Im Rheinland. Tagebau-Anlieger, Umwelt- und Klimaschützer planen Großdemo im August - sofern Corona es zulässt. Scharfe Kritik an NRW-Kohle-Entscheidung.
Große Umweltverbände und Bürgerinitiativen aus dem rheinischen Revier haben die neue NRW-Leitentscheidung zur Braunkohle scharf kritisiert. „Diese Leitentscheidung ist nicht zukunftsfähig“, stellte Jasmin Ziemacki von der Klima-Allianz Deutschland fest (24. März 2021). Die Proteste gegen den Kohleabbau im Rheinland gehen weiter.
BUND, Klima-Allianz, Greenpeace sowie die Initiativen „Alle Dörfer bleiben“ und „Buirer für Buir“ stellten für August eine „sehr große Demonstration“ in Aussicht, rechtzeitig vor der Bundestagswahl - sofern es die Corona-Lage zulässt. Gleiches gilt für das ebenfalls im August geplante Dorffestival. Die traditionellen Waldspaziergänge laufen weiter. Und auch die aktuelle Entwicklung vor Ort will man jeweils mit Protesten begleiten.
Abriss weiterer Häuser in Lützerath erwartet
Für April zum Beispiel habe der Energiekonzern RWE den Abriss weiterer drei Häuser in der Ortschaft Lützerath am Tagebau Garzweiler beantragt. Und am Tagebau Hambach wird in nächster Zeit die Kappung der Straße zwischen Kerpen-Manheim und Elsdorf erwartet. Auch für die befürchtete Zerstörung der Kirche in Manheim gilt: „Dann werden wir mobilisieren“, sagte Andreas Büttgen von „Buirer für Buir“.
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![Kohlebagger im vergangenen Oktober vor dem Hambacher Wald, der erhalten bleiben soll: Der Tagebau Hambach ist die größte Braunkohlegrube im rheinischen Revier. Kohlebagger im vergangenen Oktober vor dem Hambacher Wald, der erhalten bleiben soll: Der Tagebau Hambach ist die größte Braunkohlegrube im rheinischen Revier.](https://img.sparknews.funkemedien.de/230770962/230770962_1603798769_v1_1_200.jpeg)
Die im Landeskabinett beschlossene Kohle-Leitentscheidung ist nach Auffassung der Bürgeninitiaven und Umweltverbände unvereinbar mit dem Ziel der Pariser Klimakonferenz, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Dirk Jansen vom BUND wies daraufhin, dass allein aus Garzweiler noch 600 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden sollen: „Pariskompatibel wären 120 Millionen.“
Garantie für den Erhalt der Garzweiler-Dörfer gefordert
Soviel Kohle werde gar nicht mehr gebraucht. „Das geht aus Gutachten eindeutig hervor“, sagte David Dresen von „Alle Dörfer bleiben“. Statt der verkündeten Gnadenfrist bis 2026 müsse es umgehend eine Garantie für den Erhalt der fünf Dörfer am Tagebau Garzweiler, die noch für die Abbaggerung vorgesehen sind. Laut Dresen gibt es Interessenten, die in bereits leergezogenen Häusern zur Miete wohnen wollen.
Entgegen den Beteuerungen der schwarz-gelben Landesregierung sehen Umweltschützer den Hambacher Wald noch keineswegs als gerettet an. Die aktuelle Abgrabungsplanung stehe der dringend benötigten Biotop-Vernetzung mit anderen Wäldern entgegen. Beklagt wird zudem, dass Kohle-Bagger dem Wald derart nah rücken, dass die ökologische Substanz gefährdet sei. „Statt 50 wären 500 Meter Abstand nötig“, so Bastian Neuwirth von Greenpeace.
„Wir sehnen das Ende der Pandemie herbei“
Dirk Jansen vom BUND wies daraufhin, dass man auch juristisch weiter gegen die Kohlepläne vorgehen. Zusätzlich zu den laufenden Verfahren hatte der Umweltverband kürzlich eine weitere Klage eingereicht. Sie richtet sich gegen den neuen Hauptbetriebsplan für Hambach. Insgesamt hoffen Umwelt- und Klimaschützer in absehbarer Zeit wieder ohne Corona-Beschränkungen demonstrieren können.
„Wir sehnen das Ende der Pandemie herbei“, sagte Jansen im Gespräch mit der Redaktion. Er geht davon aus, dass es „eine Korrelation gibt - zwischen der Durchimpfung der Bevölkerung und der Zunahme der Kohleproteste auf der Straße“.