Wesel. Das Bündnis „Rhein-Lippe Aue bleibt!“ versucht, die geplante Erweiterung des Rhein-Lippe-Hafens zu verhindern. Was die Gruppe befürchtet.

„Stopp Logistikpark. Rettet das Biotop!“ Genau das forderte das Bündnis „Rhein-Lippe Aue bleibt!“ am Samstag vor dem Berliner Tor. Mit Musik und einer Malaktion für Kinder versuchte das Bündnis, in dem sich mehrere Natur- und Umweltschutz-Vereine und -Initiativen, aber auch Anwohner und Anwohnerinnen und Einzelpersonen zusammengeschlossen haben, auf sich und ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

Bereits seit vier Wochen zeigen rund 40 aktive Mitglieder Präsenz an verschiedenen Orten in der Stadt, um Unterschriften gegen den Ausbau des Rhein-Lippe-Hafens bzw. den Bebauungsplan, der diesen ermöglicht, zu sammeln. Bislang sind mehr als 1100 Stimmen online und 300 Stimmen analog zusammengekommen. Außerdem möchte das Bündnis Bürgerinnen und Bürger dazu motivieren, eigene Einwände an die Stadt Wesel zu schreiben.

Bündnis befürchtet Folgen für Mensch und Natur

Im Zusammenhang mit dem geplanten Hafenausbau kritisiert das Bündnis zum einen die Zerstörung des niederrheinischen Landschaftsbildes und befürchtet zum anderen negative Auswirkungen für Mensch und Natur durch die Ansiedlung weiterer Logistik-Firmen. Mehr Verkehr, insbesondere Lkw-Verkehr, eine höhere Feinstaubbelastung, die Gefährdung von Trinkwasserreserven und die Zerstörung des Lebensraums bedrohter Arten sieht das Bündnis als Folgen. Und das ist nicht alles: „Uns ist auch der soziale Aspekt wichtig“, erläutert Klaus Kubernus-Perscheid (67). „Die Logistikfirmen beschäftigen Arbeiter für einen niedrigen Lohn und dafür so viel Fläche bereitzustellen, finden wir problematisch.“

Johannes Pappas (51), der in der Nähe der Rhein-Lippe-Aue aufgewachsen ist, wünscht sich angesichts der aktuellen Situation von Natur und Klima ein Umdenken: „Ich finde es traurig. Man nutzt zwar das Argument, dass das Gebiet schon immer Industriegebiet war, aber man muss ja nicht an Plänen festhalten.“ Vielmehr solle man „die einzigartige Natur und ihre Lebewesen schützen“, schließlich könne man diese nicht ausgleichen: „Man kann einen 200 Jahre alten Baum nicht umpflanzen. Das geht nicht.“

Matthias Dirks umtreiben indes vor allem die Folgen des eigentlichen Baus: „Die Stadt Wesel und die Stadt Voerde wollen den Rhein-Lippe-Hafen auf insgesamt 60 Hektar ausbauen. Dazu kommt, dass die Gebäude bis zu 40 Meter hoch gebaut werden und somit weitere Flächen versiegelt werden“ beklagt der 60-jährige. Er setzt neben dem konkreten Kampf gegen den Hafenausbau auch auf die Botschaft, dass jeder etwas im Kleinen tun kann, wie zum Beispiel lokal einzukaufen. „Weniger ist mehr“, verdeutlicht Matthias Dirks.

Noch bis Montag, 13. Mai, läuft die Offenlegung, während der Bürgerinnen und Bürger ihre Einwände gegen das Projekt einbringen können. So lange sammelt das Bündnis auch noch Unterschriften. Für den Tag selbst ist dann eine größere Veranstaltung im Haus am Dom geplant.