Haldern. Haldern Pop ist zum Dahinschmelzen. Wie das Wetter. Hitze trieb Besucher an den See. So genossen sie das Festival hinter dem Gelände.
Einmal bis zur Mainstage schwimmen – das nimmt sich Jette aus Frankfurt fest vor. „Wo kann man das machen, wenn nicht in Haldern?“ Just Mustards Indie-Sound erklingt, da knäulte die 32-Jährige Badehandtuch und T-Shirt zu einem Haufen zusammen. Klar, bis zur Bühne reicht der See nicht wirklich und Bäume beschränken die Sicht, „aber wenn man die Augen zumacht, geht‘s.“ Vorsichtige Schritte ins kühle Wasser: „Angenehmer als gedacht.“ Dann ein kleines Winken, bevor sie tauchend im See vorankommt. Die Badeoase hinter dem Haldern Pop spielt am heißen Wochenende in der Liga von Bar und Kirche: Sie ist irgendwie Festivalground außerhalb des eingezäunten Geländes. Zur Abkühlung gibt‘s den Sound internationaler Pop-Stars gratis obendrauf.
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Festivallooks mit heißen Accessoires
Nur zehn Gehminuten liegen zwischen Campingplatz und See. Für Stephan sind das zehn Minuten zu viel. „Heeeiß“, stöhnt der barfüßige Hamburger. Sein Tipp bei brütendem Festivalwetter? „Nicht ohne Schuhe über Asphalt“, gesteht er. In langen Schritten zieht er über die Lohstraße, dann quer durch den Reitstall Zweckhorst. An seiner Hüfte wippt ein knallpinker Schwimmreifen, die Badehose ist ebenso bunt. Ihm tun es unzählige Besucher gleich, die mit Strandtaschen, Schwimmmatten und oberkörperfrei die Felder entlang laufen – es scheint der Festivallook 2024.
In der Nacht kühle es ab, im Zelt schlafe er gut. „In der Mittagszeit ist es aber echt warm, ich bleibe erstmal hier. Ist wie Urlaub“, überlegt er. Seine Freunde, mit denen er seit 20 Jahren zum Haldern Pop reist, liegen auch irgendwo. Spätestens sein Highlight Dog Race feiert er am Samstag aber vor der Bühne statt dahinter.
„Aber mal ehrlich, wer wohnt in der Nähe, ohne zum Haldern Pop zu gehen?“
Die kleinen Buchten am Wasser reichen nicht für alle Badegäste. Viele Musikfans schlagen ihre Lager daher auf der angrenzenden Wiese auf, nur wenige Meter von Pferdestall und Hof entfernt. So auch die 17-Jährige Emily aus Rees, die sich eine große Picknickdecke mit ihrem Partner teilt. Das Wasser tropft noch von ihren Haarspitzen über den Rücken, da zieht es sie immer wieder zur Pferdebox. Einziges Manko sei fehlender Schatten. Bei dem Wetter bietet es sich an, auch ohne Ticket zum Festival zu streifen. Immerhin schlägt die Musik der Top-Acts auch hinter dem See noch Wellen. „Aber mal ehrlich, wer wohnt in der Nähe, ohne zum Haldern Pop zu gehen?“, zuckt die Schülerin die Schultern.
Störfaktor? Mehr Ruhe durch Punk und Pop
Eine starke These, die nur einer der befragten Badegäste widerlegt. Vladi liegt abgelegen zwischen Bäumen und Gestrüpp. Die Jeans hochgekrempelt, ein Hut auf dem Gesicht, hat er die meiste Zeit die Augen zu. Es sieht aus, als wolle er sich ausruhen. Stört die Pop-Musik da nicht? „Ne, das sind ja keine aggressiven Beats, die man im Nacken hat“, erklärt der 40-Jährige. Er liege bei gutem Wetter fast immer am See, „jetzt hat wenigstens keiner seine Box dabei. Ist ruhiger als sonst.“
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Ob nun feiern, schwimmen oder beides: die eingeheizten Besucher haben Hunger. Am Reitstall Zweckhorst sind Sonnenschirme gespannt, unter denen Gäste essen, trinken und Brettspiele spielen. „Es ist super viel los“, sagt Cosima, die hinter der Theke des Hofes arbeitet. Am beliebtesten sei die Currywurst. „Es ist immer eine besondere Zeit im Jahr. Anstrengend, aber sehr schön.“ Gerade bei dem heißen Wetter ziehe es vor allem Festivalgänger an den See. Das Haldern Pop ist eben zum Dahinschmelzen.