Berlin. Für Nikolai war es ein Schock: Seine Großmutter, Ex-Königin Margrethe von Dänemark, nahm ihm den Prinzentitel ab. Nun sucht er einen Job.

Ist doch schön, wenn man von der privilegierten Klasse etwas lernen kann: Zum Beispiel vom jungen Grafen Nikolai aus Dänemark (25), der im lokalen Magazin „Euroman“ einfach mal praktische Tipps gibt, wie man als Weltenbummler am besten von A nach B kommt. Er würde immer, immer, immer nur mit Handgepäck reisen! Jedenfalls sei das seine Methode, um ohne große Nervereien schnell ans Ziel zu gelangen. Er gebe nie, nie, nie einen Koffer auf, selbst wenn er einen Monat lang unterwegs ist. „Da wird das Sakko einfach zusammengerollt und die übrige Kleidung kurzerhand mit dem Staubsauger vakuumverpackt.“ Ob sich Oma Margrethe (84), einstige Königin Dänemarks, angesichts solcher Aussagen seiner Exzellenz vor Lachen auf die Schenkel schlägt?

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Kofferpackkompetenzen zählen ja eher nicht zum Kerngeschäft der Aristokraten. Aber die Großmama war es ja, die wollte, dass ihre Enkel auch mal etwas anderes kennenlernen als nur den Luxus im dänischen Königshaus. Dass sie auch mal praktisch denken, mal anpacken, die Kids. Genau deshalb nämlich hatte die wegen ihres Dauerqualmens als „Vulkankönigin“ bezeichnete royale Seniorin den Youngstern noch vor ihrem Rücktritt 2024 die Prinzentitel entzogen. Das hatte gesessen.

Bei Nikolai sind die Wolken der Wut bis heute nicht verraucht. Der Sohn von Margrethes Sohn Prinz Joachim (55) und dessen geschiedener Frau Gräfin Alexandra (60), fühlte sich bis ins Mark getroffen. Die dänische Presse schrieb, er sei geradezu „schockiert“ gewesen. Gegenüber dem Königsmagazin „Billed Bladet“ formulierte er es diplomatischer: „Das ist ein komisches Gefühl und eine Erfahrung, auf die ich lieber verzichtet hätte“.

Japan Fashion Dior Prince Nikolai
Nikolai feierte als Model Erfolge, hier lief er 2018 für Dior in Tokio. © picture alliance/dpa | Morio Taga

Es wär doch schön, wenn die jungen Leute mehr von Leben mitbekommen als nur Tradition und Etikette, so meinte die gute Großmutter, auch, weil sie sich das selbst einst so gewünscht hatte. Darüber konnte Nikolai nur bitter lachen. Er habe sich nie unfrei gefühlt im Palast. Ein klarer Fall wohl von Missverständnis der Generationen.

Von wegen Zwang! Wenn er zurückdenke, falle ihm so viel Gutes ein. Er sei immer dem Anlass entsprechend gekleidet. Wie sein Vater, Prinz Joachim (55), der ihm ein bestes Vorbild sei. Nikolai kann enthusiastisch werden, wenn er über Hosen, Jacken oder Hemden redet. Er habe sich immer wohlgefühlt, auch in der royalen Robe. „Selbst wenn ich mir Babyfotos von mir ansehe, denke ich, dass meine Eltern es sehr gut gemacht haben.“

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Und vom Hof in die Welt, das war für ihn eher logische Schlussfolgerung. Mit seinem Faible für Klamotten, mit seinem dunklen Wuschelkopf, den ebenmäßigen Gesichtszügen und diesen Hingucker-Wangenknochen hatte er längst ein Bein ins internationale Modegeschäft gesetzt. 2018 schon war er bei der Agentur „Scoop Models“ unter Vertrag und wurde für Burberry und Dior gebucht. Er, vielleicht mal der König des Catwalks, sollte auf einmal kein Prinz mehr sein. Nur Graf? Solche dahergelaufenen Titel lassen sich ja tatsächlich schon im Internet käuflich erwerben.

Graf Nikolais Modelkarriere: Mutter hatte ihre Finger mit drin

„Ich liebe den Adrenalinklick“, sagte Nikolai vor drei Jahren in der Doku „A Bigger Role“ („Eine größere Rolle“) zum Wandelgang auf dem Laufsteg. Er sei stolz auf „etwas, das ich selbst erreicht habe und nicht, womit ich geboren wurde“. Ihm war wohl nicht ganz klar, dass da auch heftig herumarrangiert wurde, wie die Frau Mama, Gräfin Alexandra, in Interviews ausplauderte.

Adel: Dänische Royals bei der Konfirmation von Graf Henrik in der dänischen Kirche in Paris
Prinz Joachim und seine Frau Prinzessin Marie von Dänemark mit dem Nachwuchs: Graf Nikolai von Monpezat (l.), Felix und Athena. © action press | Dutch Press Photo Agency

Da sei doch mal eine Frau von einer Modelagentur zu ihr gekommen und habe sie und um ein Treffen mit ihrem so überaus gut aussehenden Sohn gebeten. Ihr Sohn wurde natürlich gefragt, er fand das super. Dass er sich das alles später selbst auf die Fahne schrieb? Nun, vielleicht waren es ja solche Dinge, die Oma Margrethe sauer aufgestoßen sind. Auch Urlaub zum Beispiel! Bei den Luxus-Enkeln hieß das ja nicht Interrail und Campingplatz, sondern Aufenthalte in den Schlössern und Weingütern der Welt.

Graf Nikolai und seine Partnerin: Auf Tiktok filmte er im Schlafzimmer

Nikolai hatte alles, was man braucht. Jeden royalen Schnickschnack, aber auch die Möglichkeit, sein Lieblingsfach, Betriebswirtschaft, zu studieren, Examen zu machen und auch das Privileg, nicht sofort jeden Job annehmen zu müssen. Er sei noch in der Findungsphase, wie er jüngst im Gespräch mit der dänischen Rundfunkanstalt „DR“ erklärte. „Ich weiß, dass die Augen auf mich gerichtet sind und ich beobachtet werde“, so Nikolai. Druck verspüre er dadurch allerdings nicht. Sein Bestreben: „Ich möchte einfach die beste Version meiner selbst sein.“

Eine Version von sich hat der Graf Monpezat, so sein offizieller Titel, 2023 in seinem Auslandsjahr in Australien auf seinen Tiktok-Videos gezeigt, wo er mit seiner Freundin Benedikte Szenen aus dem Alltag eines Liebespaares inszenierte. Was sie für einen Spaß haben! Wie sie sich in Blumengärten in den Armen liegen! Ob das aber zur besten Version seiner selbst zählt, als er Benedikte mit einem Schwupps Richtung Bett schubst? Aber bevor man sowas doof finden kann, schmiegt sie sich an seine Schulter. Turteltauben in Down Under 2023. So, liebe Großmutter Margrethe, ist das dann wohl, wenn der Enkel kein Prinz mehr ist und machen kann, was er will.

Enkel der dänischen Ex-Königin: Geld, Reisen – aber nun muss der Job her

Aber wahrscheinlich findet die Großmama das ganz in Ordnung. Humor hat sie ja stets gehabt. Und pingelig war sie auch nicht. Zudem kennen sich Benedikte Thoustrup (25) und Nikolai schon lange. Sie begegneten sich in der Schule, also im Elite-Internat, im dänischen Herlufsholm. Machten ihren Bachelor, dann ihren Master in Wirtschaft und Verkaufsmanagement. Und bereisten die Welt.

Prince Nikolai of Denmark, Benedikte Thoustrup Crowded at the Clash de...
Graf Nikolai und seine Freundin Benedikte. Das Paar bereist schon lange gemeinsam die Welt. © picture alliance / Karin Törnblom | Karin Törnblom/TT

Kofferpacken und Reisen, das ist schon etwas, das den Grafen umtreibt. Aber seine berufliche Zukunft arbeitet dennoch in ihm. Notgedrungen. Denn immerhin muss er sein Geld selbst verdienen. Zuwendungen aus der Staatskasse hatte die taffe Großmutter ebenfalls gestrichen. „Es wäre also schön, mein Wirtschaftsstudium mit einem anderen Aspekt der Mode zu kombinieren, in dem ich bereits arbeite“, sagte er im Interview mit der australischen „GQ“. Während seines Auslandsjahres in Sydney war er irgendwie plötzlich zum Gesicht der traditionsschweren dänischen Schmuck- und Silberwarenmarke Georg Jensen ausgewählt worden. Er sah es als Glücksfall an.

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Jensen, das ist der König unter den Designern in Dänemark. „Jeder Däne hat Silberbesteck zu Hause“, sagt Nikolai, der schon zur Geburt mit silbernen Manschettenknöpfen bedacht wurde. Nein, gefehlt hat es an nichts. Gegenüber dem Magazin „Icon“ sagte er den fast schon philosophischen Satz: „Ich denke, der Unterschied zwischen Privilegiertheit und Verwöhntheit besteht darin, dass man sich dessen bewusst ist oder nicht.“ Im Arbeitsleben sollte er sich bodenständigere Weisheiten zulegen.