Wesel. Der Stadrat in Wesel hat beschlossen, den Inno-Campus als Nachfolger der Niederrhein-Halle zu planen. Doch viele Fragen sind noch ungeklärt.

Es soll ein wegweisendes Zukunftsprojekt für Wesel werden: Der Stadtrat hat am Dienstagabend beschlossen, die Detailplanungen für den sogenannten Innovationscampus auf den Weg zu bringen. Wo heute noch die abrissreife Niederrheinhalle steht, sollen irgendwann Studierende und Wissenschaftler in engem Austausch mit Unternehmen an Lösungen für die Logistikbranche arbeiten – und dennoch Schützen, Karnevalisten und andere wieder ihre Feierlichkeiten und Veranstaltungen abhalten. Es ist eine wahre Mammutaufgabe, die sich alle Beteiligten da vorgenommen haben und die mit der Unterzeichnung einer Absichtserklärung nun etwas konkreter wird.

Nachdem bereits 100.000 Euro in die erste Grobplanung geflossen sind, stockt die Stadt den Etat jetzt weiter auf: 500.000 Euro werden aus dem aktuellen Haushalt bereitgestellt, um die Pläne für den Innocampus auszuarbeiten. Interessanterweise kommt dieses Geld aus dem Asyl-Budget. Dieser Kniff ist möglich, weil in diesem Jahr bisher deutlich weniger Geflüchtete nach Wesel gekommen sind als ursprünglich erwartet worden waren. Das birgt allerdings ein Risiko: Steigt die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge plötzlich wieder, müsste das Geld aus anderen Bereichen des ohnehin schon knappen Haushalts beschafft werden. Aber – und da waren Politik und Verwaltung sich durch die Bank einig – es muss jetzt schnell weitergehen, wenn man dieses Großprojekt umsetzen will.

Es gab schon ein Gutachten für die Niederrheinhalle

Zur Erinnerung: Vor gut einem Jahr hatte die Verwaltungsspitze erstmals ihre Idee vom Innovationscampus vorgestellt, der die Niederrheinhalle ersetzen soll. Das kam durchaus überraschend, denn zuvor waren die Planungen auf den Neubau einer reinen Veranstaltungshalle ausgerichtet gewesen, auch dafür war bereits ein Gutachten durch ein Fachbüro erstellt worden. Doch nicht zuletzt der finanzielle Druck, den beinahe alle Kommunen immer stärker zu spüren bekommen, dürfte eine Rolle dabei gespielt haben, sich nach Alternativen umzuschauen. „Ohne Inno-Campus keine neue Niederrheinhalle“, stellte der Beigeordnete Rainer Benien in der Ratssitzung unmissverständlich klar.

„Ohne Inno-Campus keine neue Niederrheinhalle“

Rainer Benien
Städtischer Beigeordneter

Am Dienstag durften das Hattinger Planungsbüro sowie die beteiligten Partner der beiden Fachhochschulen aus Kamp-Lintfort und Mülheim sowie die IHK das Projekt noch mal vorstellen und viel Lob in Richtung Wesel für das große Engagement vor Ort verteilen. Diese Lorbeeren gab es dann auch zurück von Verwaltung und Politik, die sich einstimmig dafür aussprach, die Planungen weiterzuführen.

Wesel ist beim Neubau auf Fördermittel angewiesen

Doch es sind noch viele Fragen offen: Wann wird die neue Halle fertig sein? In welcher Form wird sie am Ende von den Hochschulen genutzt? Wie genau werden die Unternehmen aus Wesel und der Region eingebunden? Wie viel Raum bleibt am Ende für Vereine? Wie viel Platz bietet die Veranstaltungshalle für Konzerte oder Veranstaltungen? Und natürlich die Gretchen-Frage: Was soll der Innovationscampus eigentlich kosten und wer bezahlt das?

Ulrich Gorris, Fraktionsvorsitzender der Grünen, lobte das Projekt zwar als das „spannendste Innovationsprojekt“ seit Jahrzehnten in Wesel, ging aber genau auf diese finanzielle Frage ein. Er nannte die 26 Millionen Euro, die mindestens für die große Variante eines gewöhnlichen Neubaus der Niederrheinhalle einzuplanen gewesen wären, als Referenzsumme, die wohl eher nicht ausreichen werde. Klare Antworten auf diese und die anderen Fragen gab es am Dienstag nicht.

Ein Schlüsselpunkt bei der Finanzierung sollen aber Fördermittel sein – Matthias Hendrichs vom Hattinger Büro stellte gleich eine ganze Reihe von Programmen vor, aus denen es Geld für den Bau und den Betrieb der Halle geben könnte. „Dass es nicht ohne Fördermittel gehen wird, wissen wir“, so Rainer Benien. Deswegen sollen schon in den nächsten Monaten die ersten Anträge gestellt werden. Möglich wäre etwa auch ein Investorenmodell, zudem erhofft sich die Stadt einige Unterstützung aus der regionalen Wirtschaft.