Wesel. An der Stadtgrenze zu Voerde wollte Wesel ein Containerdorf für mehrere hundert Menschen errichten. Nun hat die Stadt einen anderen Vorschlag.

Die Aussicht, dass die Stadt Wesel für die Unterbringung von Geflüchteten an der Ullrichstraße ein Containerdorf für 300 oder noch mehr Menschen bauen muss, bereitete der Politik im Dezember Unbehagen. Der Stadtrat beschloss, das Thema in eine Sondersitzung am 28. Januar zu verlegen – auch weil man hoffte, bis dahin mehr Klarheit über die weitere Entwicklung in Syrien zu haben. Tatsächlich sieht es so aus, als wäre die Unterkunft Ullrichstraße jetzt vom Tisch, weil sich eine andere, kleinere Lösung abzeichnet. Das geht aus der Beschlussvorlage für die Ratssitzung hervor, die die Stadt jetzt veröffentlicht hat.

Veränderungen haben sich aber weniger in Syrien als vielmehr in Wesel ergeben. Denn die Stadt hat einen anderen Standort für eine Flüchtlingsunterkunft in Aussicht. Die Lage weitab von der Innenstadt an der Grenze zu Voerde war auch ein Kritikpunkt an den Planungen für die Ullrichstraße. Nun präsentiert die Stadt eine Alternative: Gespräche mit dem Internationalen Bund (IB) haben ergeben, dass am IB-Standort an der Schillwiese Platz wäre. Auf einem Teil des Geländes könnten Gebäude in „modularer Systembauweise“ entstehen. „Dadurch ergibt sich für die Stadt Wesel sowohl temporär als auch perspektivisch eine Möglichkeit der Flüchtlingsunterbringung“, heißt es in der Vorlage. Die Stadt möchte von der Politik jetzt den Auftrag einholen, Kaufverhandlungen über das besagte Grundstück in nordwestlichen Teil des Geländes in Angriff zu nehmen.

Hansaringschule in Wesel bleibt länger Flüchtlingsunterkuft

Dazu kommt, dass Anfang 2026 nicht so viele Plätze für Flüchtlinge benötigt werden wie befürchtet. Fest steht zwar, dass zu diesem Zeitpunkt die Unterkunft im ehemaligen Willibrordi-Altenheim wegfällt. Dort gibt es 100 Plätze, die nicht alle belegt sind. Den neueren Teil des Ex-Altenheims will das Evangelische Krankenhaus bekanntlich für eigene Projekte nutzen. Zusätzlich erwartet die Stadt in diesem Jahr erneut Zuweisungen in einer Größenordnung wie 2023 und 2024, das wären 170 bis 200 Geflüchtete. Die Stadt hat aber derzeit noch 140 Plätze für Personen frei.

Nicht gebraucht wird Anfang 2026 ein Ersatz für die Hansaringschule, in der zurzeit 72 Flüchtlinge leben. Der Grund: Mit der Sanierung des Gebäudes, das bis Frühjahr 2028 zu einem Zweitstandort der Innenstadtgrundschule ausgebaut werden soll, könnte ein Jahr später begonnen werden. Denn Stadt plant, die Schule nicht mit einem Generalunternehmer, sondern in Eigenverantwortung umzubauen. Dadurch könne man die Bauzeit besser planen und zugleich straffen, heißt es. Trotz der Verschiebung des Baustarts auf Anfang 2027 soll der Fertigstellungstermin der Schule nicht nach hinten rücken.

Weseler Stadtrat entscheidet über weitere Planung für Geflüchtete

Dadurch wäre der Druck beim Bau einer neuen Flüchtlingsunterkunft erst einmal raus, die Stadt könnte vorerst kleiner planen und die weitere Entwicklung der Flüchtlingszahlen abwarten. Die Erwartung ist, dass die Zahlen weiter sinken werden. Wie groß die Alternativ-Unterkunft auf dem Gelände des IB werden könnte, ist indes noch nicht klar.

Die Hansaringschule in Wesel soll ein Jahr länger Flüchtlingsunterkunft bleiben als ursprünglich geplant.
Die Hansaringschule in Wesel soll ein Jahr länger Flüchtlingsunterkunft bleiben als ursprünglich geplant. © FUNKE Foto Services | Markus Weissenfels

Für den SPD-Fraktionschef Ludger Hovest ist steht jedoch fest, dass sie deutlich kleiner ausfallen sollte als das bisher geplante Containerdorf an der Ullrichstraße. „Es gibt keinen Grund mehr, eine Unterkunft für 400 Flüchtlinge zu errichten“, lautetet seine Reaktion auf die neuen Pläne. Eine dezentrale Unterbringung in kleineren Unterkünften ist aus seiner Sicht ohnehin die sozialverträglichere Lösung.

Eine kleinere Variante wäre auch für die städtischen Finanzen eine Erleichterung: Für die große Lösung an der Ullrichstraße hatte die Stadt rund neun Millionen Euro veranschlagt. Diskutiert und beschlossen werden die neuen Vorschläge der Stadt in der Ratssitzung am 28. Januar.