Kreis Paderborn. Kotfunde aus einem Wald bei Lichtenau belegen: Wölfin GW1897f ist immer noch in der Region unterwegs. Sie gilt nun als standorttreu.

Heide, Moore, Wiesen und Wälder im Wechsel - und alles voller Wild: Das ist die Senne in Ostwestfalen. Wölfin GW1897f scheint es dort und am Eggegebirge zu gefallen. Nachdem ihr auch zwei Kotfunde vom 14. März aus einem Wald im nahen Lichtenau zugeordnet werden können, gilt das Tier nun in der Region als sesshaft, teilte das Landesumweltamt an diesem Donnerstag (27. Mai 2021) mit.

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Wölfe streifen viel umher, sie können sie große Entfernungen zurücklegen. Das Weibchen mit der wissenschaftlichen Kennung GW1897f aber ist seit mindestens Oktober 2020 in der Region unterwegs, wie mehrere Nachweise mittlerweile belegen. Die Kotfunde aus Lichtenau waren von Wissenschaftlern des Senckenberg Institut in Gelnhausen bei Frankfurt untersucht worden.

Wolfsterritorien sind rund 200 qkm groß

GW1897f gilt nun als „standorttreu“. Wolfsterritorien haben in Deutschland üblicherweise eine Größe von etwa 200 Quadratkilometern. GW1897f hat sich praktischerweise zumindest in Teilen ein Revier ausgesucht, in dem sich schon 2018 eine Wölfin mit der Kennung GW1044 niedergelassen hatte. Dieses Tier gilt zwar seit mehr als zwei Jahren als verschollen; der Bereich ist aber seither ausgewiesenes „Wolfsgebiet“ nebst Pufferzone.

Weidehalter bekommen dort Herdenschutzmaßnahmen wie die Anschaffung besonderer Zäune zu 100% gefördert - worauf das Landesumweltamt jetzt auch noch mal ausdrücklich hinweist. Aktuell prüfen die Umweltbehörden, ob „Wolfsgebiet“ und Pufferzone für GW1897 noch mal erweitert werden müssen. Aus welchem Rudel das Tier ursprünglich stammt, ist nicht bekannt.

Rückzugsmöglichkeiten im Kerngebiet der Senne

Fachleute vermuten, dass Vorgänger-Wölfin GW1044f verendet ist - aus welchem Grund auch immer. „Sonst wäre sie zwischenzeitlich irgendwo aufgetaucht“, meinte Thomas Pusch vom Naturschutzbund (Nabu) auf Nachfrage der Redaktion. Dass sich nun eine Nachfolgerin angesiedelt hat, überrascht nicht. Mit dem reichen Nahrungsangebot, der landschaftlichen Beschaffenheit und den Rückzugsmöglichkeiten gerade auf dem Truppenübungsplatz gilt die Senne als Top-Gegend für Wölfe. und die Egge ist ziemlich nebenan.

Bundesweit haben sich auf mehreren Truppenübungsplätze Wölfe niedergelassen - Beispiele gibt es etwa in der Lausitz in Sachsen oder in Niedersachsen. In Nordrhein-Westfalen gelten zwei Wolfsrudel als ansässig - eines bei Schermbeck am Niederrhein, das anderen in der Leuscheid im Rhein-Sieg-Kreis. Ein weiterer Wolf, ein Männchen, hat sich in der Eifel niedergelassen.

Für Aufsehen sorgte kürzlich ein wandernder Wolf, der sich in die Millionenstadt Köln verirrt hatte.