Berlin. Schauspieler Max Woelky verrät, warum ihm zwischenmenschliche Beziehungen so wichtig sind. Und wieso er sich deswegen komplett ändern musste.
- Schauspieler Max Woelky hatte stets hohe Ansprüche an sich selbst
- Schon in jungen Jahren wollte er immer eine gute Figur abgeben
- Hier berichtet er, wie ihn dieser Druck prägte – und was ihm heute wichtiger ist
Mit Serien wie „Hinter Gittern“ wurde Max Woelky bekannt. Jetzt gehört der 39-Jährige zur Stammbesetzung der romantischen Ärzte-Reihe „Mit Herz und Holly“ (neue Folgen am 3. und 10. November um 20.15 Uhr im ZDF). Privat hat er auch alle Hände voll zu tun – mit der Sanierung seines Hauses. Aber sein größtes Betätigungsfeld sind zwischenmenschliche Beziehungen.
Nachdem Sie in einer Ärzteserie mitspielen, wie ist eigentlich real Ihr Verhältnis zu Ärzten?
Max Woelky: Ich gehe selbst selten zum Arzt. Ich weiß, welche Errungenschaften die Medizin hat. Aber Krankenhäuser müssen ihre Entscheidungen auf marktwirtschaftlicher Grundlage fällen, und das sind im Einzelfall nicht die besten Entscheidungen für einen Patienten. Ich habe also eine gewisse Vorsicht. Bei einem ärztlichen Rat hole ich lieber eine Zweitmeinung ein und denke selbst nach.
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Aber was machen Sie, wenn Sie nicht so häufig zum Arzt gehen?
Woelky: Wenn mal etwas zwickt, dann habe ich nicht so schnell so starke Ängste und brauche keine ärztliche Abklärung. Ich höre erstmal in mich hinein. Wenn zum Beispiel mein Knie nicht so mitmacht, dann gehe ich eher zum Yoga. Das hat sicher auch etwas mit meinem Beruf zu tun, denn der ist eben sehr körperlich. Man arbeitet viel daran, dass man sich gut fühlt und präsent ist. Wenn ich mich angeschlagen fühle, dann habe ich eine gute Einschätzung, was ich tun könnte, ohne gleich ein Medikament zu nehmen.
Max Woelky: „Suche Beziehungen, die mir guttun“
Sie spielen in der Serie ja keinen Arzt, sondern einen chaotischen Vermieter. Haben Sie versucht, Gemeinsamkeiten zu sich zu finden?
Woelky: Das passiert automatisch. Man beschäftigt sich mit der Figur und befragt die Hintergründe: Was will dieser Mann eigentlich? Denn für ihn kommen die Probleme der anderen zuerst.
Wissen Sie denn, was Sie wollen?
Woelky: Mittlerweile ganz gut. Beruflich und privat habe ich begriffen, dass es mir sehr stark um zwischenmenschliche Beziehungen geht. Ich bin auf der Suche nach Beziehungen, die mir guttun, die mir Freude bringen und die auch gut Konflikte aushalten können. Gesunde Beziehungen führen dazu, dass man sich entwickeln und ein erwachsener Mensch werden kann.
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Wie bekommt man eine gesunde Beziehung?
Woelky: Eine gesunde Beziehung hat damit zu tun, dass man mit sich selbst und mit den anderen Personen aufrichtig ist. Man muss seine Meinungen und Gefühle einbringen und auch bereit sein, in den Konflikt zu gehen und Dissens auszuhalten. Es geht darum zu akzeptieren, dass man etwas nicht möchte oder dass man von etwas ganz viel will, weil es einem Freude bringt. Gleichzeitig sollte man aber auch nicht jedes Gefühl und jede Meinung hinausposaunen. Das sind alles Dinge, die man über Jahre hinweg lernt.
„Die Angst, dass einen keiner leiden kann, ist meist unbegründet“
Wie waren Sie früher?
Woelky: Da war ich ganz anders. Ich bin aufgewachsen mit einem sehr hohen Anspruch, eine gute Figur abzugeben, in sozialen Kontexten richtig zu funktionieren und keine Probleme zu machen. Deshalb musste ich lernen, dass dieses Performen oder sich Zurücknehmen von den Dingen, die einem wichtig sind oder die man sich wünscht, weit entfernt sein kann.
Man braucht eben manchmal Dinge, die nicht für jeden bequem sind. Das gilt für Beruf und Privatleben. Und wenn man sich traut, konfliktbereiter und mit seinen eigenen Gefühlen und Meinungen ehrlicher und offener zu sein, führt das zu guten Beziehungen. Die Angst, dass einen dann keiner mehr leiden kann, ist in den allermeisten Fällen unbegründet.
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Machen Sie jetzt in Beziehungen alles richtig?
Woelky: Auf keinen Fall. Mit Konzepten von richtig und falsch kommt man nicht so weit. Wenn man beispielsweise eine Beziehung zu seinen Eltern oder seinen Kindern haben will, dann ist es wichtig, das nicht zu bewerten, sondern sich und die anderen ernst zu nehmen und zu schauen, wie das zusammenpasst. Wobei ich in fünf, zehn, fünfzehn Jahren sicher anders auf solche Fragen antworten werde.
Haben Sie einen großen Freundeskreis, nachdem Ihnen Beziehungen so wichtig sind?
Woelky: Meine engen Freunde sind sehr wenige, was mit meiner beruflichen Struktur zu tun hat. Denn ich habe einen dynamischen Alltag – ganz anders als meine Eltern, die Lehrer waren und sich regelmäßig mit ihren Volleyball- oder Kartenspielgruppen getroffen haben. Deshalb reduziert sich das bei mir auf ganz bestimmte Leute, bei denen es möglich ist, sich mal drei Monate nicht zu sehen und dann ganz viel. Das geht nur mit wenigen gut.
Diesen Ausgleich zum stressigen Job braucht der Schauspieler
Bei diesem dynamischen Berufsleben braucht man doch auch Ausgleich. Wie kriegen Sie ihren Kopf frei?
Woelky: Ich habe eine Familie mit zwei Kindern und saniere gerade mein Haus. Wenn ich viel drehe, dann freue ich mich, zu Hause zu sein und Zeit mit ihnen zu verbringen, und wenn ich viel Zeit mit der Familie hatte, freue ich mich aufs Drehen. Was ich ebenfalls viel brauche und mache, ist Sport. Ich habe lange Fußball gespielt, spiele Beachvolleyball und Tennis, mache Yoga und gehe Schwimmen.
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Sie sind ganz offensichtlich handwerklich begabt...
Woelky: Absolut. Ich habe ein großes Interesse für Architektur. Mein Opa war Tischler, mein Vater hat auch viel gebaut – Hochbetten, Regalsysteme, Schränke. Ich selbst habe ein paar Jahre auf dem Bau gearbeitet. Mit einem guten Freund, der Dachdeckermeister ist, habe ich zwei Dächer ausgebaut. Als ich mit meiner Freundin dieses Haus gekauft habe, stand von vornherein fest, dass ich das selbst sanieren will. Jetzt ist es schön, dass das Meiste getan ist.
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„Mit Herz und Holly“ spielt ja auf dem Land. Wo hat es Sie hingezogen?
Woelky: Unser Haus liegt am Rand von Berlin. Ich habe knapp 40 Jahre in der Stadt gelebt, wo ich auch aufgewachsen bin. Aber mit dem trubeligen Beruf, wo man viel reist, hatte ich eine große Sehnsucht nach mehr Ruhe. Wir wollten in die Nähe von Wald und See. Auf der anderen Seite habe ich auf der Suche nach dem neuen Zuhause gemerkt, dass ich mir das ohne völlige Anbindung an die Stadt sehr schwer vorstellen kann. Denn dieser Trubel ist nun mal meine Heimat.