Wesel. Die NRW-Krankenhausreform hat Auswirkungen auf die Weseler Häuser. Wir haben gefragt, was sich ändert und welche Folgen das für Patienten hat.

In dieser Woche hat NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann die Details zur Krankenhausreform präsentiert. Anfang dieser Woche wurden die Feststellungsbescheide verschickt. Damit haben die Krankenhäuser in Wesel endlich schriftlich, was sich in den vergangenen Monaten bereits abzeichnete. Beide Kliniken müssen sich von einzelnen Leistungsgruppen verabschieden. So muss das Marien-Hospital die Leukämie- und Lymphom-Behandlung sowie die Behandlung von Ovarialkarzinomen (Eierstockkrebs) abgeben und soll auch keine Lebereingriffe, Pankreasoperationen und den Austausch von Knieprothesen vornehmen. Dagegen wird das Hospital die Palliativmedizin hinzugewinnen.

Dessen Geschäftsführer, Karl-Ferdinand von Fürstenberg sieht die Folgen für das Krankenhaus zwiespältig. „Die Konzentration bestimmter Leistungen in der Region ist sinnvoll, und grundsätzlich wird das Marien-Hospital in einigen Bereichen gestärkt“, sagt von Fürstenberg auf Anfrage der Redaktion. Allerdings gebe es Leistungsgruppen, in denen das Haus eine nachweislich gesicherte Qualität biete und dennoch keinen Auftrag mehr dafür erhalte. „Das macht es schwierig, Versorgungsstrukturen in ihrer Gesamtheit abzubilden, was für den Patienten aber sinnvoll wäre“, so der Geschäftsführer.

Wegfall betrifft überschaubare Anzahl von Fällen

Die notwendigen strukturellen Veränderungen im Marien-Hospital halten sich laut von Fürstenberg in Grenzen. Demnach müssen keine Abteilungen geschlossen werden und es kommen keine solchen hinzu. „Der Wegfall der Leistungsgruppen betrifft eine überschaubare Anzahl von Fällen in der Menge“, sagt Karl-Ferdinand von Fürstenberg, „hat aber qualitative Auswirkungen, da eben nicht mehr der gesamte Versorgungspfad abgebildet werden kann.“

Klar ist, dass Patientinnen und Patienten in den zum 1. April wegfallenden Leistungsgruppen zukünftig andere Kliniken werden ansteuern müssen. „Das muss nicht immer schlecht sein, kann aber auch zu einer Herausforderung werden“, so von Fürstenberg. Man sei dazu mit anderen Häusern im Gespräch. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Reform seien noch nicht absehbar: „Es wird nicht mehr Geld im System sein, es wird jedoch anders verteilt und hängt letztlich auch davon ab, wie viele Leistungserbringer in den Leistungsgruppen tätig sind.“

Weseler Krankenhäuser wollen enger zusammenarbeiten

Mit dem evangelischen Krankenhaus hat das Marien-Hospital bereits eine engere Zusammenarbeit vereinbart. „Das Ergebnis in den orthopädischen Leistungsgruppen war vorher bekannt und wurde von beiden Häusern in einer gemeinsamen Stellungnahme kommentiert. In diesen Bereichen wollen wir zukünftig enger zusammenarbeiten, damit die Versorgung der Menschen hier vor Ort gesichert bleibt und keine weiteren Wege in Kauf genommen werden müssen“, sagt Karl-Ferdinand von Fürstenberg.

In Zukunft soll sich die endoprothetische Versorgung im Marien-Hospital konzentrieren, während unter anderem die Wirbelsäulenversorgung im evangelischen Krankenhaus angesiedelt ist. Dort zieht man grundsätzlich ein positives Fazit. Alle wesentlichen Anforderungen seien bereits abgedeckt, das Krankenhaus sehe sich aktuell gut aufgestellt. „Wir erfüllen die Voraussetzungen in allen zentralen Bereichen und werden auch zukünftig eine qualitativ hochwertige Versorgung anbieten“, sagt Geschäftsführer Heino ten Brink auf Anfrage.

EVK Wesel sieht sich wirtschaftlich stark aufgestellt

Trotz der bestehenden Unsicherheiten und Herausforderungen sei das Evangelische Krankenhaus Wesel wirtschaftlich weiterhin stabil aufgestellt. „Besonders die fachlichen Schwerpunkte bieten eine solide Grundlage für die Zukunft“, sagt ten Brink, der vor allem die onkologische Versorgung mit dem Onkologischen Kompetenzzentrum Niederrhein, die Kompetenzbereiche Gynäkologie und Senologie, die Wirbelsäulenchirurgie, die Neurologie inklusive Frührehabilitation sowie die Nephrologie und die Allgemein- und Viszeralchirurgie erwähnt.

In diesem Kontext seien generell nur wenige Leistungsgruppen für das EVK nicht berücksichtigt worden, so der Geschäftsführer. Ab 2026 entfalle hauptsächlich die Leistungsgruppe der elektiven Endoprothetik.  „Diese Entwicklung war absehbar, und wir haben frühzeitig darauf reagiert, indem wir gezielt den Bereich der Wirbelsäulenchirurgie ausgebaut haben“, sagt Heino ten Brink. Wie in allen beteiligten Bereichen führe man auch weiterhin Gespräche mit allen betroffenen Krankenhäusern in der Region – dies schließe auch das Marien-Hospital Wesel mit ein. „Durch diese starken Kooperationen werden wir in Zukunft nicht nur die umfassende Versorgungsqualität für unsere Patienten und Patientinnen, sondern auch die Weiterbildungsmöglichkeiten unserer Assistenzärztinnen und -ärzte sicherstellen“, so Heino ten Brink.

Die Leistungen im Überblick

Diese Leistungsgruppen hat das Land für das Evangelische Krankenhaus Wesel vorgesehen: Allgemeine Innere Medizin, Komplexe Gastroenterologie (Behandlung der Verdauungsorgane), Komplexe Nephrologie (Nierenheilkunde), Leukämie und Lymphome (Blutkrebs / veränderte Lymphknoten), Allgemeine Chirurgie, Wirbelsäuleneingriffe, Tiefe Rektumeingriffe (Behandlung des Enddarms), Allgemeine Frauenheilkunde, Senologie, HNO (Hals, Nasen, Ohren), Allgemeine Neurologie, Stroke Unit (Schlaganfallstation)
26.3 Neuro-Frühreha (Phase zwischen Intensivstation und Reha, u. a. bei schweren Hirnverletzungen), Intensivmedizin, Palliativmedizin.

Für das Marien-Hospital ist geplant: Allgemeine Innere Medizin, Komplexe Gastroenterologie, Komplexe Pneumologie, EPU/ Ablation (Diagnose und Behandlung von Herzrhythmusstörungen), Interventionelle Kardiologie (Minimalinvasive Eingriffe am Herz), Kardiale Devices (Einsetzen von z.B. Herzschrittmachern), Allgemeine Chirurgie, Bauchaortenaneurysma, Behandlung der Hauptschlagader am Hals, Komplexe periphere arterielle Gefäße, Endoprothetik Hüfte (Künstlicher Ersatz), Endoprothetik Knie, Revision Hüftendoprothese, Tiefe Rektumeingriffe, Urologie, Allgemeine Frauenheilkunde, Senologie, Geburten, Perinataler Schwerpunkt (Versorgung von Frühchen ab 1.500 Gramm, die keine Intensivpflege benötigen), Perinatalzentrum Level 2 (Intensivmedizinische Versorgung von Frühchen ab 1.250 Gramm bis 1.500 Gramm), Kinder- und Jugendmedizin, Geriatrie, Intensivmedizin, Palliativmedizin, Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie - teilstationär.