Wesel. Stadtrat Wesel beschließt weitere Planung: Neubau für Hochschule und Veranstaltungen soll Niederrheinhalle ersetzen. Es bleiben aber Fragen offen.
Eine gelöste, schon fast euphorische Stimmung herrschte am Dienstag in der Ratssitzung beim Tagesordnungspunkt acht, der sich mit der Planung des so genannten Innovationscampus in Kooperation mit der Hochschule Rhein-Waal an der Stelle der maroden Niederrheinhalle befasste. Als „große Chance für Wesel“ und „Glücksgriff“ bezeichneten alle Partein unisono die Planung, den Neubau für die Hochschulnutzung und Veranstaltungen gleichzeitig zu konzipieren – war Wesel doch damals bei der Bewerbung um die Ansiedlung der Hochschule Rhein-Waal leer ausgegangen. Als „gutes Signal“ kommentierte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp den Beschluss zur weiteren Ausarbeitung der Idee, den der Stadtrat trotz einer Reihe noch offener Fragen einstimmig fällte.
Erfreut stellten sich am Ende Stadtspitze, Hochschulvertreter und Fraktionsvorsitzende zum Foto auf, um den gelungenen und angesichts der Eile raketenhaften Startschuss – der in Noten ausgedrückt sicher eine Eins Minus verdient hätte – zu dokumentieren.
Hochschulstandort und Veranstaltungshalle in Wesel: Frage nach der Finanzierung
Ein Minus deshalb, weil trotz aller Begeisterung doch noch einige Fragezeichen blieben. Die fasste Ulrich Gorris (Grüne) nach dem Vortrag von Bildungsdezernent Rainer Benien und Hochschuldezernent Prof. Oliver Locker-Grütjen in Worte: Warum eine Entscheidung in dieser Kürze? Wie groß soll der Campus werden? Und wie wird das Projekt finanziert, für das der Stadtrat mit dem Beschluss schon 95.000 Euro nur für die Planung bereitstelle? Der Prozess habe eine große Eigendynamik entwickelt, erklärte Oliver Locker-Grütjen, man wolle die Chance ergreifen. Zuvor hatte er schon erklärt, dass die Hochschule vom Bund die Förderung für das Großprojekt „TransRegINT“ (Transformation der Region Niederrhein – Innovation, Nachhaltigkeit, Teilhabe) erhalten habe, dafür gibt es noch bis Ende 2027 zehn Millionen Euro.
Die Nachfrage aus Wesel, ob Interesse an einer Kooperation bestünde, kam daher gerade recht. Der Standort sei hierfür ideal, das Projekt soll die Basis dafür werden. Die Chance, an Entwicklungsgelder heranzukommen, ergeben sich durch das gemeinsame Vorgehen mit der Stadt. Ein 100-Millionen-Campus wie in Kamp-Lintfort oder Kleve werde Wesel aber sicher nicht, versicherte der Hochschulpräsident. Nachhaltigkeit und Innovation sollen die zentralen Themen in Wesel sein, weitere Hochschulen, Unternehmen, aber auch die Stadtgesellschaft einbezogen werden. Rainer Benien betonte, die Beantragung von Fördergeldern werde Teil des Konzeptes sein, um „Wissenschaft in die Stadt zu holen.“ Mit den bisherigen Vorschlägen eines Gutachtens zum Neubau der Niederrheinhalle sei ja niemand so richtig zufrieden gewesen: „Ich glaube, da geht mehr.“ Auch bei 200 Veranstaltungen im Jahr sieht er noch Luft für weitere Nutzung.
Das sagt die Weseler Politik zum Innovationsstandort statt Niederrheinhalle
Wolfgang Lingk (CDU) merkte mit Blick auf die Eventhalle an, dass auch die Bürger beteiligt werden müssten, zum Beispiel die Bürgerschützen und die Karnevalsvereine. Michael Oelkers (FDP) ergänzte den Wunsch seiner Fraktion, dass in der Halle auch größere Veranstaltungen stattfinden können. Ludger Hovest (SPD) bezeichnete den Hochschulplan als „größte Chance für die Stadt seit Jahrzehnten“ und gab sich zuversichtlich, dass auch Weseler Unternehmen wie Delta-Port kooperieren werden. Die offenen Fragen, so Thomas Moll (WfW), würden im Laufe der Entwicklung noch geklärt werden.
Das Entwicklungskonzept, das laut den Initiatoren „in absehbarer Zeit“ fertig sein soll, werde dem Stadtrat nochmals zur Diskussion und Abstimmung vorgelegt, versicherte Bürgermeisterin Ulrike Westkamp. Auch mit Bürgerschützen und Vereinen werde weiter gesprochen.