Wesel. Der Stadtrat stimmt dem Bebauungsplan für die Erweiterung des Rhein-Lippe-Hafens zu. Die Kritiker hoffen nun auf eine prominente Anwältin.
Vor der Ratssitzung demonstrierten die Mitglieder der Initiative „Rhein-Lippe-Aue bleibt“ am Dienstagnachmittag erneut gegen die Erweiterung des Rhein-Lippe-Hafes. Verhindern konnten sie den anstehenden Ratsbeschluss damit nicht: Bei zehn Gegenstimmen gab die Politik grünes Licht für den Bebauungsplan 232.
Es geht um eine 33 Hektar große Fläche im südlichen Bereich des Hafengeländes, die heute noch eine Grünfläche ist. Hier sollen sich wie schon im nördlichen Teil des Hafens Logistik- und Industriebetriebe ansiedeln können. Seit längerer Zeit kämpfen die Kritiker gegen das Projekt und haben im Internet über 1800 Unterschriften gesammelt. Durch die Bebauung werden rund 27 Hektar Auenlandschaft zerstört, argumentieren sie. Die Initiative kritisiert auch, dass es im Hafen an dieser Stelle keinen Schienenanschluss gibt, sodass der Verkehr „im günstigsten Falle vom Schiff auf die Straße verlagert“ wird. Anwohner fürchten außerdem aufgrund der Nähe der geplanten Bebauung zu ihren Grundstücken eine Belastung durch Lärm, Licht und Schadstoffe.
Hafenausbau in Wesel: „Biotop wird zerstört“
Gegen den Bebauungsplan stimmten in der Ratssitzung Grüne, Linke und Marcel Schoierer (Die Partei). Die Grünen halten die Hafenerweiterung zwar grundsätzlich für sinnvoll, erklärte Ulrich Gorris. Er bemängelte aber, dass deutlich mehr Schutz für die Anwohner möglich gewesen wäre. Barbara Wagner (Linke) kritisierte die „Zerstörung eines großflächigen Biotops“ und den zu erwartenden Lkw-Verkehr. Es seien wichtige Fragen der Anwohner nicht beantwortet worden. Die Gegner des Hafenausbaus quittierten die Abstimmung im Rat mit Pfiffen.
Sie wollen nun Klage beim Oberverwaltungsgericht Münster einreichen. Das sagte Anwohner Engelbert Jesih der NRZ. Er werde gemeinsam mit der Nabu stellvertretend für das Bündnis klagen, dem Anwohner und mehrere Organisationen wie BUND, Attac Niederrhein oder Fridasy for Future angehören. Die Kritiker der Hafenerweiterung haben dafür die prominente Klimaanwältin Dr. Roda Verheyen aus Hamburg gewinnen können. Sie soll jetzt schnell aktiv werden, um zu verhindern, dass schon bald mit Rodungsarbeiten begonnen wird, erklärte Jesih.