An Rhein und Ruhr. . Dem Neubau-Boom wird ein abruptes Ende vorhergesagt. Schärfere Auflagen in Kürze erwartet.

3583 Windräder mit einer Gesamtleistung von 5419 Megawatt drehen sich jetzt in Nordrhein-Westfalen. Landesweit kamen im vergangenen Jahr 312 Windräder mit einer Gesamtleistung von 868 Megawatt hinzu – ein neuer Rekord. Den stärksten Zuwachs gab es im vergangenen Jahr im Münsterland und dem nördlichen Ruhrgebiet – alleine im Regierungsbezirk dort entstanden 108 Anlagen. Deutlich weniger waren es am Niederrhein – im Kreis Kleve etwa kamen 38 Windräder mit insgesamt 101 Megawatt hinzu, im Kreis Wesel zwölf mit insgesamt 34 Megawatt.

Nach dem neuen Rekord-Ausbau: die Ernüchterung. Schon fürs laufende Jahr rechnet der Landesverband Erneuerbare Energien nur noch mit einem Zuwachs von landesweit etwa 400 Megawatt Leistung durch Windkraft, für 2019 sogar noch weniger. Grund sind die von der Landesregierung angekündigten verschärften Auflagen für neue Windräder – und da vor allem der Pauschalabstand von 1500 Metern zur bestehenden Wohnbebauung.

Wichtig für die Energiewende: Moderne Windräder sind größer und leistungsfähiger. Die Nabenhöhe lag bei neuen Anlagen zuletzt bei durchschnittlich 128 und der Rotordurchmesser bei 112 Metern. Zum Vergleich: Noch 1995 lagen die Naben im Schnitt auf 58 Metern und der Rotor maß 40 Meter.

Neuer Erlass nach Ostern?

Die Landesregierung begründet die geplanten Restriktionen damit, dass eine Vielzahl von Bürgern die immer mehr und immer größeren Windräder nicht mehr akzeptiere. Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) will deshalb stärker auf andere erneuerbare Energien setzen; die Branche indes sorgt sich um Arbeitsplätze und Klimaziele, wenn die Windkraft als Wachstumstreiber ausfällt. Der Anteil der regenerativen Energien am Gesamtstromverbrauch liege in NRW bei nur 12,5% – der drittschlechteste Wert bundesweit, heißt es beim Landesverband Erneuerbare Energien (LEE). So oder so: Die auch juristisch umstrittenen Restriktionen stehen offenbar unmittelbar bevor – nach Ostern wird der neue Windenergieerlass erwartet, im Mai der korrigierte Landesentwicklungsplan.

Welcher regenerative Energieträger könnte anstelle der Windkraft neues Wachstum entwickeln? Experten sehen für NRW da am ehesten Chancen für die Photovoltaik, auch die Landesregierung nennt diese explizit. Die Solarenergie entwickelt sich aber seit Jahren nur mäßig. 2017 gab es in NRW einen Zuwachs von 195 MW mit 11 469 Anlagen.

Photovoltaikanlagen günstig

Potenzial ist da. Laut eines Katasters des Regionalverbandes Ruhr sind z. B. rund eine Million Gebäude in der Region für Solarenergie geeignet, also etwa jedes zweite Dach. Zudem sind Anlagen heute günstig zu haben. Binnen zwei Jahrzehnten seien die Preise um 90% gefallen. Nur wüssten das viele Hausbesitzer nicht, sagt ein Sprecher des Landesverbandes Erneuerbare Energien. Der Verband fordert deshalb, dass das Land mit gutem Beispiel vorangeht und auf seinen gut 4000 größeren Gebäuden Photovoltaikanlagen installiert.