Am Niederrhein. Von Parookaville über San Hejmo bis hin zum Traumzeit-Festival: Wir lassen den Festival-Sommer am Niederrhein Revue passieren.
Ob es ein iydillischer Jazzabend im Park sein sollte oder lieber eine Partynacht vor der internationalen Riesen-Bühne: der Festival-Sommer am Niederrhein hatte in diesem Jahr so ziemlich für jeden Geschmack etwas zu bieten. Wir werfen einen Blick auf die spektakulärsten Momente von Haldern bis Duisburg, von Weeze bis Hünxe – ohne Anspruch auf Vollständigkeit. Bei einigen Festivals gibt es sogar schon Karten für das nächste Jahr.
Schlammiger Spaß: Dong Open Air trotzt dem Platzregen
Nicht ganz reibungslos verlief das Dong Open Air vom 11. bis zum 13. Juli in Neukirchen-Vluyn. Regenmassen ließen Zelte am zweiten Festivaltag regelrecht untergehen, das Bühnenprogramm mussten die Veranstalter zwischenzeitig unterbrechen. Zwei der ursprünglich 28 Bands mussten ihren Auftritt sogar komplett streichen. Der Bereich direkt vor der Bühne war durch Schlamm und Wasser kaum noch betretbar. Eine Herausforderung für die 250 Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler, die an diesem Wochenende im Einsatz waren.
Trotzdem hatten die rund 4500 Fans Spaß bei dem Metal- und Rockfestival. Man habe sogar einen Besucherrekord aufgestellt, verkündete Veranstalter Stephan Liehr. Dass man die Verhältnisse vor Ort doch noch irgendwie in den Griff bekommen hatte, lag nicht zuletzt auch an der spontanen Hilfe der Landwirte aus der Region. Innerhalb weniger Stunden konnten Holzschnitzel von umliegenden Höfen hinauf auf die Halde geliefert werden, die über Schlamm und Matsch verteilt wurden, um das Gelände wieder begehbar zu machen. Der Stimmung der Gäste hat das allerdings keinen Abbruch getan, immerhin wurde das Wetter am Samstag auch wieder deutlich freundlicher. So konnten die Rockfans den Auftritt von Blind Guardian unbeschwert genießen.
Von Heino bis Steve Aoki: Das Parookaville 2024
Mit mehr als 200.000 Besuchern ist das Parookaville nicht nur eines der größten Festivals Europas, sondern auch das Aushängeschild der Region. Auch in diesem Sommer lockten die Veranstalter vom 19. bis zum 21. Juli täglich rund 75.000 Musikbegeisterte auf das Gelände am Flughafen Weeze, das für das Festivalwochenende jedes Jahr aufwendig zu einer eigenen Stadt umgestaltet wird – mit Rathaus, Kirche und Schwimmbad.
Das Herz des Festivals und der meisten Besucher schlägt für die elektronische Tanzmusik (EDM). Das spiegelte sich natürlich im Line-up wieder. Mit Headlinern wie Robin Schulz, Steve Aoki und Felix Jaehn standen viele DJ-Stars hier auch nicht zum ersten Mal auf der Bühne. Doch auch EDM-ferne Künstler traten auf, darunter Heino und Alexander Marcus.
Eine große Überraschung hatte der Veranstalter ebenfalls parat. So staunten viele Zuschauer nicht schlecht, als die Band Tokio Hotel zum krönenden Festivalabschluss die Bühne betrat. Im nächsten Jahr geht das Festival in die zehnte Runde. Tickets gibt es ab dem 6. Oktober unter www.parookaville.de/tickets.
Jazz aus aller Welt beim Moers Festival 2024
Dass das Moers Festival am Pfingstwochenende stattfindet, ist schon seit vielen Jahren Tradition in der alten Grafschaft. Davon ist man auch in diesem Jahr nicht abgewichen. Los ging die 53. Ausgabe des „Jazzfestivals“ am 17. Mai, wie gewohnt im Moerser Freizeitpark. Das Programm zeigte sich vielfältig und weltoffen: 47 Künstlerinnen und Künstler von sechs der sieben Kontinente – nur in der Antarktis hat sich niemand finden lassen.
Zu den bekanntesten Gesichtern zählte in diesem Jahr die US-amerikanische Harfenistin Zeena Parkins, der südafrikanische Pianist Nduduzo Makhathini und der deutsche Posaunist Konrad „Conny“ Bauer. Die Besucherzahlen waren laut Veranstalter ähnlich wie im Vorjahr, als 1250 Tickets verkauft wurden. Das sei „gut, aber nicht super“, zog Geschäftsführerin Jeanne-Marie Varain im Mai Bilanz. Hinzu kamen allerdings noch mehrere Tausend Besucher, die das Angebot im Park rund um das Festival nutzten.
Traumzeit-Festival: Perlen am Hochofen
Das Traumzeit-Festival im Duisburger Landschaftspark gehört zu den Schokoladenseiten der Stadt. Kaum eine Band, die nach dem Konzert wieder ins Hotel fährt. Sie bleiben, gucken, staunen. Genießen die Chance, weitgehend unbehelligt andere Konzerte zu gucken. Ok, Faber alias Julian Pollina lässt ein paar Selfies mit sich machen, steht aber entspannt im Unterhemd bei Uche Yara.
Und auch viele Familien nutzen die entspannte Atmosphäre für ein schönes Musikwochenende, Kinder flitzen über den Platz, pusten Seifenblasen, spielen mit Knicklichtern. Security ist zwar da, hat aber kaum was zu tun und tanzt auf Aufforderung sogar mit. „Wir wollen unseren Besucherinnen und Besuchern ein entspanntes Wochenende mit vielen Facetten kreativer Popmusik bieten!“ sagt Festivalleiter Frank Jebavy, Unterm Strich war diese Traumzeit wie viele in den letzten Jahren ein Ort für Entdecker. Und die wollen wiederkommen. Auch hier sind die Frühbuchertickets für 2025 bereits ausverkauft.
San Hejmo wird von Jahr zu Jahr größer
Für das San Hejmo war es am 16. und 17. August erst die dritte Ausgabe. Trotzdem standen mit Ski Aggu, Shirin David und Macklemore ganz große Namen auf dem Programm. Hinter dem San Hejmo stecken schließlich die gleichen Organisatoren wie hinter dem Parookaville.
Vom Nieselregen ließen sich die zehntausenden Besucher in Weeze am Freitag nicht die Laune verderben. Freude kam aber trotzdem auf, als sich der Regen am Abend während der Show von Kontra K dann doch verabschiedete. Macklemore, einer der wenigen nicht-deutschen Musiker, holte zum Abschluss des Abends noch mal alles aus dem Publikum raus. Am Samstag dominierten dann vor allem die weiblichen Solo-Musikerinnen. Bei angenehmen Temperaturen übergab die Rapperin Badmómzjay die Mainstage am Samstagabend an Giant Rooks, die wiederum Platz machten für Shirin David. Für das nächste Jahr gibt es bereits Tickets unter www.sanhejmo.com.
Landparty für offene Ohren beim Haldern Pop
Älter als Woodstock, aber fast ebenso ländlich: Die 41. Auflage des breit aufgestellten Pop-Festivals im kleinen großen Dorf hatte lange mit schwacher Nachfrage zu kämpfen. Am Ende aber wurde es eines jener Festivals, die seinen guten Ruf begründen. Die Wiese auf dem Alten Reitplatz war genauso voll wie im Dorfkern Kirche und Popbar. Bis zu 7000 Menschen kamen und erlebten rund 80 Acts, darunter Festival-Hasser Faber mit einem beseelten Auftritt.
Sie wurden von der brachialen Show der Iren Fontaines D. C. mal so richtig durchgeblasen und genossen kleine, aber feine und zu Herzen gehende Auftritte im Spiegelzelt wie im Niederrheinzelt. Haldern ist immer eine musikalische Entdeckungsreise. Viele wollten direkt wieder einsteigen: die vergünstigen Vorverkaufstickets für Haldern Pop ’25 vom 7. bis 9. August sind schon vergriffen, reguläre Tickets gibt’s hier: www.pop-tickets.com.
Ruhrpott Rodeo so groß wie nie
Für den Schlusspunkt setzte sich Festival-Veranstalter Alex Schwers sogar selbst an das Schlagzeug. Mit der Abba-Coverband „Aber“ spielte er am 7. Juli das letzte Set auf dem diesjährigen Ruhrpott Rodeo. Sein Fazit: „Einfach nur geil!“ Mit mehr als 9000 Besucherinnen und Besuchern war es die bisher größte Ausgabe des Festivals, das seit 2008 auf den Wiesen in der Nähe des Flugplatzes Schwarze Heide in Hünxe stattfindet.
Die Star-Besetzung, zu der in diesem Jahr unter anderem Millencolin, Bad Religion und Pussy Riot zählten, dürften ihren Teil zum Erfolg beigetragen haben. Mit Sum 41 hatte man außerdem den bisher wohl kommerziell erfolgreichsten Act der Festivalgeschichte angeheuert. Natürlich soll es auch im nächsten Jahr wieder ein Ruhrpott Rodeo geben, die Vorbereitungen dafür laufen bereits. Stattfinden soll es vom 4. bis zum 6. Juli 2025. Karten sind auch schon erhältlich unter www.ruhrpott-rodeo.de.
Feierlicher Fantastival-Abschluss im Gewitterregen
Bei der Kalkulation der Besucherzahlen haben sich die Veranstalter des 25. Fantastival hier und da etwas verschätzt. Gleich am ersten Abend, am 10. Juli, lockte der Kabarettist Kai Magnus Sting über 1000 Gäste ins Dinslakener Burgtheater – viel mehr als erwartet. Und zum Rudelsingen am 13. Juli kamen gleich dreimal so viele Menschen wie von der Freilicht AG ursprünglich geschätzt, die Veranstaltung war restlos ausverkauft.
Insgesamt freute man sich über rund 16.800 Zuschauerinnen und Zuschauer an elf Veranstaltungen. Auch in diesem Jahr konnten für die Veranstaltungsreihe wieder große Namen aus der Musikwelt gewonnen werden, darunter Emeli Sandé, Ronan Keating und Sasha. Mit der ausverkauften „Sommernacht des Musicals“ fand das 25. Fantastival dann am 20. Juli unter Gewitterregen seinen Abschluss. Immerhin konnten die Besucher ihre Regenjacken bei den meisten anderen Veranstaltungen zu Hause lassen.