Meerbusch. Michael Uebel erzählt vom langen Weg zur Diagnose und wie er mit Rheuma lebt. Am 6. Oktober beantworten Ärzte Fragen zur Krankheit am NRZ-Telefon.
Michael Uebel hebt die Arme hoch. Es sieht ein bisschen aus wie Jubel, aber in Wirklichkeit ist es eine Demonstration. Der 56-Jährige zeigt, mit welcher Leichtigkeit er seine Schultergelenke wieder bewegen kann. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Und deswegen darf man sich gerne auch eine Portion Jubel mit dazudenken. Denn Michael Uebel litt jahrelang an starken Schmerzen. Und ebenso schlimm: an einer massiven Einschränkung seiner Beweglichkeit. „Es war gar nicht mehr möglich, dass ich mir alleine mein Jackett anzog. Treppen konnte ich nur laufen, wenn ich jede Stufe einzeln nahm“, berichtet der Mann aus Kevelaer. Kleinigkeiten, wie das Ziehen des Tickets an der Einfahrt zu einem Parkhaus, wurden zum nahezu unüberwindbaren Kraftakt.
Odyssee durch Kliniken
Begonnen hatten die Probleme eher schleichend. Uebel war in seiner Jugend begeisterter Handballer, im Laufe der Jahre hatte er sich einige Verletzungen zugezogen, am schwerwiegendsten war dabei ein Riss der Rotatorenmanschette in der Schulter, Jahre später wurde er deshalb zweimal operiert. Doch anschließend begannen die Schmerzen erst recht. Und zwar nicht nur in der Schulter, sondern später auch im Knie, in den Füßen, an den Händen, Gelenke schwollen an und wieder ab.
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Schmerzen waren sein ständiger Begleiter, der Alltag war ohne starke Medikamente gar nicht mehr zu bewältigen. Lange Fehlzeiten im Beruf hat sich der Informatiker trotzdem nicht geleistet. „Schließlich arbeite ich mit dem Kopf, nicht mit den Armen“, sagt der 56-Jährige heute pragmatisch. Vor sieben Jahren dann kristallisierte sich die Ursache für seine Schmerzen heraus. Michael Uebel erhielt die Diagnose Rheuma.
Rheuma kann viele Ursachen haben
Wodurch die Krankheit ausgelöst wurde? Schwer zu sagen. „Rheuma kann sehr viele und sehr unterschiedliche Ursachen haben. Dazu gehören auch Traumata wie beispielsweise eine Operation. Aber es ist natürlich auch möglich, dass die Krankheit schon lange vorher im Körper geschlummert hat“, sagt Dr. Stefanie Freudenberg, Chefärztin der Klinik für Innere Medizin und Rheumatologie am St. Elisabeth-Hospital in Meerbusch-Lank.
Doch die Diagnose allein brachte noch keine Linderung von Michael Uebels Leiden. Der Niederrheiner erlebte eine Odyssee durch diverse Krankenhäuser – „mal wurde das eine behandelt, dann das andere. Und man hofft ja immer auf Besserung“ – an dessen Ende das Rheinische Rheumazentrum in Meerbusch stand. Dort wurden ihm 2019 im Abstand von einem halben Jahr an beiden Schultern künstliche Gelenke eingesetzt. Ein ungewöhnlich kurzer Zeitraum, doch die erste Operation verlief so gut und reibungslos, dass die zweite „Baustelle“ so schnell angegangen werden konnte.
Hinzu kam: Michael Uebel war und ist hochmotiviert. „Schon in der Reha galt ich als Vorzeigepatient. Aber ich sehe das so: Die Arbeit der Ärzte kann noch so gut sein, wenn man nicht seinen eigenen Beitrag leistet.“ Und genau das sei das Entscheidende, bestätigt auch Chefarzt Dr. Tim Claßen von der Klinik für Orthopädische Chirurgie und Rheumatologie.
Auch Sport ist wieder möglich
Nachdem die Operationen überstanden waren, begann dann die eigentliche Behandlung von Uebels Rheumaerkrankung. „Ich bin hier wirklich ganzheitlich betrachtet worden und das finde ich gut“, sagt er. Doch bei Rheuma schlägt nicht unbedingt die erste Therapie gleich an. Auch der Niederrheiner musste mehrere Medikamente „ausprobieren“, bevor sich der erhoffte Erfolg einstellte. Seit zwei Jahren nimmt er ein Biologikum. Mittlerweile ist er praktisch schmerzfrei. „Was ich an Lebensqualität zurückgewonnen habe, das kann man sich gar nicht vorstellen“, schwärmt Uebel.
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Und auch Sport kann der frühere Handballer wieder treiben. Macht er auch. „Wenn auch nicht so viel wie tatsächlich möglich wäre. Das könnte noch mehr werden.“
„Sport ist heute auch mit künstlichen Gelenken möglich“, betont Chefarzt Tim Claßen. Allerdings mit einer kleinen Einschränkung in Richtung seines Patienten: „Nur Handball bitte nicht mehr.“
Ärzte vom Niederrhein beantworten Ihre Fragen
Rheuma ist eine Krankheit mit sehr unterschiedlichen Symptomen, Ausprägungen und Verläufen. Rund zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an dieser entzündlichen Gelenkerkrankung. Die Diagnose ist oft schwierig. Im Schnitt vergehen zwischen den ersten Anzeichen und einer Behandlung rund 15 Monate. Dabei sind eine schnelle Diagnose und Therapie wichtig.
Vier Mediziner des St. Elisabeth-Hospitals, dem Rheinischen Rheumazentrum in Meerbusch, stehen am kommenden Mittwoch, 6. Oktober, von 16 bis 18 Uhr, Rede und Antwort zu Symptomen, Behandlungsmethoden und Therapiemöglichkeiten. Der Anruf ist kostenlos.