Dinslaken. Mirko Schombert ist seit 2014 Intendant der Burghofbühne Dinslaken, einem NRW-Landestheater. Über ein Erlebnis amüsiert er sich noch heute.
Er wollte immer schon Theater machen, aber Intendant war nie Mirko Schomberts Berufswunsch. Doch nun sitzt der 43-jährige schon seit 2014 auf einem Intendanten-Stuhl – bei der Burghofbühne in Dinslaken, dem kleinsten der vier NRW-Landestheater. Das Ensemble ist zu hundert Prozent ausgebucht und das freut den Trägerverein, in dem die Finanziers vereint sind. Auch die künstlerische Qualität gefällt, denn Schombert konnte in den vergangenen Jahren für seine Inszenierungen den ein oder anderen Preis mit nach Hause nehmen. Und so wurde sein Vertrag bis 2029 verlängert.
Bevor Schombert nach Dinslaken kam, war der studierte Theaterwissenschaftler und -pädagoge schon an einigen deutschen Bühnen tätig, zuletzt zeichnete er am Staatstheater Mainz für das Kinder- und Jugendtheater verantwortlich. Dann sah er zufällig die Ausschreibung der Intendantenstelle in Dinslaken und bewarb sich spontan. Weil ihm gefiel, dass es sich um ein kleines Haus handelt, in dem auch Hierarchie klein geschrieben wird. Und weil es ihn reizte, Verantwortung für das künstlerische Profil einer Bühne zu tragen.
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Gebürtiger Essener fühlt sich am Niederrhein zu Hause
Dass in Dinslaken das Kinder- und Jugendtheater eine besonders große Rolle spielt, kam ihm auch sehr entgegen. Und der Niederrhein? Speziell Dinslaken? „Ich hatte vorher keinen Bezug dazu, fand die Region allerdings sehr interessant.“ Längst fühlt sich der gebürtige Essener hier „sehr zu Hause“. Seit er Vater einer vierjährigen Tochter und eines acht Monate alten Sohnes ist, wisse er den Naherholungswert und die landschaftliche Schönheit der Gegend erst recht zu schätzen, sagt er. „Ich habe außerdem das Gefühl, dass der Menschenschlag, die Mentalität, Theaterleuten entspricht: offen, wohlwollend, ehrlich...“.
Schombert schätzt obendrein die engagierte Kulturszene und deren gute und schnelle Vernetzung. Sein winziges Büro im ersten Stock des ehemaligen Gestüts Tenterhof ist alles andere als repräsentativ. Es passt gerade mal ein Schreibtisch und ein kleiner runder Tisch mit vier Stühlen rein. Hier erledigt er die nötigen Verwaltungsarbeiten oder bespricht mit Dramaturgin und Verwaltungsleiterin den nächsten Spielplan. Wobei letztere ein gewichtiges Wort mitzureden hat, denn sie muss schauen, dass das Budget nicht überzogen wird.
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Zum Intendantenjob gehört auch die Repräsentation der Burghofbühne. Dabei erlebte Schombert kurz nach Amtsantritt als Intendant seinen ersten Kulturschock, auf der Theater-Messe der Interessengemeinschaft der Städte mit Theatergastspielen, kurz Inthega. Dem Fachverband gehören mehr als 400 „Abnehmer“ von Theaterinszenierungen aus Städten, Gemeinden oder Vereinen an. Die kaufen auf der Messe die Stücke ein, die sie ihrem heimischen Publikum in der nächsten Theatersaison zeigen wollen.
Schomberts erste Theatermesse: „Ich kam mir vor wie auf einem Pferdemarkt“
„Die vier Landestheater haben da auch ihre Stände, um ihre Produktionen anzubieten und ich kam mir vor wie auf einem Pferdemarkt.“ Schombert hatte vermutet, es ginge dabei vor allem um Künstlerisches. „Doch die Gespräche drehten sich meist um die Größe der Bühnenbilder und um das Abstimmen von Terminplänen.“
Er lacht: „Heute weiß ich, dass man darüber sprechen muss, weil Kunst sonst gar nicht stattfinden kann.“ Mirko Schombert hat noch einen zweiten Hut: Er führt Regie. Nicht selten fußen seine Inszenierungen auf Romanen. Er schiebt ein Manuskript über den Tisch: „Fabian“ von Erich Kästner steht drauf. Für das Theater bearbeitet hat er es selbst und in diesen Tagen beginnen die Proben auf der Bühne in der ehemaligen Remise des Tenterhofs. Wobei Schombert auf Teamarbeit setzt und nicht mit einem hundertprozentig ausgefeilten Konzept zur Umsetzung des Stoffes an die Inszenierung rangeht.
Als Intendant ist er nicht nur für Kunst zuständig
Er arbeitet zwar ein Leitmotiv heraus, aber das wird dann mit dem Ensemble besprochen, denn es seien ja die Schauspielerinnen und Schauspieler, die das Ganze umsetzen müssten. An einem kleinen Theater wie der Burghofbühne ist der Intendant nicht nur für die Kunst zuständig, er kauft auch mal die Getränke für das Sommerfest oder besorgt in Windeseile eine Campingdusche.
Weil es in einer Schulaula keine Dusche in der Nähe gab, von der die Schauspieler das Theaterblut, mit dem sie übergossen wurden, vor der nächsten Szene schnell abwaschen konnten: „Da habe ich dann hinter der Bühne gestanden und den Schauspielern geholfen, in der Campingdusche das Blut abzuwaschen. Das war sehr besonders, aber schön“, amüsiert er sich noch heute.
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Mirko Schombert mag das Familiäre und die gute Arbeitsatmosphäre an der Burghofbühne, technische Möglichkeiten großer Häuser wie eine Hubbühne fehlen ihm nicht. Jetzt freut er sich darauf, sich mit allen Mitgliedern der Truppe zusammenzusetzen, zu schauen, was bisher gut gelaufen ist, und wo vielleicht auch Platz für Neues ist...: „Wir wollen gemeinsam ein bisschen spinnen, ein bisschen träumen über das, was wir in Zukunft machen können.“
>>> Eine Landesbühne, mitten am Niederrhein
Hinter den Mauern des alten Gestüts Tenterhof in Dinslaken verbirgt sich Großes: Ein Landestheater, mitten am Niederrhein… Als Kathrin Türks im Jahr 1951 die kleine Gruppe von Schauspielern gründete, um die Bergleute kulturell zu betreuen, hatte sie wohl kaum mit dem Erfolg des Theaters gerechnet. Denn auch heute, nach über siebzig Jahren, ist die kleinste Landesbühne in NRW fester Bestandteil der Kulturlandschaft, spielt sie überwiegend im Gastspielbetrieb in über 100 Städten und Gemeinden in NRW und darüber hinaus im Bundesgebiet… da lohnt es sich doch, einmal genauer hinzuschauen.
In den kommenden Wochen werden wir die Arbeit der Bühne vorstellen und einen Blick hinter die Theaterkulissen werfen.