Haldern. Vor 30 Jahren wollten in Haldern junge Menschen neue musikalische Wege gehen, weg von klassischer Blasmusik, hin zu Musik mit hohem Anspruch.
Was es heißt, als Orchester 30 Jahre alt zu werden, kann man sich so vor Augen führen: Richard von Weizäcker war Bundespräsident und soziale Medien gab es nicht, sondern nur die Telefonzelle an der Musikschule. Und es gab eine Gruppe junger Halderner Musiker, die mehr wollten.
Denn für das Halderner Blasorchester (HBO) macht genau das das 30-Jahre-alt-werden aus: das Weiterkommen und das Aktuell-Bleiben. Jules Hendriks, der allererste Dirigent des HBOs, erinnert sich, wo das herkommt: „Ihr wolltet damals ganz neue musikalische Wege gehen; weg von der klassischen Blas- und Marschmusik, hin zu komplexer, interessanter Musik mit einem hohen musikalischen Anspruch.“
Großzügiges Angebot des Dirigenten Jules Hendriks
Hendriks bot daraufhin an, das HBO so lange kostenlos zu dirigieren, bis es ihn bezahlen kann. Zusammen mit Elisabeth Kemkes und Christian Lehmann als die ersten Vorsitzenden sowie mit Karl-Heinz Lehmann, der schon lange Musik in Haldern förderte, wurde der Traum der musikalischen Unabhängigkeit so zum eigenen Orchester.
Unter der Führung von Karla Kilzer, die dann den Vorsitz übernahm und nach einer mehrjährigen Pause auch heute das Orchester anführt, ist das Orchester auf mittlerweile 54 aktive Musiker gewachsen; insgesamt sind in den vergangenen 30 Jahren noch viel mehr gekommen und auch gegangen.
Gemeinsam sind sie groß geworden
Sie haben sich neu orientiert oder die Musik, die sie im Orchester lieben gelernt haben, woanders professionell weitergeführt. Alle zusammen aber haben sie Musik gemacht, Probenpausen verquatscht, sind gemeinsam zu Auftritten gefahren, haben über ihre Fehler hinweggesehen, gemeinsam ein oder zwei oder mehrere Runden an der Theke getrunken und sind immer näher zusammengewachsen.
Auf Nikolausfeiern, Seminaren, Schützenfesten, Martinsumzügen haben sie gespielt, sich die Finger auf dem Weihnachtsmarkt oder Karnevalsumzügen abgefroren, Volkstrauertage, Radio- und Fernsehauftritte und natürlich unendlich viele eigene Konzerte absolviert.
Und immer wieder haben die Orchestermitglieder am Leben der anderen aktiv teilgenommen. Die Ständchen zur Hochzeit, Krönungsball oder Karnevalsprinzenfeier waren stets nicht nur Gänsehautmomente oder Anfänge eines gemeinsamen, schönen Abends sondern genauso ein Bejahen der Gemeinschaft, die weit über das gemeinsame Musizieren hinausgeht.
Ein aktives und heimatverbundenes Orchester
Am Ende des Tages ist selbst so ein aktives und heimatverbundenes, aber landes- und ortsgrenzenüberschreitendes Orchester eben erst einmal nur ein Verbund einzelner Menschen mit einer gemeinsamen Leidenschaft. Zum Orchester wird es durch das Engagement der Vorsitzenden, der Kassierer und Schriftführer, der Notenwarte, der Jugendvertreter, der Dirigenten sowie der Schlagzeug-Transporteure und der Musizierenden selbst. Und natürlich besonders durch die Zuhörerschaft, die das Orchester immer wieder antreibt und hoffentlich bald nicht länger im Stillen sitzen muss.