Wesel. Wegen der Glätte kam es in Wesel am Donnerstag und Freitag zu einigen Unfällen. Viele Knochenbrüche und Prellungen belasten die Notaufnahmen.
Nieselregen und Minustemperaturen haben auf der Rheinbrücke in Wesel am Donnerstagabend zu Blitzeis geführt und in der Folge ein kleines Verkehrschaos ausgelöst. Hier war es ab 19 Uhr gleich fünf Mal innerhalb von kurzer Zeit zu glättebedingten Unfällen gekommen, sodass die Polizei sich gezwungen sah, die Brücke um 19.37 Uhr vorerst für den Verkehr zu sperren und zunächst durch den Winterdienst des ASG abstreuen zu lassen. Dieser leistete hier Amtshilfe, denn eigentlich liegt die Brücke in der Zuständigkeit von Straßen NRW.
Nach gut zwei Stunden, um 21.45 Uhr, wurde die Brücke wieder freigegeben. Dennoch bittet die Polizei weiterhin: „Autofahrer sollten jetzt generell langsamer fahren, einen größeren Abstand halten, frühzeitig und sanft bremsen und nicht hektisch lenken.“
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Nicht nur an der Rheinbrücke war das Glatteis ein Problem, kreisweit registrierte die Polizei bis Freitagmittag etwas mehr als 70 witterungsbedingte Unfälle. Meist blieb es bei Sachschäden, sechs Personen wurden leicht verletzt. Auch die Weseler Feuerwehr hatte wegen der plötzlichen Glätte einen arbeitsreichen Abend. Zu acht witterungsbedingten Einsätzen musste der Rettungsdienst bis Freitagmorgen ausrücken, die meisten davon ereigneten sich zwischen 19 und 20 Uhr, also genau zu der Zeit, als das Blitzeis einsetzte. Überwiegend seien es Sturzunfälle gewesen, heißt es von der Feuerwehr.
Die kommunalen Straßen, für die der ASG zuständig ist, waren am indes gut gerüstet. Denn sie waren am Donnerstagabend bereits gestreut, sodass sich das Eis hier gar nicht erst bilden konnte, berichtet ASG-Chef Michael Blaess. Die Situation wurde weiter beobachtet und ab 2.30 Uhr in der Nacht waren bereits wieder 13 Fahrzeuge sowie zwei Handkolonnen im Einsatz, um erneut zu streuen. Auch für das kommende Wochenende bleibt der Winterdienst vollständig in Bereitschaft, um kurzfristig auf die Wetterbedingungen reagieren zu können, so Blaess.
Mehr Patienten in der Notaufnahme und Beeinträchtigungen im Schulbetrieb
Auch am Freitagmorgen sorgte die Glätte weiterhin für Unruhe. „Merklich mehr Patienten“ kamen in die Notaufnahme des Marien-Hospitals, erklärt Unternehmenssprecher Gerd Heiming: „Zwischen 7 und 11 Uhr wurden ca. 15 Personen behandelt, überwiegend wegen Knochenbrüchen oder Prellungen.“ Einige davon mussten stationär aufgenommen werden. Ähnliches berichtet das Evangelische Krankenhaus: Etwa zwei bis drei Mal so viele Patienten wie sonst seien zwischen Freitagabend und Donnerstagmorgen in der Notaufnahme behandelt worden. Auch hier waren es überwiegend Verletzungen aufgrund von Stürzen oder kleineren Unfällen. Keiner der Patienten war schwer verletzt.
Auch die Feuerwehr berichtet von weiteren neun glättebedingten Rettungsdiensteinsätzen zwischen Freitagmorgen und Freitagnachmittag – ebenfalls Sturzverletzungen. Auffällig sei, dass sie alle in den ländlichen Außenbereichen von Wesel, Hamminkeln und Schermbeck passiert waren, heißt es von der Feuerwehr. Zum Nachmittag sei die Lage dann abgeflacht.
Verspätung wegen Glatteis: Droht eine Abmahnung?
Wenn Glatteis oder Schnee den Arbeitsweg behindern, kann das für Berufspendler ernstliche Konsequenzen haben: „Aus arbeitsrechtlicher Sicht gilt: Egal, wie chaotisch die Verkehrsbedingungen sind – dazu zählen im Übrigen auch streikbedingte Verspätungen bzw. Ausfälle im Öffentlichen Nahverkehr –, liegt es in der Verantwortung des Arbeitnehmers, dass er pünktlich und vertragsgemäß seine Arbeit aufnimmt. Die Beschäftigten tragen das sogenannte Wegerisiko“, erklärt Martin Jonetzko, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Unternehmerverbandes.
Wer wetterbedingt nicht rechtzeitig zur Arbeit kommt, muss also streng genommen mit einer Abmahnung rechnen, weil er sich nicht an den Arbeitsvertrag gehalten hat. „Eine Abmahnung ist allerdings nicht die Regel“, so Jonetzko weiter. Dieses Mittel werde in der Regel erst dann ergriffen, wenn der Arbeitsnehmer seine Verspätung nicht zuvor telefonisch mitteilt oder sich Verspätungen häufen. Auch müssen Arbeitgeber für verspätete Zeiten keinen Lohn bezahlen, meist fänden sich aber innerbetriebliche Lösungen, zum Beispiel die fehlende Zeit nachzuarbeiten oder mit Überstunden zu verrechnen.
Die Straßenglätte hatte auch Auswirkungen auf die Schulen in der Region. So hat etwa die Gesamtschule Hünxe den Unterricht für Freitag abgesagt, da zum einen die Busse bis zu zwei Stunden Verspätung hatten und außerdem viele Eltern ihre Kinder wegen der Glatteisgefahr abgemeldet hatten. Schüler, die bereits vor Ort waren, konnten aber durch Lehrkräfte betreut werden. Auch am Andreas-Vesalius-Gymnasium in Wesel waren die Folgen des Glatteises spürbar. Einige Lehrer hätten nicht zur Schule kommen können, zudem riefen besorgte Eltern vor Unterrichtsbeginn an, um ihre Kinder aufgrund des Schulweges zu entschuldigen, heißt es aus dem Sekretariat. Die meisten Abmeldungen kamen aus dem Randgebiet von Drevenack und Schermbeck. Am Konrad-Duden-Gymnasium waren es indes vor allem die Schüler von der linken Rheinseite, die schlecht zur Schule kamen. Rund zehn Prozent der Schülerschaft habe am Freitag gefehlt, sagt Schulleiterin Karen Schneider.
Von der Glätte beeinträchtigt waren allerdings nicht alle Schulen. Konrad-Duden-Realschule, Ida-Noddack-Gesamtschule und die Gesamtschule Am Lauerhaas hatten keine Einschränkungen beim Schulbetrieb, verzeichneten lediglich vereinzelt Verspätungen und Entschuldigungen.
Wertvolle Tipps der Polizei für Fahrten im Winter
In den nächsten Tagen könnte sich die Lage wieder zuspitzen. „Für das kommende Wochenende ist erneut mit überfrierender Nässe und Nieselregen zu rechnen“, heißt es von der Polizei, die deshalb an alle Verkehrsteilnehmenden appelliert, die Notwendigkeit von Fahrten abzuwägen, genug Zeit einzuplanen, nach Möglichkeit die zumeist gut gestreuten Hauptstraßen zu nutzen und Geschwindigkeit und Fahrweise den Gegebenheiten anzupassen. „Nützlich ist es zudem (zum Beispiel für den Fall eines Unfalls oder längerfristige Verkehrsstörungen) ein vollgetanktes Auto, warme Kleidung, eine Decke und ein warmes Getränk dabei zu haben“, betont die Kreispolizeibehörde in einer Mitteilung.