Berlin. Prinzessin Kate überraschte zuletzt mit ihrem vitalen Aussehen. Ein Arzt erklärt, wie sie das schafft und was auch Nicht-Royals tun können.
Es war dieser klassische Wow-Effekt, als Prinzessin Kate jüngst beim Tennisfinale der Herren in Wimbledon auftrat. Wie gut sie aussah, wie frisch. Dabei hatte die Ehefrau von Prinz William und Mutter von drei Kindern vor etwa einem halben Jahr eine „Krebs-Operation im Bauchraum“ hinter sich bringen müssen, wie der Palast bekannt gab. Nach dem Eingriff musste sich die 42-Jährige zudem einer „adjuvanten Chemotherapie“ unterziehen, um ein Rückfallrisiko möglichst gering zu halten.
Laut Experten ist aber eine Chemotherapie bei Krebs häufig mit starken Nebenwirkungen wie Übelkeit, massiver Erschöpfung und neurologischen Problemen verbunden. Als eine äußerst belastende Nebenwirkung, vor allem für Frauen, gilt der Haarausfall. Doch Kate wirkte, wenn auch sehr schmal, durchaus vital. Und zeigte sich, was viele verwunderte, mit flatternder Mähne.
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Die Frage nach der Art des Krebses bei Kate bleibt offen. Aber wenn es um Eingriffe im Bauchraum geht, halten Experten es für wahrscheinlich, dass es sich um Krebs im Bereich des Darms oder der Eierstöcke handelt. Wie die Chemotherapie nach der Entfernung des Tumors den Körper belastet, erklärt Dr. Christian Müller, Direktor der Klinik für Internistische Onkologie an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte.
Kate sieht so frisch aus – fast erholt. Was auch mit ihren Haaren zu tun hat. Viele fragen sich, wie es sein kann, dass sie trotz Chemotherapie noch ihr langes Haar hat. Dabei ist es doch so, dass man bei Chemo sofort an eine Glatze denkt.
Dr. Christian Müller: Nicht bei jeder Chemotherapie muss es auch zu Haarausfall kommen. Zum Beispiel bei der adjuvanten Chemotherapie bei Darmkrebs: Hierbei handelt es sich um eine unterstützende Behandlungsmaßnahme in der Krebstherapie, die das Rückfallrisiko senken soll.
Krebs: Diese Medikamente führen nicht zu Haarausfall
Um welche Medikamente bei Darmkrebs handelt es sich, die als Chemo gelten, aber nicht zu dem gefürchteten Haarausfall führen?
Müller: Bei der Chemotherapie bei Darmkrebs haben wir zwei medikamentöse Behandlungsoptionen: Einmal das Oxaliplatin, ein Platinderivat, das zwar zu Nebenwirkungen wie Übelkeit führen kann. Auch sehr unangenehm ist die mögliche Wirkung auf periphere Nerven, was Taubheit, Kribbeln oder Kältegefühl verursachen kann. Das allerdings würde man ja nicht mit bloßem Auge erkennen. Aber Haarausfall kommt in der Regel eben nicht vor.
Auch bei dem anderen Mittel in der Leitlinien basierten Therapie, bei einem schon sehr alten, aber sehr wichtigem Standardmedikament, dem 5FU, kommt es nicht zu Haarausfall. Gelegentlich werden die Haare etwas dünner, aber es entsteht nicht diese typische Glatze, wie wir sie von anderen Krebspatientinnen kennen.
Bei der Therapie von Eierstockkrebs sieht es anders aus?
Müller: Da sind die Nebenwirkungen anderer Art. Die Standardtherapie bei Eierstockkrebs besteht aus einer Kombinationstherapie mit zwei Medikamenten (Carboplatin und Paclitaxel), die meist sechsmal in einem Abstand von drei Wochen gegeben werden. Und ja: Placitaxel, ein Medikament, das aus der Eibe gewonnen wird, führt sehr wohl zu Haarausfall und hat zudem auch noch weitere Nebenwirkungen, wie die Entstehung einer sogenannten Polyneuropathie (Störung der Reizweiterleitung der Nerven, Anm. d. Red.) und einer vorübergehenden Verschlechterung der Blutwerte.
Im Einzelfall werden auch noch Antikörper gegeben. Auch hier kann es zu weiteren Nebenwirkungen wie auch zu Blutdruckschwankungen mit Kreislaufproblemen kommen und auch zu Allergien, was das Allgemeinbefinden zusätzlich beeinträchtigen kann.
Prinzessin Kate: Experte über Nebenwirkungen bei Chemotherapie
Dass Kate ihr Haar noch hat, würde nicht für den Eierstockkrebs sprechen.
Müller: Nun, das ist so nicht eindeutig zu beantworten. Sie könnte ja auch eine Perücke tragen. Es gibt heutzutage erstklassige Echthaarperücken. Man sagt, dass für Frauen in den USA zum Beispiel die Angst vor der Glatze auch deshalb so gut wie gar nicht vorhanden ist, weil sie alle mehrere Perücken haben, die sie je nach Anlass wechseln.
Wobei der Haarausfall ja als sehr belastend empfunden wird.
Müller: Ja, aber auch da tut sich einiges. Es gibt zum Beispiel Eiskappen, die während der Infusion der Chemotherapie getragen werden können. Das Prinzip ist folgendes: Die Blutgefäße der Kopfhaut verengen sich, das Tumormedikament dringt nur noch in deutlich geringerer Konzentration bis zu den Haarwurzeln vor und entfaltet die schädliche Nebenwirkung deutlich weniger.
Ich habe das einmal ausprobiert und muss sagen: Das ist eine echte Prozedur. Der Kopf wird über einen recht langen Zeitraum heruntergekühlt. Ich hatte da schon rasch mit Kreislaufproblemen zu kämpfen. Enorm, was Frauen aushalten, um die Folgen der Chemotherapie abzumildern.
Chemotherapie: So können Betroffene Nebenwirkungen abmildern
Viele Betroffene wirken durch eine Chemotherapie aufgedunsen, woran liegt das?
Müller: Bei vielen Chemotherapien muss über einige Tage begleitend Kortison zur Verträglichkeit oder Vermeidung von Allergien gegeben werden, was zu einer Schwellung, besonders im Gesicht, führen kann.
Davon ist bei Kate nichts erkennbar. Rein optisch unterscheidet sich Kates Aussehen schon dem einer krebskranken Frau, wie wir sie üblicherweise erleben?
Müller: Das lässt sich so nicht sagen. Betroffene können ja eine Menge tun, damit es ihnen trotz der Chemotherapie gut geht.
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Es kann also sein, dass auch nicht royale Frauen erholt wirken wie Kate?
Müller: Auf jeden Fall. Es gibt eine Reihe Möglichkeiten, auch zum Beispiel, was spezielle Make-Up-Techniken für Krebspatientinnen angeht. Viel entscheidender ist natürlich, dass die Vitalität von innen gestärkt wird. In unserer Klinik für integrative Onkologie & Supportivmedizin hier in Essen werden möglichst wissenschaftlich basierte naturheilkundliche und komplementärmedizinische Therapien ergänzend zu der konventionellen Onkologie angewendet. Und zwar mit dem Ziel, Nebenwirkungen der Patientinnen und Patienten zu lindern und deren Lebensqualität sowie Wohlbefinden zu verbessern. Und damit können wir vielen wirklich helfen.
An Ihrer Klinik werden naturheilkundliche Therapien ergänzend zu der konventionellen Onkologie angewendet. Welche Maßnahmen können denn die Nebenwirkungen abmildern?
Müller: Wir haben sehr große Erfolge durch begleitende Therapien erzielt. Zum Beispiel Akupunktur, Pflanzentherapie, aber auch durch Hilfe zu einer gesunden Lebensweise. Stichwort Entspannung, Ernährung, Achtsamkeit – und Sport, Sport, Sport. Neue Studien belegen es noch einmal aufs Neue: Sport kann das Befinden, aber auch die Gesamtprognose bei Krebs sehr positiv beeinflussen. Und klar ist, wer Zugang zu diesen Methoden hat, fühlt sich dann auch trotz einer kräftezehrenden Chemotherapie stärker und strahlt das auch aus.
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