Essen. Etliche Unfälle, einen Todesfall und mitunter überlastete Krankenhaus-Ambulanzen hat das Glatteis in NRW verursacht. Das ist der aktuelle Stand.

Für die Städte im Ruhrgebiet und am Niederrhein hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) die Warnung vor Glatteis am Freitagmorgen (12. Januar) inzwischen aufgehoben. Im Sauer- und Siegerland besteht die Warnung weiterhin. Allerdings spricht der DWD auch hier inzwischen nicht mehr von „markanter Glätte“, sondern lediglich von „Glättegefahr“. Der DWD empfiehlt, „das Verhalten im Straßenverkehr anzupassen“ und weist auf Rutschgefahr hin, die weiter besteht.

Glatteis: Mehr als 100 Unfälle in Dortmund, hunderte in ganz NRW

Die Polizei hat am Morgen erste Bilanzen gezogen. Auf teils spiegelglatten Straßen hat es in Nordrhein-Westfalen zwischen Donnerstagabend und Freitagmorgen hatte es im Land hunderte Verkehrsunfälle mit vielen Verletzten gegeben. In Bochum rückte die Feuerwehr mit ihren Löschfahrzeugen aus, um Verletzten zu helfen - die Rettungsdienste kamen bei den vielen Einsätzen allein nicht mehr hinter.

Mehr als 100 Glätte-Einsätze gab es allein in Dortmund, mehr als 80 in Bochum, jeweils mehr als 70 waren es in den Kreisen Recklinghausen und Wesel, 60 im Kreis Borken, 50 in Bochum, jeweils rund 40 im Kreis Coesfeld, in Hamm und Münster. In Essen kam die Müllabfuhr teilweise nicht in hügelige Wohngebiete, weil die Straßen zu glatt waren. „Viele Straßen sind bereits gestreut. Dennoch besteht weiterhin Glättegefahr, gerade auf den Nebenstraßen und Gehwegen“, sagte ein Polizeisprecher in Coesfeld am Freitagmorgen.

Gefrierender Sprühregen sorgt in vielen Teilen NRWs seit dem Donnerstagabend für Glatteis. Der Wetterdienst rät, nicht notwendige Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Streufahrzeuge sind im Einsatz.
Gefrierender Sprühregen sorgt in vielen Teilen NRWs seit dem Donnerstagabend für Glatteis. Der Wetterdienst rät, nicht notwendige Aufenthalte im Freien zu vermeiden. Streufahrzeuge sind im Einsatz. © dpa | Moritz Frankenberg

Knochenbrüche und Platzwunden überall im Land

In mehreren Regionen stürzten nach Angaben der Polizei Fahrrad- und Motorradfahrer. In Dortmund konnte ein Fahrradfahrer nach einem Sturz auf Glatteis trotz Reanimationsversuchen im Krankenhaus nicht gerettet werden und erlag seinen Verletzungen.

Im ganzen Land hatten es die Retter außerdem mit Knochenbrüchen und Platzwunden zu tun. In Dülmen im Norden des Ruhrgebiets schlitterten auf einer Bundesstraße sechs Fahrzeuge ineinander - die Insassen wurden nur leicht verletzt. Als die Polizei den Unfall aufzunehmen wollte, geriet ein weiterer Autofahrer ins Schlingern und prallte in den Streifenwagen.

Glatteis in NRW: Etliche Menschen stürzen, Krankenhaus-Ambulanzen teilweise überlastet

Bei den meisten Autounfällen blieb es bei Blechschaden. In Dülmen im Norden des Ruhrgebiets schlitterten am Donnerstagabend auf einer Bundesstraße sechs Fahrzeuge ineinander - die Insassen wurden aber nur leicht verletzt. Als die Polizei vor Ort war, um den Unfall aufzunehmen, geriet ein weiterer Autofahrer ins Schlingern und prallte in den Streifenwagen. In Münster stürzte laut Polizei eine 20-jährige Fußgängerin, rutschte auf die Fahrbahn und wurde am Bein von einem Bus überrollt. In Dorsten und Greven schlitterten Fahrzeuge von der Straße. Etliche Stürze hat es infolge des Glatteises am Morgen bereits gegeben, das sorgt in Essen für überlastete Krankenhaus-Ambulanzen.

In Hünxe im Kreis Wesel hat eine Gesamtschule den Unterricht abgesagt. Da nicht alle Teile NRWs gleichermaßen vom Glatteis betroffen sind, liegt die Entscheidung, ob der Unterricht stattfindet oder nicht, laut Schulministerium bei den Schulleitern.

Im Münsterland und in Ostwestfalen sei die Glättegefahr nicht mehr ganz so groß. Auf den Autobahnen in NRW sorgte die Glätte am Morgen für keine größeren Probleme, der Verkehr floss zäh, doch Unfälle hielten sich bislang in Grenzen. Anders sah es in den Städten aus. Wir aktualisieren diesen Text weiterhin für Sie.

Die Ruhrwiesen in Steele sind zugefroren, Menschen laufen Schlittschuh auf der Eisfläche.
Die Ruhrwiesen in Steele sind zugefroren, Menschen laufen Schlittschuh auf der Eisfläche. © FUNKE Foto Services | Kerstin Kokoska

So ist die Lage im Ruhrgebiet:

So ist die Lage am Niederrhein:

So ist die Lage im Sieger- und Sauerland

Frost, Glatteis, Schneeregen: Das sind die Wetterprognosen zum Wochenende in NRW

Auch wenn der DWD am Freitagmorgen für das Ruhrgebiet und die Städte am Niederrhein vorerst Entwarnung gegeben hat, schon am Freitagabend könnte es laut Prognosen des Deutschen Wetterdienstes nicht nur im Sauer- und Siegerland erneut glatt werden. „In der Nacht zum Samstag verbreitet Glätte durch Überfrieren, örtlich gefrierender Sprühregen“, prognostiziert der DWD.

Am Wochenende dürfte es vor allem im Bergland erneut glatt werden. Der DWD rechnet mit immer wieder gefrierendem Regen bei Temperaturen zwischen -2 und 5 Grad. In der Nacht zu Montag könnte es dann in ganz NRW ungemüdlich werden. Auch im Flachland vermehrt in Schnee übergehende Niederschläge. Zeitweise Glättegefahr, heißt es im Wetterbericht des DWD. Tiefstwerte zwischen +1 und -1 Grad, in Hochlagen bis -4 Grad. Mäßiger Wind aus Südwest bis West, in Hochlagen weiter starke bis stürmische Böen.

Teilweise schon gefroren ist am Donnerstag, 11. Januar, der Teich im Stadtgarten Bochum Wattenscheid.
Teilweise schon gefroren ist am Donnerstag, 11. Januar, der Teich im Stadtgarten Bochum Wattenscheid. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Wegen Sturzgefahr: Polizei Dortmund rät älteren Menschen, bei Glatteis zuhause zu bleiben

Die Polizei rät älteren Menschen, die zu Fuß unsicher sind, das Haus wegen der Glätte nach Möglichkeit nicht zu verlassen, die Sturzgefahr sei zu groß. Glätte führte auf den Straßen in Dortmund und Lünen bereits in der Nacht zu Freitag zu teils schweren Unfällen. Auf der Speicherstraße (Dortmund, Hafen) stürzte ein Radfahrer so schwer, dass er seitdem laut Polizei in Lebensgefahr schwebt. Am Morgen stürzte auf der Röntgenstraße in Lünen ein Kind, ebenfalls mit dem Rad, auf dem Schulweg. Vorsorglich wurde es in ein Krankenhaus eingeliefert.

Bereits am Donnerstagabend hatte gefrierender Regen für große Probleme in Teilen des Landes gesorgt. Die Polizei Hamm teilte am Abend mit, dass es bereits „rund ein Dutzend“ Unfälle gegeben habe. Personen seien dabei nicht zu Schaden gekommen. Auch die Polizei im Kreis Borken meldete Unfälle „auf spiegelglattem Untergrund“. In Oberhausen waren den Wirtschaftsbetrieben zufolge Streufahrzeuge unterwegs. Im Kreis Kleve gab es in der Nacht bereits 13 Unfälle, es kämen in den Morgenstunden aber noch zahlreiche Unfälle hinzu, so die Polizei. Die Streudienste sind seit den Abendstunden unterwegs.

Glätte sorgt am Niederrhein in der Nacht auf Freitag für viele Unfälle

Die Stadt Münster warnte am Abend vor Eisglätte im gesamten Stadtgebiet. Auf den Autobahnen 40 und 57 am Niederrhein gab es am Abend mehrere Unfälle. Insgesamt meldete die Moerser Feuerwehr bis Mitternacht sieben Unfälle auf den beiden Autobahnen, 13 Menschen wurden dabei verletzt. Wegen der spiegelglatten Fahrbahnen konnten sie laut der Feuerwehr teilweise nur in Schrittgeschwindigkeit in die Krankenhäuser gebracht werden. Hinzu kamen weitere Unfälle ohne Personenschäden, so die Feuerwehr.

In Wesel sperrte die Polizei nach mehreren Unfällen vorübergehend die Rheinbrücke. Laut Polizei musste die Brücke, nachdem die Glätte am Abend einsetzte und scheinbar viele Autofahrer überraschte, durch den Winterdienst abgestreut werden. Um 21.45 Uhr wurde die Brücke für den Verkehr wieder freigegeben. Dennoch bittet die Polizei: „Autofahrer sollten jetzt generell langsamer fahren, einen größeren Abstand halten, frühzeitig und sanft bremsen und nicht hektisch lenken.“

Temperaturen in NRW steigen am Freitag leicht

Für nahezu das gesamte Bundesland warnt der DWD vor „markanter Glätte“. Die Meldung gilt vorerst bis Freitagvormittag (10 Uhr), im Nordwesten von NRW bis 3 Uhr morgens.

Am Freitag werden die Höchsttemperaturen in NRW voraussichtlich wieder im positiven Bereich liegen (1 bis 3 Grad). Lediglich in höheren Lagen rechnet der DWD mit -1 Grad.

Mehr zum Thema Glätte und Eis