Duisburg. Petra Müller und astrid la rose räumen mit Geschlechterklischees auf. Die Ausstellung „nix.waschfrauentach“ ist in der Cubus Kunsthalle zu sehen.

Die Ausstellung ist nix für Weicheier, das sagt schon der Titel: „nix.waschfrauentach“. Ja, wer aktuell in die Cubus Kunsthalle geht, braucht starke Nerven. Zumindest seien an dieser Stelle all jene gewarnt, die veraltete Rollenbilder und überholte Geschlechterklischees noch immer nicht komplett abgelegt haben. Aber keine Sorge, bei dem Entwicklungsprozess können Petra Müller und „astrid la rose“ (die Kleinschreibung ist von der Künstlerin so gewollt) ganz sicher helfen. Denn die beiden reden Tacheles oder besser: lassen ihre Bilder Tacheles reden. Das wird wohl nirgendwo so offensichtlich wie auf der Fotografie, mit der alles begonnen hat…

Drei Männer sitzen am Tisch, die Whiskeygläser sind gefüllt und im Aschenbecher liegt eine Zigarre. Eine Szene wie aus einem Film. Nur, dass hier keine harten Kerle etwa klassisches Skat spielen, sondern – mit Wolle und Nadeln bewaffnet – häkeln. Der eine mit Zigarette schaut angestrengt zum anderen in Lederjacke und scheint zu denken: Wie bekommt er das nur mit diesem Zopfmuster hin? „Das Motiv hatten wir beide schon 20/25 Jahre im Kopf“, erzählt Petra Müller. Doch erst, als sie sich vor zwei Jahren bei einem Fototreffen im Landschaftspark Nord kennenlernten und bald darauf ihre Zusammenarbeit starteten, konnten sie ihre Idee endlich auch in der Realität umsetzen.

Wie in einem Mafiafilm

Und so hängen nun zwei Bilder nebeneinander, beide zeigen dieselbe Szene, doch jedes auf eigene Weise. Die eine Fotografie erinnert durch ihre matte Farbgebung an einen düsteren Mafiafilm und geht dabei so nah dran, dass die Betrachtenden sich quasi selbst an den Tisch setzen und eine Runde mithäkeln könnten. „Ich bringe im Nachhinein durch die Bildbearbeitung noch das rein, was ich beim Anblick empfinde“, erklärt „astrid la rose“. Die andere Fotografie kommt ohne dramatische Farbgebung aus, hält aber räumlichen Abstand und gibt damit einen Überblick über die Situation. „Ich habe eine Vorstellung im Kopf und versuche die im Moment des Auslösens einzufangen“, sagt Petra Müller.

In der Ausstellung „nix.waschfrauentach“ in der Cubus Kunsthalle in Duisburg hängen Bilder, die einen zum Schmunzeln – und zum Nachdenken bringen sollen.
In der Ausstellung „nix.waschfrauentach“ in der Cubus Kunsthalle in Duisburg hängen Bilder, die einen zum Schmunzeln – und zum Nachdenken bringen sollen. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Eine Szene, zwei Ergebnisse. Das ist das Konzept, das sich durch den Großteil der Ausstellung zieht. Die Bilder im Waschsalon übrigens, das betonen die Künstlerinnen, beziehen sich nicht explizit auf den Titel der Ausstellung. Könnte frau ja denken, aber „nix.waschfrauentach“ meint eben ganz allgemein „Klartext reden“. Und das machen die Künstlerinnen auch, wenn sie von hinten zwei Männer in Sakkos und Boxershorts fotografieren – die nicht etwa auf einem Berg stehen und in die Ferne schauen, sondern melancholisch das Rotieren der Waschmaschinen beobachten. Ja, eine Prise Humor schwingt immer mit, um das ernste Gesellschaftsthema auf eine leichtere Deutungsebene zu heben.

Ballett und Baseball

Der Grundtenor aber bleibt. Mädchen können Ballett tanzen und genauso gut Baseball spielen; Frauen können Pumps tragen und dennoch stärker als ihre Bodyguards sein. „Wir wollen keine Mainstream-People-Fotografie machen“, hält „astrid la rose“ fest, „davon gibt’s in der Fashion- und Beauty-Branche schon genug.“ Ihre Bilder sollen aufrütteln, sollen bewegen. Dafür geht Petra Müller auch einfach mal zum Duisburger Hauptbahnhof, um vorbeikommende Menschen zu fotografieren. Oder aber sie hält mit der Kamera drauf, wenn gerade ein Model in der Pause herumalbert. Ihr Ziel: „Ich versuche die Menschen so authentisch wie es nur geht darzustellen.“

Petra Müller fotografiert oft spontan, um möglichst authentische Charakterbilder zu erhalten. Manchmal aber setzt sie Personen auch bewusst in Szene, wie hier ihre Tochter im Tutu.
Petra Müller fotografiert oft spontan, um möglichst authentische Charakterbilder zu erhalten. Manchmal aber setzt sie Personen auch bewusst in Szene, wie hier ihre Tochter im Tutu. © FUNKE Foto Services | Lars Heidrich

Und doch hat sich ihre Arbeit durch den Kontakt zu astrid la rose auch verändert. Plötzlich inszeniert sie mehr, ihre Tochter beim Balletttanzen beispielsweise. Und umgekehrt? „Früher habe ich nur in schwarz-weiß gearbeitet“, sagt „astrid la rose“ und zeigt dabei auf das Bild von 16 Frauen, die alle weiß gekleidet sind und jeweils eine Sonnenblume in der Hand halten. Nur eine sticht hervor, Petra Müller, die spontan fürs Shooting einspringen musste und niemals, wirklich niemals weiß trägt. Gut, dann eben schwarz. Und jene Künstlerin, die nie Farbe trägt, hat ihre Kollegin dazu animiert, „mehr in Farbe zu arbeiten“, erklärt „astrid la rose“ und lacht. Ja, manchmal braucht es eben jemanden, der einen zu neuen Dingen – und Gedanken anregt.

>>> Nix.waschfrauentach in der Cubus Kunsthalle

Die Ausstellung „nix.waschfrauentach“ ist noch bis zum 30. April in der Cubus Kunsthalle, Friedrich-Wilhelm-Straße 64 in Duisburg, zu sehen.

Geöffnet ist mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Weitere Informationen sind auf der Homepage zu finden: www.cubus-kunsthalle.de