedanken bisher zugegeben wenig reizvoll. Ich bin von Natur aus sehr selbstkritisch, obwohl ich mein Lächeln, meine Augen, meine Nase mag – eine gute Voraussetzung für ein selbstbewusstes Porträt, müsste man meinen. Die Anspannung ist trotzdem da.
An der Cubus Kunsthalle angekommen, empfangen mich die Fotografinnen herzlich: „Schön, dass du da bist! Lass uns erstmal quatschen.“ Gern, denk ich mir, ein bisschen Auftauen kann nicht schaden. Wir unterhalten uns ungefähr eine halbe Stunde. Die beiden Künstlerinnen erzählen mir von ihren Stilrichtungen: „Mir ist besonders wichtig, dass meine Models sich natürlich verhalten – ich möchte, dass sie sich wohlfühlen“, erklärt Petra Müller. Sie fängt das flüchtig Präsente in den Gesichtern ein, das spiegelt sich in ihren Porträts wider und wird mir auch direkt bewusst: Es sind knapp 30 Grad, ich bin etwas aufgeregt, wedele mir mit einem kleinen Fächer etwas Luft zu und Petra knipst drauf los.
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Ich muss lachen. Es fühlt sich komisch an, wenn man in so einem Moment fotografiert wird. Warum? Vermutlich, weil man weniger Kontrolle in so einer Situation hat. Es war keine Pose, mir war einfach nur zu warm. Petra weiß schnell, was sie von mir einfangen möchte: mein Lächeln. Das gibt mir ein komfortables Gefühl. Wir machen noch weitere Bilder vor anderen Hintergründen: auf der Treppe sitzend, am Fenster stehend… Beim Shooting mit Petra Müller fühle ich mich jedenfalls schonmal wohl. Ich muss mich nicht verstellen.
Mit Ina Buskens ist es da schon etwas schwieriger, ihr Blickwinkel ist ein anderer. Sie hat sich auf schwarz-weiß Fotografie spezialisiert und fotografiert ihre Models vor einer schwarzen Wand. Das stellt die Person vor der Kamera allein in den Fokus, kein Hintergrund kann für Ablenkung sorgen. Ein etwas beängstigender Gedanke, finde ich. Das heißt nämlich, dass jeder Betrachtende mein Gesicht völlig unverschönt sehen kann – mit jeder Wimper und jeder Pore. Hervorragend! Stocksteif bin ich.
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Ina Buskens steht mit ihrer Kamera so nah vor einem, dass es schwierig ist, nicht vollkommen angespannt zu sein. „Das größte Lob für mich ist, wenn die Models sich hinterher die Resultate ansehen und sich selbst und ihren Charakter wiedererkennen“, erklärt sie mir und meint: „Die Leute fühlen sich vor meiner Kamera anfangs oft unwohl – ich zeige die Leute so, wie sie von anderen wahrgenommen werden, nicht so, wie sie sich selbst sehen.“ Noch habe ich meine Zweifel, ob es mir gefallen wird, denk ich mir. Glücklicherweise gibt die Fotografin hilfreiche Anweisungen: „Dreh den Kopf noch ein kleines Stückchen nach links… stopp! Und jetzt schau direkt in die Linse.“ Ich tue, wie mir geheißen und bin gespannt auf die Ergebnisse.
Positive Überraschung
Aufatmen. Ich sehe die fertigen Porträts und – Überraschung – ich sehe aus wie ich. Nicht wie jemand anderes, nicht wie Fiona aus Shrek… was schonmal ein Pluspunkt ist. „Und was denkst du?“, fragen Ina Buskens und Petra Müller, gespannt auf meine Reaktion. „Die Bilder sind schön geworden“, sage ich. Schön… ich weiß, das klingt so nichtssagend, aber ich muss mich erstmal mit den Bildern bekannt machen.
Das Porträt, das Petra Müller von mir gemacht hat, gefällt mir sehr gut. Es spiegelt mich aus meiner Sicht so wider, wie ich bin. Ein Schmunzeln im Gesicht, den Blick in die Ferne – als sei ich mit den Gedanken ganz woanders. Und das bin ich auch oft. „Wahnsinn“, sage ich ein bisschen erstaunt, „so nehme ich mich selbst wahr.“ Und genau wie mein Gesichtsausdruck auf dem Bild, stehe ich nun davor: Ich muss schmunzeln und denke an das Fotoshooting zurück – bin mit den Gedanken also wieder woanders. Wenn Fremde mich so wahrnehmen, dann bin ich erleichtert.
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Gemischte Gefühle
Im anderen Raum hängt das Porträt, das Ina Buskens von mir gemacht hat. Ich erinnere mich daran wie viel sie geknipst hat – das ausgewählte Bild ist hübsch. „Ich hatte es mir ehrlich gesagt nicht so gut ausgemalt“, gebe ich zu, „ich war doch seehr angespannt bei unserem Shooting.“ Auf dem Porträt schaue ich direkt in die Kamera, stütze mein Gesicht auf die Hand, lächele ein wenig. Eine übliche Alltagshaltung, eine Allerweltshaltung würde ich sogar behaupten. Trotzdem sehe ich die Anspannung in meinem Gesicht auf dem Porträt, können andere sie auch sehen? Ich erkenne mich wieder, aber mein Blick fällt auf meine Mundwinkel – sie kommen mir wie eingefroren vor. Prompt fühle ich die Anspannung wieder ein bisschen. Vielleicht hat das Foto auf fremde Menschen eine ruhigere Ausstrahlung als auf mich.
Ich betrachte meine Porträts mit gemischten Gefühlen. Nun hänge ich schließlich noch eine Weile in der Fotoausstellung von Ina Buskens und Petra Müller. Ich muss lachen: Die neue Mona Lisa werde ich wohl nicht werden, ist mir aber auch ganz recht. Ich bin wohl doch lieber Betrachterin und zu kritisch mit mir selbst, als mich gerne betrachten zu lassen. Ob mir ein Bild von mir anstandslos gefällt oder nicht, scheint stark davon abhängig zu sein, wie ich mich beim Fotografieren gefühlt habe. Ich für meinen Teil schenke das Porträt nach der Ausstellung wahrscheinlich meiner Oma.
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Fotoausstellung in der Duisburger Cubus Kunsthalle:
„Face to face“ lautet das Motto der Fotoausstellung, die die beiden Künstlerinnen Ina Buskens und Petra Müller im Obergeschoss der Cubus Kunsthalle, Friedrich-Wilhelm-Straße 64, in Duisburg veranstalten. Die Fotografinnen stellen Porträts von vielen verschiedenen Menschen aus und laden noch bis zum 6. August ein, sich die kostenlose Ausstellung anzusehen. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags, 14 bis 18 Uhr.
Und als besonderen Clou bieten Ina Buskens und Petra Müller an, professionelle Porträts von Besuchenden anzufertigen. Solche Porträts kosten 30 Euro. Diese werden dann fortlaufend in die Ausstellung integriert und nach dem Ende der Ausstellung, 6. August, an die Models ausgehändigt. Mehr Infos gibt es auf der Internetseite www.cubus-kunsthalle.de