Wuppertal. Neue Stiftungsprofessur: 35-Jährige baut in Wuppertal einen Masterstudiengang Radverkehrsingenieurswesen auf - der ADFC begrüßt das sehr.

Als neue Stiftungsprofessorin an der Bergischen Universität Wuppertal soll Heather Kaths (35) den Radverkehr der Zukunft erforschen und einen eigenen Masterstudiengang Radverkehrsingenieurwesen entwickeln - ein Novum für Nordrhein-Westfalen. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) ist begeistert. „Von solchen Professuren brauchen wir mehr“, drängt Landesvorsitzender Thomas Semmelmann gegenüber der Redaktion (10. April 2021).

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Radverkehr laufe an den Hochschulen bisher so mit und sei in Forschung und Lehre eindeutig unterrepräsentiert, so Semmelmann weiter. Der Chef des über 50.000 Mitglieder starken ADFC-Landesverbande verwies zudem auf den großen Mangel an Radverkehrsplanern, der immer wieder als eines der größten Hemmnisse beim Ausbau des Radwegenetzes gilt: „Die Stiftungsprofessur ist der erste Schritt, um die Lücke der fehlenden Planerinnen und Planer zu schließen.“

Profitieren von Dänemark und den Niederlanden

Das Bundesverkehrsministerium fördert die Professur bis Jahresende 2023 mit rund einer Million Euro. Prof. Dr-Ing. Kaths soll Werkzeuge für die Planung, Entwurf und Bewertung von Radwegenetzen von hoher Leistungsfähigkeit entwickeln, teilte die Universität in Wuppertal mit. Forschung und Lehre rund ums Verkehrsmittel Fahrrad sollen in Wuppertal vom Austausch mit Kooperationspartnern in den Niederlanden und Dänemark profitieren. Beide Länder gelten als „Fahrrad-Nationen“.

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Kaths kommt von der TU München, wo sie promoviert und auch ihre Dissertation über das „Verhalten von Radfahrenden im urbanen Kontext“ geschrieben hatte. Zuvor hatte Kaths an der Universität im kanadischen Calgary Bauingenieurswesen studiert. Die Wissenschaftlerin ist überzeugt: „„Es ist an der Zeit, dass die Radverkehrsforschung in Bezug auf quantitative, experimentell fundierte Erkenntnisse zum motorisierten Verkehr aufschließt.“

Ministerium fördert sieben solcher Professuren

Das Bundesverkehrsministerium fördert deutschlandweit insgesamt sieben solcher Radverkehrsprofessuren. Neben Infrastrukturplanung und Mobilitätsmanagement soll es dabei ausdrücklich auch um eine fahrradfreundlichere Gesetzgebung gehen. Die weiteren Professuren entstehen in Frankfurt, Karlsruhe, Wiesbaden, Wolfenbüttel, Wildau und Kassel. Insgesamt stehen für die Professuren 11,6 Millionen Euro bereit.

„Vor zehn Jahren wäre noch niemand auf die Idee gekommen, eine solche Professur einzurichten“, meinte ADFC-Landesvorsitzender Semmelmann. Heute sei der Bedarf an Fachleuten enorm. Aktuell laufen in Nordrhein-Westfalen fünf Rad-Entscheide, die in ihren Kommunen jeweils das Verkehrsmittel Fahrrad voranbringen sollen. Bei der Umsetzung werden eben jene Fachleute benötigt, wenn es zum Beispiel darum geht, Radwege und andere Infrastruktur zu planen oder Verkehrsmittel zu verknüpfen.

Radwege-Planer werden in NRW händeringend gesucht

Kommunen, der Landesbetrieb Straßen NRW - alle suchen derzeit Radverkehrsplaner. Wie rar diese Fachleute sind, hatte jüngst der Regionalverband Ruhr (RVR) erlebt. Erst nach einjähriger Suche hatte der RVR zwei Stellen mit Ingenieurinnen besetzt, die an einer Verbreiterung der Radschnellweg-Strecke zwischen Essen und Mülheim arbeiten, einem sogenannten „Upgrade“.

ADFC-Landesvorsitzender Thomas Semmelmann: Er sieht die erste Stiftungsprofessur für Radverkehrs-Ingenieurswesen an einer NRW-Hochschule als „bedeutenden Schritt für die Verkehrswende“.
ADFC-Landesvorsitzender Thomas Semmelmann: Er sieht die erste Stiftungsprofessur für Radverkehrs-Ingenieurswesen an einer NRW-Hochschule als „bedeutenden Schritt für die Verkehrswende“. © Funke Foto Services GmbH | Rainer Raffalski