An Rhein und Ruhr. Deutsche Arzt Management GmbH und Barmer starten ein neues Therapiekonzept für Patienten mit Knie- und Hüftarthrose. Das ist der Plan.

Ein neues Therapiekonzept soll für Menschen mit Arthrose künftig Operationen überflüssig machen. Dafür wird die Barmer gemeinsam mit der Deutschen Arzt Management GmbH bei der Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Knie- und Hüftarthrose neue Wege gehen. Deshalb holten sie im November 2022 das Behandlungskonzept GLA:D nach Deutschland.

Im Rahmen eines Pilotprojektes wird das Therapiekonzept zunächst mal in NRW eingeführt „Damit gelingt uns ein Meilenstein, der die Versorgungssituation von Patienten mit Hüft- und Kniearthrose Nordrhein-Westfalen nachhaltig verbessern soll“, sagt Andrea Niehaus, Geschäftsführerin der Deutschen Arzt Management GmbH in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit der Barmer in Essen.

Neues Therapieprogramm soll die Lebensqualität der Patienten verbessern

GLA:D ist ein entwickeltes Therapiekonzept und soll zur Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit einer Arthrose im Knie oder in der Hüfte führen. GLA:D steht für „Gutes Leben mit Arthrose in Dänemark“. Das Trainingsprogramm stammt aus Dänemark und wurde 2013 dort entwickelt und eingeführt. Nun soll das D auch für Deutschland stehen.

Das Ziel dieses neuen Therapieprogramms ist, „dass alle Patientinnen und Patienten mit Arthrose-Probleme den gleichen Zugang“, erklärt Niehaus. Außerdem soll das Programm unnötige Operationen für Patientinnen und Patienten vermeiden. „Sie sollten dann nur in Erwägung gezogen werden, wenn alle konservativen Therapiemaßnahmen fehlgeschlagen sind“, ergänzt Niehaus.

Projektleiter: Versorgungskonzept unterstützt die Patienten bei der Behandlung

Das physiotherapeutische Versorgungskonzept konnte seine Wirksamkeit im internationalen Vergleich mit „mehr als 86.000 versorgten Patientinnen und Patienten bereits eindrucksvoll unter Beweis stellen“, so Projektleiter Andreas Glaubitz.

Patientinnen und Patienten mit Arthrose, die bei der Barmer versichert sind, können an diesem Versorgungskonzept teilnehmen. Wenn sie einen Platz bekommen, gibt es zunächst eine Eintrittsuntersuchung, es folgen klinischen Tests und einer praktischen Einführung in das Übungsprogramm.

Danach folgen zwei Sitzungen mit Beratung und Instruktion sowie im Anschluss zwölf Übungstermine, die in Gruppen absolviert werden. „Der Austausch in den gemeinsamen Sitzungen fördert die Motivation bei den Patienten, sich auch zu Hause weiterhin den Übungen ohne große Geräte zu widmen und ihren Lebensstil entsprechend anzupassen.“, meint Glaubitz. Patientinnen und Patienten sowie Therapeutinnen und Therapeuten sollen dazu digital via Smartphone-App begleitet werden.

Mangel der Online-Trainingsangebote wird ausgeglichen

Damit soll ein entscheidender Mangel bisheriger Online-Trainingsangebote ausgeglichen werden: Orthopäde Roland Tenbrock aus Düsseldorf schildert, dass Physiotherapeutinnen und -therapeuten bislang zu wenig Zeit mit den Patientinnen und Patienten hatten „und dann bleibt oft die Möglichkeit, dass wir den Patienten einen Zettel oder eine App in die Hand geben, damit sie allein zuhause trainieren“, sagt Orthopäde Roland Tenbrock.

Teilnahme anderer Krankenkassen in NRW möglich

Landesgeschäftsführer der Barmer, Heiner Beckmann, kündigt an, dass dieses Konzept nicht nur für Arthrose-Patientinnen und Patienten zwischen 60 und 70 Jahren gedacht ist, sondern auch für jüngeren Altersgruppen, die unter Sportverletzungen und deren Folgen leiden. Zwar ist das neue Behandlungskonzept zunächst auf Barmer Versicherte in NRW beschränkt, um erste Erkenntnisse zu sammeln, es gebe jedoch die Möglichkeit, dass auch andere Krankenkassen das vierjährige Pilotprojekt anbieten. „Dafür können sie mit uns in Verbindung setzten, damit wir einen gemeinsamen Weg finden“, so Beckmann.

Barmer: Zehn Prozent weniger Operationen

Arthrose im Knie oder in der Hüfte ist für die Betroffenen eine enorme Belastung. Starke Schmerzen, etliche Arztbesuche und häufig eine Operation sind die Folgen. Die Barmer erhofft sich durch das Programm, dass Betroffene weniger Schmerzen haben, sich seltener krank melden und nicht so oft in den Kliniken auftauchen. „Nach Berechnungen unserer Expertinnen und Experten ist es mit Hilfe von GLA:D möglich, dass wir deutlich mehr als zehn Prozent der betroffenen Versicherten eine Operation im Hüft- bzw. Kniebereich ersparen können“, sagt Beckmann.

GLA:D wird laufend ausgewertet

Um die Qualitätskontrolle des Programms zu gewährleisten, werden Daten aller Patientinnen und Patienten anonymisiert ausgewertet. Die Auswertung der Daten übernimmt die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg.