Duisburg/Moers. Die neue Rhein-Brücke in Duisburg Neuenkamp erhält einen extrabreiten Radweg, damit der RS1 bis nach Moers verlängert werden kann.
Voraussichtlich 2026 soll die neue A40-Rheinbrücke in Duisburg fertig sein. Auf der Nordseite der etwa 800 Meter langen Flussquerung gehört dann nicht ein herkömmlicher, sondern ein mit vier Metern extra breiter Radweg dazu. Er schafft die Voraussetzungen für eine Anbindung von Moers und möglicherweise auch Kamp-Lintfort an den Radschnellweg RS 1, der einmal über mehr als 100 Kilometer von Duisburg nach Hamm quer durchs Ruhrgebiet führen soll.
Das Land Nordrhein-Westfalen hatte sich dafür eingesetzt, dass auf großen Brücken Radwege auf Kosten des Bundes breiter gebaut werden dürfen. Dafür war eigens das Bundesfernstraßengesetz geändert worden. "Die Rheinbrücke Neuenkamp ist das erste Projekt, das davon profitiert", sagte NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) an diesem Freitag (26. Februar 2021) bei einem Ortstermin.
Machbarkeitsstudie befürwortet Weiterbau bis Moers
Die Planungen für eine mögliche Verlängerung des RS 1 über den Rhein befinden sich noch im frühen Stadium. Eine Machbarkeitsstudie war im Sommer zum Ergebnis gekommen, dass der etwa 15 Kilometer lange Anschluss von Moers auf alle Fälle lohnt. Sie kommt auf 6000 bis 8000 zusätzliche Radfahrten pro Werktag und hat einen bevorzugten Streckenverlauf benannt. Für Kamp-Lintfort laufen die Untersuchungen noch.
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Der RS 1 selbst ist bisher Stückwerk; von einer ganzen Reihe Projekten in NRW ist er allerdings auch der bisher einzige Radschnellweg, der zumindest in einem Abschnitt schon befahrbar ist. 12,6 Kilometer zwischen der Hochschule Ruhr-West in Mülheim und der Universität in Essen sind in Betrieb. Aktuell in Bau sind ein 2,8 Kilometer langer Abschnitt in Gelsenkirchen sowie ein 900 Meter langer Abschnitt in Bochum, zudem wird gerade die Brücke über den Berthold-Beitz-Boulevard in Essen errichtet.
Landesbetrieb stellt zehn Radwege-Planer ein
"Die Ungeduld wächst, je mehr die Radfahr-Euphorie steigt", meinte Verkehrsminister Wüst. Gegenüber der Redaktion erklärte er, dass das Land NRW beim Radwegebau insgesamt mehr Tempo machen wolle. Der Landesbetrieb Straßen NRW besetze derzeit zehn Planerstellen, extra für Radwege. Das Problem: Derzeit werden allerorten Radwege geplant und gebaut - qualifizierte Leute sind rar.
Der Regionalverband Ruhr (RVR) hat ein Jahr gesucht - und erst jetzt zwei Stellen mit Ingenieurinnen besetzt, die an einer Verbreiterung der Strecke zwischen Essen und Mülheim arbeiten, einem sogenannten "Upgrade". "Erst dann werden dort auch die Radschnellweg-Kriterien erfüllt", sagte Stefan Kuczera, Planungsbeigeordneter beim RVR.
Brücke in Essen wurde dreimal geplant
Der RVR hatte vor über zehn Jahren mit einer Machbarkeitsstudie den Anstoß für den RS 1 gegeben; ursprünglich war eine Fertigstellung zum Verbandsjubiläum im vergangenen Jahr angepeilt gewesen. Das sei kein gutes Erwartungsmanagement gewesen, meinte Kuczera gegenüber der Redaktion. Im dicht bebauten Ruhrgebiet erschweren immer wieder Grundstücksfragen die Planung, die im Laufe der Jahre mehrfach angepasst werden musste. Ein Grund: der Siegeszug von Pedelecs und E-Bikes.
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Weil immer mehr elektrisch unterstützte Fahrräder unterwegs sind, müssen Radwege breiter werden. "Das hat man im Jahr 2010 noch nicht so im Blick gehabt", sagte Kuczera. Die Brücke über den Berthold-Beitz-Boulevard in Essen beispielsweise sei dreimal geplant worden, bevor sie nun gebaut und demnächst fertiggestellt wird.
RVR sieht sich weiter in einer "Kuratoren-Rolle"
Die Baulast für den RS 1 ist schon vor Jahren auf den Landesbetrieb Straßen NRW übergegangen, der Regionalverband sieht sich aber weiter in einer "Kuratoren-Rolle". Stefan Kuczera ist von dem Projekt zutiefst überzeugt: "Mit jedem fertiggestellten Kilometer gewinnt der RS 1 an Attraktivität." Demnächst werde im Dortmunder Kreuzviertel mit dem Umbau der Große Heimstraße für den RS 1 begonnen. Der RVR-Beigeordnete hofft auch auf eine Eigendynamik: "Je mehr vom Radschnellweg Ruhr steht, desto mehr wächst der Druck, verbliebene Lücken zu schließen."
Vom extra-breiten Radweg an der künftigen A 40-Brücke in Duisburg wird der Radverkehr auf jeden Fall profitieren. "Wir passen umgehend die Planung an", kündigte Knut Ewald von der Projektgesellschaft Deges an. Der Bau der nördlichen Brückenhälfte soll erst 2023 beginnen. Radfahrer werden ihren Bereich dort für sich haben, wenn 2026 alles fertig ist. Fußgänger werden über die südliche Brückenhälfte geleitet, die derzeit schon in Bau ist.