An Rhein und Ruhr. Fünf Jahre dauert es im Schnitt, bis ein neues Windrad steht – „zu lange“, meint Christian Mildenberger, neuer LEE-Geschäftsführer in NRW.
Der neue Geschäftsführer des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) in Nordrhein-Westfalen, Christian Mildenberger, beklagt extrem lange Genehmigungsverfahren für Windräder. Von der ersten Planung bis zur Realisierung vergingen im Schnitt 60 Monate, also satte fünf Jahre. „Das ist eindeutig zu lange“, meinte Mildenberger im Gespräch mit der Redaktion.
Der 35-jährige Wirtschaftsingenieur aus Brühl in Baden-Württemberg hat zum 1. Oktober 2019 die Nachfolge von Jan Dobertin angetreten. Dobertin hatte die Geschäfte des Verbandes knapp zehn Jahre geführt und war zur Essener Unternehmensberatung Conergy gewechselt. Mildenberger war zuvor Landesgeschäftsführer der CDU in Baden-Württemberg und davor u. a. bei einem Solarunternehmen tätig.
Mildenberger fordert Planungssicherheit
Der neue LEE-Geschäftsführer wies daraufhin, dass sich der Bau einer Windkraftanlage noch viel länger
hinziehen könne – dann etwa, wenn dagegen geklagt werde. Mildenberger hofft auf eine „Entrümpelung“ der Genehmigungsverfahren. Gerade der Artenschutz stelle im Verfahren eine hohe Hürde dar Die Landesregierung habe ein weiteres „Entfesselungspaket“ angekündigt. „Wir wollen schauen, was da kommt“, so Mildenberger.
In NRW wie auch deutschlandweit war der Windkraftausbau im ersten Halbjahr 2019 drastisch eingebrochen. LEE-Geschäftsführer Mildenberger fordert günstige politische Rahmenbedingungen für seine Branche, damit diese die Energiewende meistern könne. Er wies darauf hin, dass im neuen Landesentwicklungsplan für NRW bei neuen Windrädern ein Mindestabstand von 1500 Metern zur nächsten Wohnbebauung vorgesehen sei, beim Klimapaket der Bundesregierung sei von 1000 die Rede: „So was trägt nicht zur Planungssicherheit bei.“
Große Hoffnungen ruhen auf der Photovoltaik
Große Hoffnungen verbindet Mildenberger mit dem Ausbau der Photovoltaik in NRW: „Hier befinden wir uns mit der Landesregierung in guten Gesprächen.“ Potenzial gebe es insbesondere bei der Photovoltaik auf Gewerbe.
Der LEE sieht sich mit seinen aktuell rund 250 Mitgliedern in NRW als Interessenswalter der Energiewende – bei Strom, aber auch bei Wärme und Verkehr. Der Verband ist zuletzt kräftig gewachsen. Mittelständische Firmen, Verbände und Privatleute gehören ihm an. Vorsitzender ist der frühere grüne NRW-Landtagsfraktionsvorsitzende Reiner Priggen. Er sagt: „Wir freuen uns, mit Christian Mildenberger einen politisch erfahrenen Geschäftsführer mit großer Energiewende-Kompetenz gefunden zu haben.“
Pendeln in die badische Heimat
Das Thema Energie hat Mildenberger auch bei seiner politischen Arbeit schon lange begleitet. Bereits bei der Jungen Union war er auf Bundesebene Mitglied der Energiekommission. In seiner badischen Heimat Brühl (14.000 Einwohner) begleitete der CDU-Politiker als Gemeinderat die Einrichtung eines kommunalen Energieversorgers. Gemeinderat will Mildenberger in seiner Heimat zumindest vorerst weiter bleiben, ebenso Aufsichtsrat der Gemeindewerke.