Meerbusch. Zweimal quälte sich Arthrose-Patient Manfred Cremer mit Schmerzen in der Hüfte. Heute geht es ihm „hervorragend“. Wozu er Betroffene ermutigt.
Als es Manfred Cremer zum ersten Mal schwerer fiel, sich die Schuhe zu binden, hatte er noch keine Ahnung von seiner Krankheit. Doch dann schmerzte die Hüfte später nicht mehr nur beim Laufen. 2016, ein herrlicher Sommertag in Spanien, flanierte Cremer mit seiner Frau auf der La Rambla in Barcelona, als es ihm zu viel wurde: „Ich konnte keine 50 Meter ohne Pause mehr gehen.“
Der damals 56-Jährige hatte keine Lust mehr auf Schmerzen, wollte wieder normal gehen, sich bücken können, Fußball spielen, Ski fahren. Also suchte sich der Mönchengladbacher Hilfe im St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch-Lank. „Schnell war klar, dass eine neue Hüfte her muss.“ Zuerst links, irgendwann auch rechts.
Schmerzen bei Arthrose: Darum geht es Manfred Cremer heute „hervorragend“
Manfred Cremer, 63, leidet an Arthrose, oder besser: Er litt daran. Denn wenn man ihn heute fragt, wie es ihm geht, sagt er kurz und gut: „hervorragend“. Die zweite Operation ist erst fünf Wochen her, vor zwei Wochen hat er die Reha verlassen. Sein rechtes Bein darf er noch nicht über 90 Grad beugen. Ansonsten geht es ihm prima: „Meine Frau muss mich bremsen, damit ich mich nicht zu viel bewege.“
Bald kann er wieder Ski fahren, „zwar nicht die schwarzen Pisten, aber die blauen und roten gehen super“. Er wird wieder Fußball spielen können, zwar nur mit Softbällen, „aber den Ball hochhalten und auf dem Kopf balancieren kann ich“. Und er hat wieder Spaß am Leben – nicht trotz zweier Operationen, sondern genau deswegen.
Cremer will Betroffenen die Angst vor einer Operation nehmen. Er kennt viele, zum Beispiel aus der Reha, die sich vor einem Eingriff fürchten. Bedenken hatte auch er anfangs, vor allem vor der ersten OP. 2022, vor dem zweiten Eingriff, ist er noch mit seiner Frau innerhalb Mönchengladbachs umgezogen. „Ich wollte sie ja nicht mit den Kartons alleine lassen.“ Heute sagt er: „Hätte ich mich mal früher operieren lassen.“
Arthrose erkennen und behandeln: Dazu rät der Chefarzt
Für die Ärzte des St. Elisabeth-Hospitals in Meerbusch sind Operationen an der Hüfte Routine. Inklusive der Revisionen und Wechsel-Operationen führen sie im Jahr etwa 500 durch, sagt Dr. Tim Claßen, Chefarzt der Klinik für Orthopädie. „Es gibt standardisierte Abläufe, wenngleich wir die individuellen Begebenheiten berücksichtigen“, meint der Chefarzt.
Arthrose ist eine Gelenkkrankheit. Die Gelenkpartner werden von einem Knorpelgewebe überzogen, das wie eine Schutzschicht und ein Stoßdämpfer wirkt. Bei Arthrose verschleißt diese Knorpelschicht übermäßig. Ist sie so stark beschädigt, dass die Knochen aufeinander reiben, wird das Gelenk weniger beweglich und die Betroffenen spüren Schmerzen. Knie- und Hüftgelenke sind am häufigsten betroffen.
Der Gelenkverschleiß kann verschiedene Ursachen haben, meistens kann aber keine genaue Ursache gefunden werden. Die Gelenke können eine angeborene Fehlstellung haben. Auch eine Verletzung oder Infektion kann Arthrose auslösen. „Diese Ereignisse liegen oft solange zurück, dass man gar nicht zurückverfolgen kann, was die Ursache war“, meint Tim Claßen. Leistungssport, ein höheres Alter und Übergewicht könnten den Verschleiß begünstigen.
Hüftarthrose: So sahen die Operationen bei Manfred Cremer aus
Was die Krankheit bei Manfred Cremer ausgelöst hat, weiß der Chefarzt nicht. Schon 2016 sei Cremers Becken komplett verdreht gewesen. „Die Pfanne hatte den Hüftkopf stark umfasst“, erklärt der Arzt. Ein künstlicher Gelenkersatz war die einzige Möglichkeit, die Hüfte wieder mobil werden und Cremer wieder beschwerdefrei gehen zu lassen.
Dafür wurden Hüftgelenkpfanne und -kopf durch Implantate ersetzt. Die Kugel, die den Gelenkkopf ersetzt, ist mit einem Schaft verbunden. Der wurde in Cremers Oberschenkelknochen eingesetzt. Fertig war die künstliche Hüfte.
Lesen Sie auch zum Thema Medizin:
- In welchen Fällen Ärzte von einer Operation abraten
- So gelingt es, den Schmerz in den Griff zu bekommen
- Neue Behandlung für Patienten mit Arthrose in NRW
- Hausarzt: So kann man Diabetes ohne Medikamente bekämpfen
- Rheuma: Niederrheiner berichtet vom Leben mit der Krankheit
Doch nicht immer sind Operationen nötig. Arthrose ließe sich auch konservativ behandeln, meint Tim Claßen. Physiotherapeuten würden Betroffenen zum Beispiel dabei helfen, die Gelenke richtig zu belasten. Auch Medikamente gegen Schmerzen und Entzündungen würden verschrieben. „Zu uns kommen aber meistens Patienten, die schon austherapiert sind“, sagt der Chefarzt.
Arthrose-Patient glücklich: „Kann wieder voll am Leben teilnehmen“
Manfred Cremer ist froh, sich für die beiden Operationen entschieden zu haben. Die Ärzte im St. Elisabeth-Hospital hätten ihm alles erklärt, dadurch habe er sich sicher gefühlt. Schon kurz nach den Eingriffen war er wieder auf den Beinen: „Nach der zweiten OP konnte ich direkt alleine auf die Toilette gehen, es war fast alles normal. Ich habe einfach nur gestrahlt.“
Auch wenn er sein rechtes Bein noch nicht komplett belasten kann, ist Cremer glücklich, „wieder voll am Leben teilnehmen zu können“. In zwei Wochen dürfte er genug Kraft haben, um mit Freunden Tischtennis zu spielen. Seinen Sportsfreunden hat er schon Bescheid gesagt: „Ich freue mich schon, wieder zu spielen, nur die kurzen Stopps, die werde ich weglassen.“
>> SIE HABEN SCHMERZEN? DANN FRAGEN SIE UNSERE EXPERTEN
- Drei Experten vom St. Elisabeth-Hospital beantworten Ihre Fragen zum Thema Arthrose, und zwar bei der Telefonaktion der NRZ. Rede und Antwort stehen Ihnen Chefarzt Dr. Tim Claßen und die beiden Oberärzte der Klinik für Orthopädie und Orthopädische Rheumatologie, Michael Metz und Frank Lorenz.
- Die Telefonaktion findet anlässlich des Welt-Rheuma-Tags am 11. Oktober statt. Die drei Ärzte sind zwischen 16 und 18 Uhr für Sie da. Der Anruf ist kostenlos. Die Nummern werden vorab bekanntgegeben.