Wesel. Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, die seit 20 Jahren im Amt ist, will nicht mehr antreten. Wofür der neue Kandidat Rainer Benien steht.
Sie habe länger über diese Entscheidung nachgedacht, räumte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp beim Pressegespräch am Montagmorgen ein. Doch nun steht es fest: Die 65-Jährige wird bei der Kommunalwahl im September nicht noch einmal antreten. Westkamp ist bei der kommenden Wahl 21 Jahre im Amt. Das reicht, findet sie. „Ich bin immer gerne Bürgermeisterin gewesen. Es war eine intensive und erlebnisreiche Zeit.“ Doch es gebe für sie noch andere Dinge. „Ich gehe mit einem lachendem und einem weinenden Auge.“
Der Vorstand des SPD-Stadtverbandes hat sich am Freitagabend auf einen neuen Kandidaten festgelegt: Der Beigeordnete Rainer Benien (39) wird als sozialdemokratischer Bürgermeisterkandidat antreten. Der Vorstand habe sich dem Vorschlag der Bürgermeisterin „aus voller Überzeugung“ angeschlossen, erklärte der Vorsitzende Rafael Lorberg. Für den Kandidaten selbst ist das Votum, das im März offiziell von den Mitgliedern bestätigt werden soll, „eine große Ehre“. Als Ulrike Westkamp ihn fragte, „bebte mein Herz wie eine Schneekugel“, gestand Benien. Er ist seit 2017 im Weseler Rathaus als Dezernent für Schule, Sport, Kultur, Jugend und Soziales tätig.
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Sie freue sich nach der Kommunalwahl auf mehr Zeit mit ihrem Mann Helmut, erklärte die Bürgermeisterin – auf anstehende Reisen und darauf, ihre Spanisch-Kenntnisse weiter zu intensivieren. „Wir haben mit Ulrike Westkamp einen Maßstab gesetzt“, blickte Fraktionschef Ludger Hovest, der ebenfalls die aktive Lokalpolitik verlässt, auf die letzten 20 Jahre zurück.
Er ist überzeugt, betonte er, dass Benien ebenso volksnah und kompromissfähig agieren werde wie die aktuelle Bürgermeisterin und dass er in der Lage sei, „den Konzern Stadt“ zu leiten. Wichtig ist aus seiner Sicht auch, dass der Amtsinhaber „im Sinne der Stadtgesellschaft das Beste mit allen Seiten“ – also auch den anderen Fraktionen – vereinbaren könne.
SPD Wesel wünscht sich fairen Kommunalwahlkampf
Rainer Benien beschreibt sich selbst als „Kind vom Land“ (er stammt aus Kirchellen) mit traditionellen Werten und als konservativen Sozialdemokraten. Der SPD gehört er seit zehn Jahren an. Er lebt mit seiner Frau Maria und zwei Kindern (sechs und zehn Jahre alt) seit 2011 in Wesel. Bereits mit 31 Jahren ist er Beigeordneter in Wesel geworden, davor war der studierte Geograf (mit Schwerpunkt Stadtentwicklung) unter anderem bei der Hochschule Ruhr West in Mülheim und beim VDI (Verein Deutscher Ingenieure) tätig. „Ich bin ein großer Freund davon, mit allen Fraktionen zu kooperieren“, versicherte er.
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Die SPD will mit ihrem Bürgermeisterkandidaten sofort in den Wahlkampf starten. „Wir wünschen uns einen fairen, demokratischen Wettbewerb“, betonte Rafael Lorberg. Die Sozialdemokraten sind optimistisch für die Kommunalwahl, zumal sie durch die vorgezogene Bundestagswahl nun für sich steht. Lorberg: „So werden die kommunalen Kandidaten besser wahrgenommen.“ Noch in dieser Woche soll eine Online-Umfrage starten, in der Bürgerinnen und Bürger nach ihren Themen und Schwerpunkten für Wesel gefragt werden. Weitere Beteiligungsformate sollen folgen.
Diese Themen sind der SPD im Kommunalwahlkampf wichtig
Welche Themen stehen für Rainer Benien im Vordergrund? Die – schwierigen – kommunalen Finanzen nennt der 39-Jährige als eine der größten künftigen Herausforderungen. „Die Investitionen müssen aber weiterlaufen, sonst geraten wir in eine Abwärtsspirale.“ Das 100 Millionen Euro schwere Schulbauprogramm, das in seiner Amtszeit angestoßen wurde, ist ein positives Beispiel dafür. Auch den Kitaausbau, Straßenbau und den Sozialbereich stellt Benien als wichtige Themen heraus. Ganz entscheidend ist aus seiner Sicht auch eine wirtschaftsfreundliche Politik, denn die Gewerbesteuer ist eine der größten Einnahmequellen der Kommunen. „Das ist die Grundlage, um Investitionen tätigen zu können.“ Maßgeblich beteiligt ist Benien an der Planung des Innovationscampus: Die Idee stammt von ihm. Bekanntlich plant die Stadt den Neubau der Niederrheinhalle in Verbindung mit einem Hochschulstandort. Umgesetzt werden soll das Projekt in Kooperation mit den Hochschulen Ruhr West und Rhein-Waal.
Der Kommunalwahlkampf dürfte nun Fahrt aufnehmen. Mit André Nitsche (45) hat die CDU ihren Bürgermeisterkandidaten schon im vergangenen Sommer präsentiert. Egal, wer am Ende gewinnt: Es wird auf jeden Fall ein Generationswechsel.