Im Rheinischen Revier. Am Morgen gab es mehrere Blockaden. RWE reißt das Dorf für den Baunkohlentagebau Garzweiler ab. Einzelne Häuser sind noch bewohnt.

Am Rande des Braunkohlentagebaus Garzweiler II beginnt der Energiekonzern RWE mit dem dem Abriss des Dorfes Lützerath. "Die Arbeiten gehen heute los", bestätigte ein Konzernsprecher am Morgen (18. Januar 2021) auf Nachfrage der Redaktion. Am morgen gab es mehrere Blockaden von Kohlegegnern.

Eine Sprecherin der zuständigen Polizei Aachen bezeichnete die Lage als "ruhig". An mehreren Stellen saßen Kohlegegner auf der Zufahrtsstraße zu Lützerath. Die Besetzung eines Tiefladers war aufgelöst worden, Polizisten erteilten Platzverweise. Offenbar wurden mehrere Personen in Gewahrsam genommen. "Keinen weiteren Meter der Kohle", hieß es bei Kohlegegnern auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

RWE: "Aktivisten vor sich selbst schützen"

Die Polizei ist mit einer Einsatzhundertschaft vor Ort, RWE mit einem starken Aufgebot an Sicherheitskräften. Nach Angaben des Konzernsprechers geht es auch "darum, die Aktivisten vor sich selbst zu schützen". In der Vergangenheit habe man im rheinischen Revier erlebt, dass versucht wurde, auf fahrende Arbeitsgeräte aufzuspringen.

Im zu Erkelenz (Kreis Heinsberg) gehörenden Lützerath sind einzelne Häuser noch bewohnt und müssen laut RWE in diesen Jahr geräumt werden. Wie Immerath und Pesch gehört das Dorf zweiten Umsiedlungsabschnitt von Garzweiler II. Die Umsiedlung wurde laut RWE im April 2017 abgeschlossen, die Dörfer werden in einigen Kilometer neu errichtet.

Umweltverband BUND kritisiert Ministerpräsident Laschet

Bereits vergangene Woche hatte es in Lützerath unter dem Protest von Kohlegegnern Entkernungsarbeiten gegeben. Zum dritten Umsiedlungsabschnitt gehören Keyenberg, Kuckum, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath. Diese fünf Dörfer sollen ab dem Jahr 2023 dem Tagebau weichen. Bei Keyenberg hatte RWE im November gerodet.

Beim BUND heißt es, dass Lützerath hätte erhalten bleiben können. Der Umweltverband sieht die Marschroute für den Kohleausstieg nicht im Einklang mit den Pariser Klimazielen und greift die NRW-Landesregierung an: "Mit der unnötigen Zerstörung von Lützerath zeigt CDU-Chef und Ministerpräsident Armin Laschet, wie wenig ernst es ihm mit dem Klima- und Heimatschutz ist", so Dirk Jansen, BUND-Geschäftsleiter in NRW. Die anstehende Leitentscheidung mache den Weg frei für die Zerstörung fünf weiterer Dörfer und "die Gewinnung von über 600 Millionen Tonnen des Klimakillers Braunkohle".