Hamminkeln. Marina Floria hat das Hagemann’s Hofcafé in Hamminkeln als Pächterin übernommen. Gäste können sich u.a. auf etwas ausgefallenere Torten freuen.
Die Stachelbeerbaisertorte steht schon bereit, nur dem Heidelbeerkuchen fehlt noch das Sahnehäubchen. Marina Floria zückt routiniert die Spritztüte und formt damit blitzschnell zwölf perfekte Tuffs. Dem Ganzen setzt sie noch die Beere auf, dann geht’s auch für diese Leckerei in die Glasvitrine. Und damit haben die Gäste in Hagemann’s Hofcafé nun wirklich die Qual der Wahl. Darf’s eher fruchtig, sauer oder doch lieber schokoladig sein? Achja, eine Grillagetorte steht auch noch im Eisfach bereit! Sechs Torten und einen Blechkuchen backt die 49-Jährige jeden Tag, mindestens. „Am Wochenende sind es natürlich mehr“, sagt sie. Das ist aber ganz schön viel? Sie schüttelt den Kopf und lächelt. „Nee, ich mache das so gern, dass sich das eigentlich nicht wie Arbeit anfühlt.“
Die besten Voraussetzungen für eine Pächterin, die seit April das Traditionscafé am Rande des Naturschutzgebiets Brüner Bruch führt. Wenn Marina Floria nun aber erzählen soll, wie sie hier denn überhaupt gelandet ist, muss sie etwas weiter ausholen. 2012 ist sie aus Rumänien nach Deutschland gekommen, hat hier sieben Jahre lang als Altenpflegerin in verschiedenen Familien gearbeitet. Ihr Mann und ihre beiden Töchter sind allerdings nicht mitgekommen. „Das war sehr hart“, erzählt sie. „Und irgendwann wusste ich, dass ich etwas in meinem Leben verändern muss.“ Also suchte sie sich einen Job, in dem sie nicht mehr 24 Stunden am Tag einsatzbereit sein musste und sich mit ihrem Mann – ihre Kinder sind mittlerweile erwachsen – ein gemeinsames Leben in Deutschland aufbauen konnte. So landete sie schließlich in Hagemann’s Hofcafé bei Familie Krebber.
Rumänische und Deutsche Backkultur
Marina Floria kann sich auch noch genau an das Datum erinnern: „1. März 2019.“ Es war eine gute Arbeit, hält sie fest, eine, die Spaß machte. Denn obwohl sie gelernte Möbelschleiferin ist, hat sie schon immer gern gebacken. Das ist ihre große Leidenschaft, der sie nun in der Backstube nachgehen durfte. Nur stellte sie dabei eines schnell fest: „In Deutschland backt man ganz anders als in Rumänien.“ Mit weniger Buttercreme, weniger Zucker. Insgesamt „einfach etwas leichter“. Wie gut, dass ihr Hanni Krebber, die mit ihrem Mann Willi das Café seit Jahren führte, all die Rezepte zeigte. Denn ja, die Rumänin hatte zwar zu diesem Zeitpunkt bereits sieben Jahre lang in Deutschland gelebt, durch ihre Arbeit als Altenpflegerin aber hatte sie nie Zeit gehabt, die deutsche Kultur und Küche besser kennenzulernen. „Ich habe von Frau Krebber ganz viel gelernt“, betont sie. Dafür ist sie ihr heute noch dankbar.
Ebenso wie für die Tatsache, dass sie drei Jahre später das Hagemann’s Hofcafé als Pächterin übernehmen konnte. Ihr Mann hat einen Job in einem anderen Bereich gefunden, hilft aber am Wochenende auch mal im Café aus. „Und er kümmert sich um den Garten, schneidet die Hecken“, erklärt die 49-Jährige. Aber, das fügt sie schnell mit einem Lächeln hinzu: „Um die Blumen kümmere ich mich.“ Schließlich sollen sich die Gäste auch draußen auf der Terrasse wohl fühlen, wenn sie ihren Kaffee trinken und dazu ein Kuchenstück oder ein Handschnittchen genießen. Oder aber, wenn sie sich durchs reichhaltige Frühstücksbuffet schlemmen. Denn das ursprüngliche Konzept der Krebbers möchte sie nicht verändern, die Speisekarte ist dieselbe geblieben. „Schließlich läuft es doch gut so.“
Neue Ideen für Torten
Klar, ein paar Ideen für neue Projekte hat Marina Floria dennoch. Einen Frühstückstreff für junge Mütter könnte sie sich gut vorstellen oder auch einen Tanznachmittag mit Kuchenbuffet, vielleicht sogar eine Tombola für die Adventszeit. Sobald es so weit ist, informiert sie darüber auf der Internetseite und Facebook. Aktuell aber probiert sie lieber noch in der Backstube neue Rezepte aus, lässt sich auch schon mal abends nach getaner Arbeit im Internet zu neuen Kuchen inspirieren. Die Dobostorte, eine rumänische Spezialität, möchte sie beispielsweise mal backen. Wenn die bei den Gästen gut ankommt, nimmt sie das Rezept in ihr Repertoire mit auf. Wenn nicht, fliegt es aber auch ebenso schnell wieder raus. Denn, so steht es vor der mit prachtvollen Torten gefüllten Glasvitrine geschrieben: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten Kuchen zu essen.“
>>> Hagemann’s Hofcafé
Die Eigentümer Hanni und Willi Krebber haben ihr Café bereits zwei Mal verpachtet, allerdings dabei weniger Glück gehabt. Nachdem sie die vergangenen drei Jahre wieder selbst die Arbeit übernommen haben, setzen sie nun große Hoffnung in Marina Floria.
Hagemann’s Hofcafé, Brüner Bruch 4 in Hamminkeln, hat dienstags bis sonntags von 13 bis 19 Uhr geöffnet. Frühstücksbuffet gibt’s immer mittwochs, samstags, sonntags und feiertags von 9.30 bis 12.30 Uhr. Weitere Informationen sind auf der Homepage zu finden unter www.hofcafe-hagemann.de