Düsselorf. Kopftuchzwang, Geschlechtertrennung, Gebetsraum: Was die Regierung zu islamistischen Manipulationsversuchen an einer Gesamtschule sagt.
NRW-Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat auf den Versuch mehrerer Jugendlicher an der Gesamtschule Nordstadt in Neuss, Mitschülerinnen und Mitschülerschüler strengen islamischen Regeln zu unterwerfen, reagiert. „Niemand darf in der Schule gezwungen werden, eine Religion in einer bestimmten Art und Weise auszuüben. Hier müssen wir deutliche Grenzen setzen“, sagte sie am Mittwoch im Schulausschuss des Landtags.
Schulministerin Feller: „Alle Schulkinder müssen sich akzeptiert und sicher fühlen“
Radikalisierung und Extremismus hätten an Schulen keinen Platz, gleich, ob er politisch oder religiös motiviert sei. An den NRW-Schulen begegneten sich Schulkinder unterschiedlichster Herkunft und Religion. Sie alle müssten sich hier akzeptiert und sicher fühlen, so Feller weiter.
Zuvor war bekannt geworden, dass mehrere Schüler an der Neusser Gesamtschule versucht hatten, strenge islamische Regeln einzuführen. Dabei soll es um Geschlechtertrennung im Unterricht gegangen sein und um Kopfbedeckungen für Frauen. Polizei und Staatsschutz ermitteln.
Islamistische Schüler in Neuss fielen auch durch staatskritische Äußerungen auf
Martin Oppermann, Krisenbeauftragter im Schulministerium, beschrieb die Probleme mit islamistischen Schülern am Mittwoch als „längeren Prozess“. Schon im Frühjahr 2023 hätten sich drei Oberstufenschüler an Lehrkräfte gewandt, um mit diesen über ihr Interesse an einer strengeren Auslegung des Islams zu sprechen. „Da diese Schüler gegenüber den Lehrkräften auch staatskritische Äußerungen tätigten, hatte die Schulleitung die Polizei hinzugezogen“, so Oppermann. Die Schule habe auch Kontakt zum Präventionsprogramm „Wegweiser“, das den Einstieg junger Menschen in den Islamismus verhindern will, aufgenommen.
Die drei Schüler hätten unter anderem angeregt, einen Gebetsraum in der Gesamtschule einzurichten. Dies habe die Schulleitung abgelehnt und stattdessen einen „Raum der Toleranz“ angeboten. Gegenüber den drei Schülern habe die Schulleitung klargestellt, dass der Schulbesuch Vorrang habe vor einem Freitagsgebet.
Schule wehrt sich gegen den Begriff „Scharia-Polizei“
Als „Krise“ würden die Ereignisse von der Schule nicht eingeordnet, erklärte Oppermann. Er berichtete aber, dass die drei Schüler „auf subtile Art und Weise andere Schülerinnen und Schüler manipulieren wollten“. Einer der drei – ein 19-Jähriger – sei eine Woche lang vom Unterricht suspendiert worden. Die Schule habe darüber hinaus „kooperative Lernformen“ beschlossen, um eine Geschlechtertrennung von vornherein zu verhindern.
Schulleitung und Schülerschaft versichern auf einer Homepage, das schulische Leben an der Gesamtschule sei respektvoll und harmonisch.
Die AfD, die eine Aktuelle Viertelstunde des Schulausschusses zu den Vorgängen beantragt hatte, spricht von einer „Scharia-Polizei“ an der Neusser Schule. „Diese Bezeichnung trifft nach Aussage der Schule den Sachverhalt in keinster Weise“, sagte Oppermann. Schule, Schulaufsicht und Polizei stünden in engem Austausch, versicherte Ministerin Feller.
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