An Rhein und Ruhr. . Neue Technik kann die nächtlichen Belästigungen auch in NRW minimieren. Ein Radar steuert das Leuchten nach Bedarf. Es gibt auch eine weniger aufwändige Lösung
Gut 3200 Windräder drehen sich mittlerweile in Nordrhein-Westfalen; eine ganze Reihe davon steht am Niederrhein. Die Nachbarschaft zu solch einer Anlage ist nicht unbedingt vergnügungssteuerpflichtig. Immer wieder gibt es etwa Beschwerden über das nächtliche Dauerblinken der Windräder, das den Flugverkehr vor den Hindernissen warnt – das aber auch die Nerven von Anwohnern strapaziert. Polizei und Betreiber zeigen sich jetzt um Verbesserungen bemüht.
Der Landtag berät heute einen gemeinsamen Antrag von CDU, SPD und Grünen, bei dem es ums Einführen einer sogenannten bedarfsgerechten „Befeuerung“ von Windkraftanlagen geht. Der Begriff kommt aus der Seefahrt; gemeint ist das Blinken jener festmontierten Xenon- oder LED-Leuchten, das Flieger am Himmel warnen soll. Neue Technik macht es möglich, dass die Lichter nicht ständig blinken müssen, sondern eben nur nach Bedarf – wenn Flugzeuge in der Nähe sind.
Für kleine Windparks „wirtschaftlich nicht darstellbar“
Der Antrag, der eine Mehrheit finden dürfte, zielt darauf ab, diese Technik in NRW zu testen und zu prüfen, ob sie vielleicht zur Vorschrift gemacht werden kann. Ausdrücklich heißt es: „Der Erfolg der Energiewende steht und fällt mit der Akzeptanz der Projekte vor Ort.“ Es gelte, den technischen Fortschritt dafür zu nutzen, dass diese Akzeptanz gestärkt und die Belastungen der Menschen durch Windräder kleiner werde.
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Dass das nächtliche Blinken als störend empfunden wird, stellen Windrad-Betreiber gar nicht in Abrede. „Das ist durchaus immer wieder Thema von Beschwerden“, sagt Mario Burda vom Landesverband Erneuerbare Energien (LEE), in dem die Branche organisiert ist. Im Gespräch mit der NRZ betonte Burda, dass man zu Verbesserungen bereit sein. Er warnte aber, die bedarfsgerechte „Befeuerung“ zur allgemeinen Vorschrift zu machen. Denn die Technik, die dahinter steht, sei zwar andernorts in Deutschland schon im Einsatz, aber eben auch teuer.
Windenergieanlagen würden mit Radarsystemen ausgestattet. Diese erkennen, wann sich ein Flieger kritisch nähert, wann also das Blinken eingeschaltet werden muss (und wann wieder ausgeschaltet). Kostenpunkt: mehr als 500 000 Euro pro Standort, wohlgemerkt: nicht pro einzelner Anlage. Größere Windparks können diese Kosten auf mehrere Geräte verteilen. „Für kleine Bürgerwindparks oder Einzelstandorte aber sind solche Systeme wirtschaftlich sicher nicht darstellbar“, ist Burda überzeugt.
Am Boden „kaum noch sichtbar“
Beim LEE schlägt man einfache Lösung vor – eine Art Lampenschirm von unten. „Das Problem ist doch, dass die Leuchten nach überallhin abstrahlen – nicht nur nach oben zu den Piloten, sondern auch nach unten zu den Anwohnern“, so Burda. Es gebe auf dem Markt ein System, dass die „Befeuerung“ von unten abschirmt, in der Nachrüstung wenige tausend Euro teuer. „Bei Neuanlagen würden nahezu gar keine Mehrkosten entstehen“, sagt Mario Burda. Er versichert: „Die Befeuerung ist vom Boden kaum noch sichtbar.“