Meerbusch. Die Schmerzen ließen Patientin Ingrid Frings verzweifeln. Inzwischen kann sie ihren Arm wieder bewegen. Was der 83-Jährigen half

Es muss dieser Moment gewesen sein, als Ingrid Frings den Koffer wuchtete. Die Flusskreuzfahrt war vorbei, es ging nach Hause. Kurze Zeit später begannen die Schmerzen. Vom Nacken bis in die Fingerspitzen zog und brannte es. Die Haare kämmen, eine Jacke anziehen, Kartoffeln schälen, all das ging nicht mehr problemlos. Doch das Schlimmste: Die 83-Jährige wusste nicht, was es war und woher der Schmerz kam.

Da ambulante Therapiemaßnahmen monatelang nicht zu einer Linderung der Schmerzen führten, wandte sie sich an die Abteilung für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie des St. Elisabeth-Krankenhauses in Meerbusch. „Ich war richtig verzweifelt“, erinnert sie sich.

Wie sich herausstellte, handelte es sich in der Tat um ein komplexes Schmerzbild. Zum einen bestand nach Angaben von Oberarzt Tillmann Lewan der Verdacht auf einen Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule, zum anderen war ein Abriss der langen Bizepssehne zu vermuten. Da Ingrid Frings durch die Schmerzen massiv eingeschränkt und eine ambulante Therapie nicht mehr zu vertreten war, wurde sie stationär aufgenommen

Schmerzmittel, Physio- und Ergotherapie

Eine Ultraschall-Untersuchung bestätigte den Abriss der langen Bizepssehne. Bei einer Magnetresonanztomografie (MRT) der Schulter und Halswirbelsäule wurde schließlich die Ursache für die bis in die Finger ausstrahlenden Schmerzen gefunden. Neben der Verletzung der rechten Schulter zeigten sich degenerative Veränderungen der Halswirbelsäule, die die Nervenwurzeln im rechten Arm reizten, erklärt der Oberarzt. Sie erhielt Schmerzmedikamenten, durch die die Schmerzstärke gesenkt wurde und Ingrid Frings Ergotherapie und Physiotherapie erhalten konnte.

Ärzte beantworten Fragen zu chronischen und akuten Schmerzen

Wenn Sie von Schmerzen geplagt sind, Fragen zur Behandlung, möglichen Ursachen oder Therapien haben, können Sie sich am Mittwoch,31. Mai, an die Experten des St. Elisabeth-Hospitals wenden. Drei Ärzte stehen exklusiv für unsere NRZ-Leserinnen und -Leser von 16 bis 18 Uhr Rede und Antwort.

Am Telefon sind für Sie: Dr. Florian Danckwerth Chefarzt der Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie im St. Elisabeth-Hospital Meerbusch und am St. Bernhard-Hospital Kamp-Lintfort. Ihn erreichen Sie unter 0800/800 1 112.

Dr. Dr. Claudia Bieniek ist Fachärztin Klinik für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie am St. Elisabeth und unter 0800/800 1 114 zu erreichen.

Dr. Dominik Vlaho
Dr. Dominik Vlaho © St. Elisabeth


Dr. Dominik Vlaho, ebenfalls Oberarzt für Konservative Orthopädie und Schmerztherapie im St. Elisabeth-Hospital, ist unter 0800/800 1 113 zu erreichen. Der Anruf ist kostenlos.

Von den Operationen der rechten Schulter sowie der Halswirbelsäule riet Oberarzt Lewan ab. Eine Operation der Bizepssehne komme nicht infrage, da man Monate nach der Verletzung den Sehnenstumpf kaum finden könne und die Einschränkungen der Verletzung gering seien. Die der Halswirbelsäule sei bei einer 83-jährigen Patientin ohne schwerwiegende Lähmungen nicht sinnvoll.

Inzwischen kann Ingrid Frings ihren rechten Arm wieder gut bewegen, die Kraft bei der Beugung im Ellenbogengelenk betrage rund 90 Prozent, meint ihr Arzt.

Bizepssehnenruptur kommt gar nicht so selten vor

Nur die Umwendbewegung der Hand, wie beim Umdrehen eines Schlüssels, werde sie wohl nie vollständig zurückerlangen. Das sei aber, so Lewan, eine minimale Einschränkung. Rund sechs Monate prognostiziert der Arzt für den Genesungsprozess insgesamt. Und Ingrid Frings hilft fleißig mit, dass die Besserung vorangeht. Zu Hause macht sie Übungen, dreht die Hände nach links und rechts, bildet immer wieder eine Faust und lässt den Arm schwingen, als ob sie auf der Kegelbahn stehen würde.

„Eine lange Bizepssehnenruptur ist im Alter relativ häufig“, sagt Lewan. Ein typisches Anzeichen von Verschleiß. Doch durch eine konservative Therapie könne man hier gute Ergebnisse erzielen.

Häufiger aber kämen die Patientinnen und Patienten mit akuten oder chronischen Schmerzen im Lendenwirbelbereich ins St. Elisabeth-Krankenhaus, gefolgt von Schmerzen im Nacken und den Schulter-, Knie- und Hüftgelenken.

Es muss nicht sofort operiert werden

Dabei kann vieles konservativ behandelt werden, ohne den Patienten gleich auf den Operationstisch zu hieven, meint Lewan. „Viele Verletzungen und Erkrankungen des Bewegungsapparates lassen sich sehr gut konservativ behandeln“, ergänzt er. Klare Hinweise für eine OP seien hingegen ausgeprägte neurologische Ausfälle, die zu bleibenden Defiziten führen – zum Beispiel Blasenlähmungen oder Lähmungen an Armen oder Beinen – sowie dauerhaft nicht beherrschbare Schmerzen.

Es gibt viele Patienten, die über chronische Schmerzen klagen. Bei ihnen funktioniert die Warnfunktion des Schmerzes nicht mehr richtig. Hier wird also ein Schmerz wahrgenommen, der gar nicht gemeldet werden soll. In diesem Fall gilt es, auch die Frage zu beantworten: Wer hat den Schmerz? Der Körper oder der Geist? Patienten mit chronischen Schmerzen haben oft einen langen Leidensweg, sind womöglich seit Jahren in Behandlung bei verschiedenen Ärzten.