Sonsbeck. Bei Jutta Block summt’s – im Naturgarten. Die Sonsbeckerin hat vor sieben Jahren alles neu gestaltet und gibt nun anderen Tipps.

Ihr Lieblingsplatz ist die Holzbank. Wenn Jutta Block hier abends sitzt, manchmal mit einem Gläschen Rotwein, dann blickt sie auf ein wahres Naturspektakel. Da sind die Libellen, die sich über dem Teich paaren; der Feldhase, der über die Wiese hoppelt; die Bienen, die sich am Blutweiderich tummeln; die Nachtkerze, die erst in der Dämmerung ihre Blüte öffnet; und da ist die blaue Glockenblume, um die sich ein kleines Geheimnis rankt… In ihrem Naturgarten gibt’s einfach so viel zu entdecken, dass sie selbst immer wieder ins Staunen gerät. Dabei hatte die Bauingenieurin bis vor sieben Jahren noch keine Ahnung davon, was ein Naturgarten eigentlich ist.

Gut, naturverbunden waren Jutta Block und ihr Mann schon immer. Doch erst als sie im Jahr 2015 ihr Traumhaus – ein neugebautes Bauernhaus mit Blick auf die niederrheinische Weiten – bauten, stellte sich ihnen die Frage: Wie soll unser Garten aussehen? „Wir haben dann erstmal ein Jahr gewartet“, erzählt sie. „Weil wir schauen wollten, wo überhaupt unsere Wege zur Garage oder zum Kräuterbeet sind.“ Doch damit das Grundstück währenddessen nicht allzu trist aussehen würde, streuten sie kurzerhand eine Saatmischung aus Wildblumen auf die brachliegende Fläche. Allerdings, das ist ihr wichtig zu betonen, „es gibt ausgewiesene Hersteller, die solche Mischungen für die jeweiligen Regionen anbieten.“

Der Rasen muss weg!

So wuchsen hinter ihrem neuen Haus schon bald heimische Wildblumen. „Ich war total geflasht“, muss die Sonsbeckerin zugeben, „weil es so schön war.“ Und nicht nur ihr gefiel die bunte Vielfalt, auch immer mehr summende Gäste schauten vorbei. Die aufgestellte Insektennisthilfe – „nee, ich sage nicht Insektenhotel, weil Insekten keinen Übernachtungspreis zahlen“ – war schnell voll. Deshalb schrieb sich die Liste für ihren Garten fast wie von selbst. Heimische Pflanzen, eine Natursteinmauer, viele Höhen und Tiefen sollte es geben. „Das sind alles schon Kriterien für Naturgärten“, weiß sie jetzt. Eine Gartenplanerin setzte ihre Ideen um, „das Konzept sah gut aus“, nur flogen plötzlich nicht mehr so viele Insekten umher…

Jutta Blocks Lieblingsplatz ist die Bank in ihrem Sonsbecker Naturgarten.
Jutta Blocks Lieblingsplatz ist die Bank in ihrem Sonsbecker Naturgarten. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Der Grund? „Es gab einen Rasen“, antwortet Jutta Block. „Das ist eine Monokultur.“ Also das Gegenteil von Biodiversität, für die sie sich immer mehr interessierte. „Ich wollte wieder mehr Leben reinholen“, erzählt sie. Aber wie? Am besten erstmal googeln. So fand sie zum „NaturGarten e.V. Regionalgruppe Linker Niederrhein“, den sie gleich besuchte. „Danach konnte ich zwei Nächte nicht schlafen“, sagt sie und lacht. „Weil mir die Leute aus dem Herzen gesprochen haben und ich auf einmal so viele Ideen hatte.“ Klar, vieles hatte sie bereits bei der Gestaltung ihres Gartens beachtet, „aber man kann noch viel mehr machen!“ Der erste, wichtigste Schritt: Der Rasen muss weg!

Wildblumen lieben es mager

Nun sind Wildblumen zwar nicht besonders anspruchsvoll, auf eines legen sie dann aber doch großen Wert. „Wildblumen lieben mageren Boden“, erklärt Jutta Block. Das wusste sie vorher auch nicht, muss sie zugeben. Wie gut, dass der Verein allen Interessierten solche Tipps gibt… „Wir haben dann die Grasnarbe aufgerissen und Sand drübergekippt“, sagt sie. Anschließend säten sie die heimischen Wildblumen, „am Anfang muss man den Boden noch feucht halten“, und dann hieß es: abwarten und nix tun. Denn es gibt noch immer einen Irrglauben… dazu holt sie mal eben einige Bilder von „vermeintlich pflegeleichten Schottergärten“.

Der Natternkopf ist ein echter „Trockenheitskünstler“ und blüht selbst noch, wenn es wochenlang nicht geregnet hat.
Der Natternkopf ist ein echter „Trockenheitskünstler“ und blüht selbst noch, wenn es wochenlang nicht geregnet hat. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Adieu Unkrautzupfen? Von wegen. „Laub und Pollen kommen von oben“, erklärt die Sonsbeckerin. „Das wird mit der Zeit zu Humus und damit zum idealen Nährboden von Kräutern, die man nicht will.“ Spätestens nach drei bis vier Jahren merken Besitzerinnen und Besitzer, dass Schottergärten eben doch nicht so pflegeleicht sind wie gedacht. Dazu kommen natürlich all die anderen Nachteile: „Sie heizen die Gemeinden und Städte auf, bieten keine Nahrung für Insekten und sind einfach leblos.“ Im Gegensatz zu Naturgärten. „Eine Wildblumenwiese düngt man nicht und muss man auch nur zwei Mal im Jahr mähen.“ Das aber ist auch wirklich notwendig, „sonst verarmt sie.“

Das Geheimnis der Glockenblume

Etwas Pflege braucht ein Naturgarten also schon, nur dann fühlen sich die Tiere wohl. Jutta Block vergleicht es gern mit dem Schlüssel-Schloss-Prinzip: „Wachsen bestimmte Blumen, kommen auch bestimmte Tiere.“ Zum Beispiel hier, sie zeigt auf eine lilafarbene Blume, „das ist ein Natternkopf, auf die sich die Natternkopfbiene spezialisiert hat.“ Würde die Pflanze hier nicht wachsen, würde die Biene auch nicht kommen. Oder die Zaunrüben, auf die fliegt… die Zaunrübenbiene, genau. Ja, mit der Zeit hat sie sich immer tiefer in das Thema eingearbeitet, deshalb kann sie mittlerweile beim Gang durch den Garten über so ziemlich jede Pflanze etwas erzählen.

Der Klatschmohn wächst wild in Jutta Blocks Naturgarten – die Hummeln und Bienen freut’s.
Der Klatschmohn wächst wild in Jutta Blocks Naturgarten – die Hummeln und Bienen freut’s. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Den Schnittlauch beispielsweise, „einfach mal stehen lassen“, gibt die Expertin als Tipp, „dann blüht er und zieht ebenfalls Insekten an.“ Im Kräuterbeet wächst sonst noch Estragon, „das riecht so toll“, Fenchel, Oregano, Petersilie, Kapuzinerkresse… „die Liste ist lang.“ Dort drüben leuchtet der rote Klatschmohn, „den habe ich aber nicht angepflanzt, der ist einfach so gekommen“ – und darf bleiben, außerdem die gelbe Färberkamille, „mit der man früher wirklich Wolle gefärbt hat.“ Und dann steht am Wegesrand ja noch die blaue Glockenblume, deren Geheimnis sie den Nachbarskindern schon verraten hat: „In der Blüte wohnen die Elfen.“ Nur abends zeigen sie sich, deshalb in der Dämmerung vielleicht mal ganz genau hinsehen…

>>> Schotter wird bunt

Im Herbst hat der „NaturGarten e.V. Regionalgruppe Linker Niederrhein“ einen Naturgarten verlost. Voraussetzung war… ein Schottergarten. Den Gewinnergarten in Sonsbeck haben die Mitglieder nun im Frühjahr naturnah umgestaltet.

Der Verein plant normalerweise aber keine Gärten, sondern gibt nur Tipps – zum Beispiel, dass die Webseite www.insektenfreude.de lokale Gartenbaumärkte aufführt, die heimische Wildpflanzen anbieten. Nur so können u.a. Wildbienen überleben.

Weitere Informationen zum Verein sind zu finden auf www.naturgarten.org