An Rhein und Ruhr. In vielen Städten laufen die Arbeiten und Sondierungen für den Gleisausbau der Güterzugstrecke. Aber es gibt auch noch Streitpunkte.

Vor drei Jahren gab es einen großen Bahnhof in Oberhausen, nach 25 Jahren Planungen und kontroversen Diskussionen erfolgte im Januar 2017 der Spatenstich für den ersten Bauabschnitt. Für die Betuwe-Linie werden zusätzliche Gleise verlegt, in einigen Städten gibt es dann statt der bisher zwei Gleise ein Drittes und streckenweise sogar ein Viertes.

Die neue Zugstrecke, die hauptsächlich für den Güterverkehr vorgesehen ist, stellt dann eine lückenlose Verbindung von Rotterdam nach Genua her (siehe Grafik unten). In den Niederlanden gibt es die Linie bereits seit 2007, in Deutschland fehlt noch die Güterzugverbindung zwischen Oberhausen und Emmerich.

Was bisher geschah

Nach dem Spatenstich ging die Arbeit an dem knapp drei Kilometer langen Bauabschnitt der gesamten Ausbaustrecke von 73 Kilometern in Oberhausen los. Zuerst ist ein Bahnübergang an der Rosa-/Rothofstraße in der Nähe des MAN-Werkes in Oberhausen entfernt worden, stattdessen ist eine Brücke gebaut worden. Dieses Prozedere ist in vielen anderen Städten ebenfalls geplant.

Gegen einen fehlenden Lärmschutz am Naherholungsgebiet Kaisergarten klagte die Stadt Oberhausen vergebens, im Dezember 2018 kam das Gericht zu dem Schluss, dass Freizeitflächen nicht besonders schutzbedürftig seien.

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Inzwischen liegt auch in Voerde, Dinslaken und Haldern Baurecht vor. Damit kann die Bahn in vier von insgesamt zwölf Planfeststellungsabschnitten zwischen Emmerich und Oberhausen aktiv werden. Das entspricht 17 Kilometern – fehlen noch 56 unter anderem in Wesel, Hamminkeln, Mehrhoog.

Der Deutschen Bahn zufolge haben die Arbeiter in der ersten Jahreshälfte mehr als 6000 Bohrungen zur Sondierung durchgeführt und 6000 Meter Kabelkanäle verlegt.

In den kommenden Monaten stehen Sondierungs- und Kabeltiefbauarbeiten und Leitungsumlegungen auf dem Programm, erklärt eine Bahnsprecherin. Mit dem Bau des zusätzlichen Gleises wird die Bahn frühestens 2022 beginnen. Auf der 72,613 km langen Strecke sind 77 km Schallschutzwände geplant.

So geht’s in Oberhausen weiter

Die begonnenen Arbeiten wie die Suche nach Kampfmitteln, Arbeiten an der Eisenbahnüberführung über dem Rhein-Herne-Kanal, Leitungsumlegungen und Arbeiten für Stützwände (PFA 1.1) werden fortgesetzt. Die ersten Meter des zusätzlichen Gleises werden frühestens 2022 in diesem Planungsabschnitt verlegt. Das weitere Gleis wird an dieser Stelle das vierte Gleis sein. Dafür sind bereits zwei neue Eisenbahnbrücken über der Emscher errichtet worden. Die Brücke über den Rhein-Herne-Kanal wird zurzeit erstellt. Für den zweiten Abschnitt (PFA 1.2), der über Oberhausen-Sterkrade bis zur Stadtgrenze Dinslaken läuft, liegt noch kein Planfeststellungsbeschluss vor, das Verfahren ist noch im Gang. Die Bezirksregierung erarbeitet eine abschließende Stellungnahme. Der Bahnhof Sterkrade wird umgebaut.

So geht’s in Dinslaken weiter

Seit Juni finden auf diesem Abschnitt (PFA 1.3) Tiefbauarbeiten für Kabelverlegungen statt. Außerdem werden Flächen auf Kampfmittel untersucht, der Umbau der Oberleitungsanlagen soll nach Planungen der Bahn im Januar 2021 erfolgen. Ab Herbst bis zum nächsten Frühjahr soll die provisorische Kabeltrasse zwischen Bahnübergang Jägerstraße und Bahnhof Dinslaken erfolgen. Im kommenden und darauffolgenden Jahr sollen die Bahnübergänge beseitigt werden. Im Ortsteil Hiesfeld könnten bald die ersten Lärmschutzwände gebaut werden.

So geht’s in Voerde weiter

Auch für den Bauabschnitt in Friedrichsfeld liegt noch kein Planfeststellungsbeschluss vor. Die Deutsche Bahn rechnet allerdings noch in diesem Jahr mit der Erteilung des Baurechts für den Planfeststellungsabschnitt 2.1. Das Eisenbahn-Bundesamt ist dafür zuständig, Baurecht zu erteilen. Die Bezirksregierung hat, einer Bahnsprecherin zufolge, die abschließende Stellungnahme dem Bundesamt übergeben.

Auf dem Gebiet Friedrichsfeld, dem PFA 2.1, sind laut Bahn inzwischen alle höhengleichen Bahnübergänge beseitigt und durch Brücken ersetzt worden. Das Besondere in diesem Abschnitt: Damit künftig größere Schiffe den Wesel-Datteln-Kanal befahren können, wird die derzeitige die Friedrichsfelder Eisenbahnbrücke um 1,7 Meter angehoben. Die Brücke wird komplett neu erbaut, für das neue Gleis soll eine zusätzliche Kanalbrücke gebaut werden.

So geht’s in Wesel weiter

Für den Bauabschnitt in Wesel (PFA 2.2) fertigt die Bezirksregierung die abschließende Stellungnahme nach den Erörterungsterminen in den Jahren 2016 und 2017 an. Diese wird dann dem Eisenbahn-Bundesamt zugeleitet, das im nächsten Schritt das Baurecht erteilen kann. Auch hier ist das Planfeststellungsverfahren demnach noch nicht abgeschlossen.

So geht’s in Mehrhoog weiter

Für diesen 9,8 km langen Bauabschnitt (PFA 2.3) wird derzeit noch die abschließende Stellungnahme durch die Bezirksregierung erarbeitet. Der Bahnübergang Diersfordter Straße in Hamminkeln ist bereits fertig gestellt. Geplant ist, dass der Bahnhof Mehrhoog einen neuen Außen- und Mittelbahnsteig erhält. In Mehrhoog sorgen sich die Einwohner, dass ihr Dorf durch den Ausbau zerschnitten wird, weil hohe undurchsichtige Lärmschutzwände vorgesehen seien.

So geht’s in Haldern weiter

In Haldern (PFA 3.1) baut die Bahn seit Juni die Oberleitungsanlagen für die Gleiserweiterung um. Ziel ist es, die beiden Bestandsgleise von einer Seite mit Strom zu versorgen. Das soll Platz für das spätere dritte Gleis schaffen. Schon während der Baumaßnahmen sollen stellenweise Lärmschutzwände aufgestellt werden. Die Stadt Rees hatte transparente Elemente in den Lärmschutzwänden gefordert – und bekommt sie. Die Betuwe-Trasse soll auf Halderner Gebiet zunächst entlang landwirtschaftlich genutzter Flächen führen, anschließend parallel zur Bundesstraße B8.

Ein Blick auf die Bahnstrecke in Rees.
Ein Blick auf die Bahnstrecke in Rees. © www.blossey.eu | Hans Blossey

So geht’s in Rees und Emmerich weiter

Für die Planfeststellungsabschnitte 3.2 (Rees), 3.3 (Emmerich-Praest), 3.4 (Emmerich) und 3.5 (Emmerich-Elten) laufen noch die Anhörungsverfahren. Einen Planfeststellungsbeschluss gibt es also noch nicht. Den Stellungnahmen zum Abschnitt Praest hat der Rat der Stadt Emmerich in seiner Juli-Ratssitzung zugestimmt. Das war nötig, weil es im laufenden Verfahren Änderungen an den Plänen gab.

Hierum wird noch gestritten

Lärmschutz, Sicherheit, Umweltschutz, neue Verkehrsführungen – um diese Themen stritten Bahn, Kommunen, Bürgerinitiativen und Feuerwehren in den vergangenen Jahren hart. In einigen Punkten hat die Bahn nachgebessert oder es sind Kompromisse gefunden worden. So einigten sich im September 2018 Städte, Feuerwehren und Bahn auf ein Sicherheitskonzept. Das sieht nun mehr Zugänge zu den Gleisen, breitere Türen und eine bessere Löschwasserversorgung vor.

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In Dinslaken wurde der Ruf nach transparenten Lärmschutzwänden laut, die Bahn will aber die Kosten für über den Standard hinausgehende Wände nicht übernehmen. In Friedrichsfeld will die Stadt Aufzüge am Bahnhof, die Bahn favorisiert Rampen.

Keine Einigung in Sicht ist in Emmerich am Eltenberg. Die Bahn will einen Teil des Berges abtragen, um dort die Bundesstraße 7 entlang führen zu lassen. Dagegen wehren über 5000 Unterstützer der Bürgerinitiative „Rettet den Eltenberg“, die eine vom Emmericher Rat präferierte Alternativlösung erarbeitet hat, die den Berg verschont. Der Naturschutzbund wird klagen.

Eine Klage gibt es bereits in Voerde: Der Bahnübergang Schwanenstraße soll ersatzlos gestrichen werden. Dagegen klagt die Stadt. „Dies hat aber keine Auswirkung auf den Zeitplan und die nächsten Schritte der Umsetzung“, sagt eine Bahnsprecherin auf Anfrage der NRZ.