Voerde. Seine Doppelhaushälfte in Voerde hat Markus T. eine halbe Million Euro gekostet. Doch seit Januar steht im Tecklenburg-Wohnquartier alles still.

Monatelang haben er und seine Familie sich auf das neue Zuhause gefreut: eine Doppelhaushälfte im neuen Wohnquartier in Voerde. Erbaut nach den neuesten Standards, mit Wärmepumpe und großem Garten. Zunächst lief alles nach Plan, doch seit Januar steht bei dem Bauprojekt der Tecklenburg GmbH alles still, das Unternehmen hat Insolvenz beantragt. Markus T. (Anm. d. Redaktion: Name geändert) ist enttäuscht: „Ich würde gerne selbst weiterbauen“, erzählt er im Gespräch mit der NRZ. Wie geht es jetzt weiter?

Angefangen hat alles im Frühling 2023. „Da war die große Fläche an der Friedrichsfelder Straße noch komplett frei. Ich wollte dort ein Grundstück kaufen, also habe ich die Stadt Voerde darauf angesprochen“, erinnert sich der 50-Jährige. Von der Stadt habe er dann erstmals von den Plänen des neuen Wohnquartiers „Live Green Voerde“ erfahren. Geplant waren 78 Doppelhaushälften und sieben Mehrfamilienhäuser mit jeweils 19 Eigentumswohnungen. So sollte Wohnraum für rund 600 Menschen entstehen.

Wohnquartier in Voerde: Zunächst lief alles gut

Von dem Konzept war Markus T. direkt überzeugt. „Ich habe mich mit meiner Frau und meinem Sohn besprochen und wir haben uns dazu entschieden, eine Doppelhaushälfte zu kaufen.“ Nach ein paar Verhandlungen mit Tecklenburg konnte man sich auch auf einen Preis einigen: 509.000 Euro. 1 Prozent davon zahlte der Voerder sofort an, im August 2023 konnten die Bauarbeiten dann endlich beginnen.

„Dann sah auch erstmal alles gut aus. Es wurde sehr sauber und schnell gearbeitet“, erzählt Markus T. Der Selbstständige, der aktuell noch in einer Eigentumswohnung wohnt, freute sich auf seine neue Immobilie, besuchte die Baustelle immer wieder selbst. „Ich habe ein paar Freunde im Baugewerbe, die habe ich auch mal mitgenommen, um sich alles anzusehen.“ Egal ob Mauerwerk, Dach oder Fenster, alle seien sehr überzeugt von dem Neubau gewesen.

Januar 2024: Schlechte Nachrichten aus dem Hause Tecklenburg

Bis Dezember konnte der Rohbau nahezu abgeschlossen werden, dafür zahlte Markus T. bereits rund 220.000 Euro an das Bauunternehmen aus Straelen. Auch mit einem Küchenbauer hatte er schon Kontakt aufgenommen, um seinem Traumhaus ein Stück näherzukommen. Für die nächsten Arbeiten am Haus habe er dann kurz vor Weihnachten eine weitere Rechnung in Höhe von 70.000 Euro erhalten. „Zum Glück habe ich die nicht sofort bezahlt.“ Denn wenige Tage später war klar: „Hier wird es erstmal nicht weitergehen.“

Im August ging alles noch ganz schnell. Jetzt wird hier seit Monaten nicht mehr gearbeitet.
Im August ging alles noch ganz schnell. Jetzt wird hier seit Monaten nicht mehr gearbeitet. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Aus der Presse hatte der 50-Jährige im Januar von der Tecklenburg-Pleite erfahren, konkrete Informationen habe er von dem Bauunternehmen selbst nicht bekommen. „Ich habe sofort nachgefragt, was los ist, aber man konnte mir nicht viel sagen. Es sei noch nicht alles vollständig geklärt“, erinnert er sich. Die Arbeit im Voerder Wohnquartier legte das Bauunternehmen erstmal nieder. Am 1. April wurde das Insolvenzverfahren dann durch das Amtsgericht Kleve eröffnet. Seit Januar ist an dem neuen Haus von Markus T. nicht mehr gearbeitet worden. Von außen sieht man noch das Mauerwerk der Hauswände, die eines Tages verputzt werden sollen. Die Dämmplatten liegen noch auf dem Boden, die Fenster wurden bereits eingebaut und die Dachpfannen verlegt.

Wohnquartier in Voerde: Zukunft ist noch unklar

Konkretere Aussichten haben Tecklenburg-Kunden hingegen in Düsseldorf und Ratingen. Während die Projekte hier definitiv fertiggestellt werden sollen, gibt es für das Wohnquartier in Voerde noch keine klaren Ansagen. „Dass wir also wie geplant im kommenden Sommer einziehen, können wir erstmal vergessen.“ Am liebsten würde Markus T. den Bau seiner Immobilie nun selbst in die Hand nehmen. „Ich habe dem Insolvenzverwalter mehrmals geschrieben, ich würde gerne selbst weiterbauen. Eine Antwort habe ich nie bekommen“, ist der Voerder verärgert.

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Trotzdem bleibt Markus T. optimistisch: „Ich denke schon, dass Tecklenburg das Haus irgendwann weiterbaut. Die verdienen damit ja auch eine Menge Geld. Würde ich alles, was noch zu tun ist, in Eigenregie machen, würde ich bestimmt 50.000 Euro sparen“, schätzt er. Mit einem Einzug rechnet er frühestens im kommenden Jahr. Es gäbe noch viel zu tun, von der Fassade bis hin zur Elektrik.

32 Mitarbeiter insolvenzbedingt gekündigt

Die Tecklenburg Unternehmensgruppe beschäftigte bis Januar noch 140 Mitarbeiter. Seitdem haben nach Angaben des Sprechers des Insolvenzverwalters 50 Beschäftigte von sich aus gekündigt. Weitere 32 Mitarbeiter wurden insolvenzbedingt gekündigt. Die Tecklenburg GmbH hatte den Insolvenzantrag im Januar unter anderem mit gestiegenen Zinsen und Materialkosten begründet. Firmenchef Hermann Tecklenburg, Ehemann der früheren Fußball-Nationaltrainerin Martina Voss-Tecklenburg, hat inzwischen auch die Eröffnung eines Privatinsolvenzverfahrens beantragt.

Immerhin: Die Doppelhaushälfte von Markus T. gehört zum ersten Bauabschnitt des Riesenprojekts. Sollte Tecklenburg hier tatsächlich weitermachen können, wäre er also auch einer der Ersten, die in das neue Zuhause einziehen können. Ziel des Bauunternehmens sei es nach wie vor, „die bestmögliche Lösung für alle Beteiligten zu finden“, betont Thomas Feldmann, Pressesprecher des Insolvenzverwalters, auf Nachfrage der Redaktion. Doch bis diese Lösung gefunden ist, braucht Markus T. erstmal nur eines: Geduld.