Wesel. Karla Kilzer (48) erkrankte vor drei Jahren an Brustkrebs. Die Behandlung am EVK Wesel schlug an. Was sie durch die Erkrankung gelernt hat.

Krankheiten erwischen immer nur die anderen. So dachte auch Karla Kilzer bis vor drei Jahren. „Man selbst ist ja nie betroffen.“ Doch von einem Tag auf den anderen änderte sich das, zog ihr eine Diagnose den Boden unter den Füßen weg. Das, was sie selbst in ihrer Brust ertastet hatte, war ein bösartiger Tumor. Gerade jetzt, rund um die Weihnachtszeit, wird die heute 48-jährige Reeserin daran erinnert. Denn am 19. Dezember 2021, das Datum weiß sie noch genau, begann ihre Chemotherapie im Evangelischen Krankenhaus Wesel. Dass die Mutter von zwei Kindern heute wieder gesund ist, erfüllt sie mit großer Dankbarkeit. Und trotz aller Ängste und Nebenwirkungen zieht sie auch positive Lehren aus der zurückliegenden Zeit.

Der medizinische Fortschritt macht Brustkrebs immer seltener zu einer tödlichen Erkrankung. „Die Behandlung hat sich in den letzten fünf Jahren verändert“, sagt Dr. Daniela Rezek, Chefärztin der Senologie am EVK Wesel. Therapien werden zielgerichtet auf den Tumor zugeschnitten. „Die Größe ist nicht mehr entscheidend“, sagt die Medizinerin, „sondern die Biologie des Tumors.“ Zusatzbehandlungen wie Antikörper- und Immuntherapie verbessern die Erfolge – Chemotherapie, Bestrahlung und Operation fallen dadurch aber nicht weg. Bei Nicht-metastasierenden Brusttumoren liegt die Heilungsrate inzwischen bei 90 Prozent, erklärt Dr. Rezek. Sogar bei schon aufgetretenen Metastasen sei sie mit 85 Prozent noch hoch.

Brustkrebs-Diagnose kam völlig unverhofft

Das alles hatte Karla Kilzer nicht im Kopf, als sie die Diagnose erhielt. Nie hatte jemand in der Familie Krebs, „warum sollte ich damit anfangen?“. Leider war es so. Zuerst hieß es, der Krebs sei noch nicht so dramatisch, ein schneller OP-Termin war anberaumt. Doch bei der Tumorkonferenz lieferten ergänzende Befunde dann andere Ergebnisse. So musste sich die Reeserin einer ausgedehnteren Therapie unterziehen: Erst eine Chemo- und Antikörpertherapie, die den Tumor schrumpfen lassen sollten, dann die Operation und schließlich eine Bestrahlung und eine Reha. Alles in allem zogen sich die Behandlungen bis Ende Dezember 2023, zehn Monate war die Bankkauffrau aus dem Beruf raus.

„Die Welt ist erst einmal stehen geblieben. Sie dreht sich heute weiter, aber nicht mehr wie vorher“, beschreibt Karla Kilzer die Zeit nach der Diagnose. „Ich habe eine tolle Familie, mein Mann und meine beiden Kindern haben mich unterstützt.“ Es gab dennoch erst einmal viele bange Fragen, zum Beispiel die von der heute elfjährigen Tochter: „Mama, stirbst du jetzt?“ Das konnte sie zum Glück mit einem klaren „Nein“ beantworten.

„Die Welt ist erst einmal stehen geblieben. Sie dreht sich heute weiter, aber nicht mehr wie vorher“

Karla Kilzer
war an Brustkrebs erkrankt

Ihre vielen eigenen Fragen wurden ihr gut erklärt, berichtet Karla Kilzer. „Wir sagen ehrlich, welche Therapie ansteht“, erklärt Dr. Rezek. Spezielle geschulte Fachfrauen, sogenannte „Breast Care Nurses“, übernehmen das Gespräch, für das sie sich viel Zeit nehmen. Zusätzlich gibt es psychoonkologische Angebote, auch Heilpraktikerinnen ergänzen das komplett weibliche Team des Brustzentrums am EVK. „Jede Frage wurde ernst genommen, das war super. Ich konnte mich fallen lassen“, schildert die 48-jährige Patientin ihre Erfahrung.

Fragen bei Krebs: „Nicht bei Dr. Google nachschlagen“

Chemo und Bestrahlung waren dennoch eine schwere Zeit für sie. „Ich war fit wie ein Turnschuh. Die Chemo hat mich schon aus den Latschen geschmissen.“ Doch sie kann sich zwischen den Behandlungen erholen. „Ich bin von vielem verschont geblieben“, sagt sie trotz Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Übelkeit. Nicht zu viel darüber nachdenken, war ihre Devise und vor allem rät sie Betroffenen: „Nicht bei Dr. Google nachschlagen.“

Es gab in dieser Zeit auch gute Nachrichten: Die gewählten Therapien schlugen an, sodass die Operation brusterhaltend erfolgen konnte. Nach der überstandenen Behandlung überlegte sich die Haldernerin, was sie dem Team des EVK zurückgeben könnte und hatte eine Idee: Die Vorsitzende des Halderner Blasorchesters organisierte Anfang November 2024 mit ihrem Verein ein Benefizkonzert zugunsten der Aktion B. Der Verein kümmert sich um Aufklärung und Information über Brustkrebs und unterstützt Frauen, die durch die Krankheit in finanzielle Nöte geraten. Für das Konzert wurde kräftig die Werbetrommel gerührt, „Rees war pink“, erinnert sich Karla Kilzer. Aber es hat sich gelohnt: 2600 Euro spendeten die vielen Besucher – das war mehr als erwartet.

Wenn die Welt sich heute für sie anders dreht, dann meint Karla Kilzer, dass sie aus der Zeit etwas mitgenommen hat. „Man geht anders mit sich um. Ich habe gelernt, Nein zu sagen, nicht immer alles selbst zu machen.“ Jeden Tag gönnt sie sich eine halbe Stunde, „in der ich nichts mache.“ Und was rät sie anderen Frauen in ihrer Situation? „Kopf hoch, Lächeln, gute Laune bewahren – auch wenn‘s schwerfällt.“ Sie habe gelernt, das Leben zu genießen und auf sich zu achten, denn: „Der wichtigste Mensch in deinem Leben bist du selber.“