An Rhein und Ruhr. Landesverband Erneuerbare Energien NRW unterstützt Umstellung auf Bedarfssignale mit eigener GmbH. Weiter Sorgen um Windkraft-Ausbau.

Traditionell kommt die Windkraftbranche im Monatsende im ostwestfälischen Bad Driburg zusammen, eigentlich. Coronabedingt wird das Treffen (26./27. November 2020) dieses Mal rein digital stattfinden, wie der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) entschieden hat. Die Stimmung im Vorfeld ist „gemischt“, wie LEE-Geschäftsführer Christian Mildenberger an diesem Dienstag (17. November 2020) im Gespräch mit der Redaktion berichtet.

Zwar hat sich der Windkraft-Ausbau in Nordrhein-Westfalen in diesem Jahr wieder etwas erholt. 45 Windräder mit einer Leistung von insgesamt 135,6 Megawatt gingen in den ersten neun Monaten ans Netz, und 79 Anlagen mit insgesamt 304,8 Megawatt wurden genehmigt - deutlich mehr als im Vorjahreszeitraum. „ Ob aber die Erholung nachhaltig ist , wird sich noch zeigen müssen“, gab Mildenberger zu bedenken.

„Windkraft-Branche braucht Planungssicherheit“

Zudem sind die Ausbauzahlen weit vom Niveau früherer Jahre entfernt , für eine Energiewende reicht das gewiss nicht. Gemessen an den Zielen von Landes- und Bundesregierung finde deutlich zu wenig Ausbau statt, heißt es beim LEE. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte angekündigt, die Kapazitäten der Erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2030 verdoppeln zu wollen. Damit das gelingt, müssten im Bundesland jedes Jahr rund 210 Windräder neuester Generation bzw. 944 Megawatt Leistung neu ans Netz gehen, rechnet der Verband vor.

„Die Branche braucht Planungssicherheit“, drängt Mildenberger. Er fordert die Landesregierung u. a. auf, für Rechtssicherheit für den Bau von Windrädern auf Borkenkäfer-Flächen im Wald zu sorgen. „Baustellen“ gebe es aber auch auf Bundesebene. Beispielsweise fallen ab dem Jahr 2021 zahlreiche Altanlagen aus der Vergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Der 20-jährige Förderzeitraum ist dann rum.

Ein Drittel der Windkraft-Leistung in ganz NRW

„Hier fehlt immer noch eine Anschlussregelung“, mahnte der LEE-Geschäftsführer. In NRW seien in den Jahren 2021 bis 2025 insgesamt 1854 Windräder mit knapp 2000 Megawatt Leistung betroffen (soviel wie zwei durchschnittliche Kohlekraftwerksblöcke). Das entspricht ziemlich genau einem Drittel der aktuellen Windkraft-Leistung in ganz NRW. Diese Windräder wurden teilweise noch vor dem Jahr 2000 errichtet.

3753 Windräder drehen sich in NRW

Mit Stand 30. September 2020 waren in NRW 3.753 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 6.072,6 Megawatt am Netz. Weitere 214 Anlagen mit 806,4 Megawatt sind genehmigt, aber noch gebaut, darunter 79 aus diesem Jahr. Auch wenn es örtlich zu Protesten gegen einzelne Projekte kommt: Der LEE NRW sieht sehr große Unterstützung in der Bevölkerung - und stützt sich auf eine Umfrage, bei der sich 90% der Befragten für Windkraft aussprachen. Selbst dort, wo sich besonders viele Windräder drehen (Kreis Paderborn, über 500 Anlagen), hätten 82% der Befragten gesagt, dass sie die Windräder für notwendig halten oder sogar stolz auf sie sind.

Das höchste Windrad NRWs steht in Ahaus (Kreis Borken). Es hat eine Gesamthöhe von 230 Metern, eine Nabenhöhe von 160 Metern und einen Rotordurchmesser von 141 Metern. Diese Anlage bringt eine Leistung von 4,2 Megawatt.. Es gibt in NRW elf weitere Anlagen, die ebenfalls i230 Meter hoch sind – allerdings bei der Nabenhöhe einen Meter weniger aufweisen. Davon stehen neun Anlagen in Hörstel, eine in Münster und eine in Heek. (dum)

Ein Repowering, also ein Ersetzen durch neue und leistungsstarke Anlagen, sei oft nicht möglich - weil die Windräder in der Nähe von Wohnbebauung oder Vogelschutzgebieten stehen. Damit drohe das Abschalten der Anlagen, die dann unwirtschaftlich würden - „und das obwohl, es sich um akzeptierte Standorte handelt“.

Wenn tatsächlich Flugzeuge in der Nähe sind

Was in der Bevölkerung immer wieder für Ärger gesorgt hat, ist das nächtliche Blinken von mehr als 100 Meter hohen Windrädern . Es soll den Flugverkehr warnen, nervt aber die Anwohnerschaft. Hier unterstützt der LEE die Umstellung auf die sogenannte bedarfsgesteuerte Nachtkennzeichnung (BNK), die spätestens ab Jahresende 2022 ohnehin verpflichtend ist. Die Windräder sollen bloß noch blinken, wenn auch tatsächlich Flugzeuge in der Nähe sind. Das wird dann über Transponder gemeldet.

In NRW betrifft die Umstellung auf BNK aktuell rund 2400 Windräder. Das LEE-Konzept, das auch auf dem virtuellen Branchentreffen am 26. und 27. November Thema sein wird, sieht vor, dass sich verschiedene Betreiber von Anlagen in sechs Kilometer Umkreis jeweils kostengünstig die Technik teilen. Der LEE hat dazu eine Gesellschaft gegründet, der Betreiber beitreten können.

Hoffnung auf mehr Akzeptanz vor Ort

Bei optimaler und koordinierter Verteilung müssten nrw-weit nur etwa 200 Empfangsgeräte installiert werden, heißt es beim Verband. Für die Anwohner bedeute das: 98% weniger Beleuchtungszeit; und damit auch bessere Chancen auf mehr Akzeptanz vor Ort.